Die letzte Baulücke wird geschlossen
Seit gut 15 Jahren ist das Quartier Central Dauerthema im Stadtbezirk 1. Das Wohngebiet Le Flair ist Teil davon. Mit vier Wohngebäuden an der Marc-Chagall-Straße wird dort nun auch das letzte freie Baufeld belegt.
PEMPELFORT Man muss nicht alles schön finden, was in den vergangenen 15 Jahren so auf dem ehemaligen Gelände des Derendorfer Güterbahnhofs, das als Neubaugebiet den frankophil klingenden Namen Le Quartier Central erhielt, gebaut wurde. Eines jedoch kann den Planern schwerlich abgesprochen werden: Auch die letzte kleine Baulücke wurde bis an Jülicher- und Franklinbrücke heran ausgefüllt, so dass ein (unfreiwilliger) Blick von Passanten in die Fenster der Wohn- und Geschäftshäuser seitens der Mieter oder Eigentümer eingerechnet werden muss.
Das wird auch jetzt nicht anders sein, wenn Projektentwickler Interboden an der Marc-Chagall-Straße 200 und 202 sowie entlang der Jülicher Straße 89 und 91 im Baufeld 13 noch einmal vier sechs- und siebengeschossige Mehrfamilienhäuser mit 98 Wohnungen hochzieht. Diese Neubauten markieren das Ende der Bebauung in dem sechs Hektar großen Wohngebiet mit dem nicht minder schön klingenden Namen Le Flair, das allein mehr als 900 der insgesamt 2000 bereits im Quartier Central (rund 35 Hektar) realisierten Wohnungen aufnimmt.
Ein gewisses Aufatmen auf Seiten der Politiker war zu vernehmen, als das Projekt in der Bezirksvertretung 1 vorgestellt wird. Die 98 überwiegend zum Innenhof ausgerichteten Wohnungen sind zwischen 54 und 125 Quadratmeter groß. In einer Tiefgarage ist Platz für 57 Fahrzeuge, 18 Wohnungen sind barrierefrei erreichbar. Erstmals überhaupt im Le Flair greift das Handlungskon- zept Wohnen, so dass 20 Prozent der Wohnungen preisgedämpft und 20 weitere öffentlich gefördert sein werden. Die Dachflächen sollen begrünt werden. 14 Bäume müssen für das Bauvorhaben gefällt werden. Entsprechende Ersatzpflanzungen sollen in unmittelbarem Umfeld durchgeführt werden. Abgeschlossen werden soll die Baumaßnahme laut Interboden voraussichtlich 2019. Was den Stadtteilpolitikern wichtig ist: Es soll eine direkte und öffentlich nutzbare Wegebeziehung zur Tußmannstraße geben. Unter dieser Voraussetzung wurde die Baugenehmigung erteilt.
Wie gesagt: Architektur und vor allem die Wucht der Gebäude im Quartier Central gefallen nicht unbedingt jedem. Als in der Bezirksvertretung 1 zum Beispiel die Planungen für das siebengeschossige Bürohaus La Tête an der Franklinbrücke begutachtet werden musste, machten noch Vokabeln wie „entsetzlich“, „klobig“oder „grauenhaft“die Runde, abgesegnet wurde das Vorhaben am Ende doch. Als jetzt die Entwürfe für die letzten Häuser an der Marc-Chagall-Straße vorgestellt wurden, ging es nur noch um Details, um Schallschutzfenster oder Substrathöhen. Es war deutlich spürbar, dass die Bezirkspolitiker ein wenig die Lust daran verloren hatten, sich Gedanken über die sich ähnelnden Bauanträge zu machen.
Auch beim OB-Dialog in Pempelfort mit Thomas Geisel wurde noch einmal nachhaltig von einigen Bür- gern kritisiert, durch die anonym und auswechselbar wirkenden Hochhäuser verliere der Stadtteil nicht nur an Charakter, sondern es würden vor allem auch Frischluftschneisen versperrt. Doch Geisel bleibt angesichts wachsender Bevölkerungszahlen und mehr Arbeitsplätzen in der Stadt ein Fan der „behutsamen Innenraumverdichtung. Und die Wohnungen gehen dort weg wie geschnitten Brot, so falsch können die Entscheidungen dort also nicht sein“.