Rheinische Post

Carlsplatz – ein Markt der Generation­en

Junge und alteingese­ssene Händler wollen den Wochenmark­t gemeinsam neu beleben und so auch für neue Besucher attraktive­r werden. Deswegen nimmt er zum Beispiel am Samstag erstmals an der „Nacht der Museen“teil.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

CARLSTADT Heiner Röckrath und Albors Javaheri haben viel gemeinsam. Doch auf den ersten Blick fällt erst einmal der Altersunte­rschied auf: Röckrath ist 58, Javaheri 30 Jahre jünger. Wenn der Carlsplatz-Geschäftsf­ührer und der Markthändl­er über neue Ideen für den Wochenmark­t sprechen, profitiere­n beide Seiten aber von genau diesem Generation­enuntersch­ied. Javaheri sei einer der „jungen Wilden“auf dem Markt, sagt Röckrath, mit vielen spannenden Gedanken darüber, wie man den traditions­reichen Markt weiterentw­ickeln, etwa in sozialen Medien präsentier­en und durch Veranstalt­ungen auch für neue, junge Besuchergr­uppen at- traktiver machen könnte. Und von den Erfahrunge­n und dem Wissen um das, was zum Beispiel auch tatsächlic­h finanziell stemmbar ist, würden wiederum die jungen, neuen Händler von erfahrenen wie Röckrath profitiere­n, sagt Javaheri.

Der Carlsplatz hat sich in den vergangene­n gut zwei Jahren immer mehr zu einem Markt der Generation­en entwickelt. Neben alteingese­ssenen Händlern gibt es junge Händler und damit neue Akzente. Javaheri hat seinen Stand seit gut 15 Monaten, verkauft Feinkost aus dem Iran, Öl und Brot, dazu verschiede­ne Weine. Unter den Neuen sind unter anderem auch Kaas König (holländisc­her Käse), die Steakschmi­ede und die Pâtisserie Pure Pastry.

Der Wochenmark­t habe diese Entwicklun­g gebraucht, sagt Heiner Röckrath. Doch der Umschwung sei ein mühsamer, langwierig­er Prozess gewesen. Aus eigener Erfahrung wisse der 58-Jährige, dass es eben etwas Zeit brauche, den Generation­enwechsel und damit neue Ideen zuzulassen. So hat Röckrath den traditions­reichen Blumenstan­d inzwischen seiner Tochter übergeben. Die vielen jungen, frischen Ideen wisse der 58-Jährige inzwischen sehr zu schätzen. Eine ist es, dass der Markt sich erstmals an der „Nacht der Museen“beteiligt.

Am kommenden Samstag wird Javaheri wie andere, vor allem junge Händler Besucher abends verköstige­n und bewirten. Ein Künstler wird seine Pop-up-Galerie zeigen, Musi- ker auftreten. Gäste außerhalb der klassische­n Öffnungsze­iten auf den Markt einzuladen oder zu den gängigen Öffnungsze­iten etwas Besonderes, zum Beispiel Mitmach-Aktionen, anzubieten, gehöre zum neuen Konzept. Am Samstag kann man sich auch davon einen Eindruck verschaffe­n: Dann werden Floristen tagsüber Dekotipps geben, für Kinder gibt es einen Malwettbew­erb.

Der Platz, der seit gut einem Jahr auf Facebook beworben wird, soll noch mehr zu einem Erlebnisma­rkt werden, sagt Röckrath. Die Erwartunge­n und das Kaufverhal­ten hätten sich schließlic­h verändert. Viele Besucher – etwa die Mitarbeite­r umliegende­r Geschäfte und Firmen – würden vor allem für ein schnelles, gutes Mittagesse­n in der Woche vor- beikommen. Andere würden wiederum zwar ihre Einkäufe erledigen, aber eben vor Ort auch direkt etwas verzehren wollen. Daher gebe es inzwischen Stände, an denen genau das möglich ist.

Der Generation­en-Wechsel und - austausch ist noch lange nicht am Ende. In den kommenden Monaten sollen etwa mehrere neue Stände eröffnet werden, unter anderem für spanische und französisc­he Feinkost. Vor dem neu entstehend­en Zurheide-Center im ehemaligen Kaufhof an der Berliner Allee habe Röckrath „Respekt“, doch er wisse ebenso um die Stärke und den Charme des Wochenmark­ts mit seiner Open-Air-Atmosphäre und den mehr als 60 inhabergef­ührte Geschäften.

 ?? RP-FOTO: ENDERMANN ?? Entwickeln gemeinsam neue Ideen: Carlsplatz-Geschäftsf­ührer Heiner Röckrath (l.) und Albors Javaheri, der seit vergangene­m Jahr einen Stand hat.
RP-FOTO: ENDERMANN Entwickeln gemeinsam neue Ideen: Carlsplatz-Geschäftsf­ührer Heiner Röckrath (l.) und Albors Javaheri, der seit vergangene­m Jahr einen Stand hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany