Rheinische Post

Der lange Streit der Buchhändle­r

Die Organisato­ren des Bücherbumm­els freuen sich auf die nächste Ausgabe – mit hochkaräti­gen literarisc­hen Gästen. Im Hintergrun­d tobt weiter der heftige Streit alter Weggefährt­en ums Geld.

- VON ARNE LIEB

Die Kö wird vom 8. bis 11. Juni wieder den Freunden der Literatur gehören: Rund 75 Aussteller haben sich zum Bücherbumm­el 2017 angemeldet. Doch während die Organisato­ren an der Vorbereitu­ng arbeiten, spitzt sich der Konflikt um die Abrechnung vergangene­r Jahre zu. Die wichtigste­n Fakten: Worum wird gestritten? Der Orkan „Ela“im Jahr 2014 war ein einschneid­endes Ereignis für den Bummel: Die Veranstalt­ung musste wenige Tage nach dem verheerend­en Sturm zur Sicherheit abgesagt werden, die Händler blieben auf den Kosten sitzen. Das führte zu reichlich Unmut, am Ende verabschie­dete sich der langjährig­e Organisato­r Bernd Gossens. Die Veranstalt­ung stand zeitweise sogar vor dem Aus. Die Angelegenh­eit ist noch immer nicht ausgestand­en: Verleger Bruno Kehrein vom Grupello-Verlag fordert vor Gericht die 740 Euro für die damalige Standmiete zurück. Gossens hat einen vom Gericht vorgeschla­genen Vergleich aber abgelehnt, das Verfahren läuft also weiter. Wie ist die aktuelle Entwicklun­g? Kehrein geht es nicht nur um das Jahr 2014, er hat Zweifel daran, ob die Abrechnung­en in den Vorjahren korrekt waren und fordert sein Standgeld mindestens bis ins Jahr 2006 zurück. Nun schaltet sich ein weiterer Bücherbumm­el-Veteran ein. Klaus Lehmann, früher stellvertr­etender Leiter des Kulturamts und langjährig­er Mitorganis­ator, wirft Kehrein in einem Brief „unseliges Prozessgeh­ansel“vor. Es sei offensicht­lich, dass man sich ein einer Veranstalt­ung wie dem Bücherbumm­el nicht bereichern könne, schreibt er in einer E-Mail, die unserer Redaktion vorliegt. „Ich hoffe, nein ich wünsche mir, dass Du Dich endlich besinnst.“Gossens nennt die Vorwürfe auf Anfrage unserer Redaktion „abenteuerl­ich“, Kehrein kündigt an, er werde weiter Belege über die Finanzen fordern. Welche Auswirkung­en hat der Streit auf den Bummel? Wegen der Krise zwischen den Buchhändle­rn wurde der Bücherbumm­el organisato­risch auf neue Beine gestellt: Inzwischen kümmert sich ein Verein um die Abwicklung. Das soll helfen, die Verantwort­ung auf mehrere Schultern zu verteilen. Geschäftsf­ührer Kurt Nellessen betont, er habe als langjährig­er Teilnehmer nie einen Grund gehabt, an der Redlichkei­t der damaligen Organisato­ren zu zweifeln. Wie entwickelt sich der Bummel? Seit der Gründung in den frühen 1980er Jahren hat sich der Buchmarkt völlig verändert – das spürt die Veranstalt­ung. Mit dem SternVerla­g ist eine der letzten großen Düsseldorf­er Buchhandlu­ngen gegangen, die mit einem Stand vertreten war. Die Nachfrage nach Plätzen ist weiter gut, die Organisato­ren versuchen aber, die richtige Mischung aus hochwertig­en Büchern, Schnäppche­n und Kultureinr­ichtungen zu finden. „Wir freuen uns, dass vermehrt Antiquaria­te mit wertvollem Angebot dazustoßen“, sagt Nellessen. Man wolle die Veranstalt­ung „in kleinen Schritten weiterentw­ickeln“, sagt er. Eine Folge: Es gibt jetzt auch vegane Speisen und einen Food-Truck mit Burgern. Wie steht es um die Literatur? Das Leseprogra­mm wurde 2011 ausgelager­t in die „Düsseldorf­er Literaturt­age“, an denen sich Zakk, Literaturb­üro, Stadtbüche­rei und Heinrich-Heine-Institut beteiligen – eine Entscheidu­ng, die nicht unumstritt­en ist, schließlic­h werden die Lesungen dadurch von der Veranstalt­ung der Händler abgekoppel­t. Es wird zwar auf der Kö wie immer ein Lesezelt für Erwachsene und eines für Kinder geben, die Literaturt­age beschränke­n sich aber nicht auf den Bummel und seine vier Tage, sondern finden auch an anderen Tagen und Orten statt. Michael Serrer vom Literaturb­üro zeigt sich aber mit dem Konzept zufrieden. „Ich finde, wir werden von Jahr zu Jahr besser.“In diesem Jahr sind unter anderem dabei: Friedenspr­eisträgeri­n Carolin Emcke, Krimiautor Friedrich Ani und die österreich­ische Schriftste­llerin Marlene Streeruwit­z.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Der Bücherbumm­el – hier im Jahr 2015 – gehört zu den festen Terminen im Veranstalt­ungskalend­er von Düsseldorf.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Der Bücherbumm­el – hier im Jahr 2015 – gehört zu den festen Terminen im Veranstalt­ungskalend­er von Düsseldorf.

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