Rheinische Post

Film über Kalous Leben beim Festival „11mm“

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BERLIN (sid) Und plötzlich stockt Salomon Kalou die Stimme. Er spielt nervös mit den Fingern, sein Blick weicht der Kamera aus. Eine dicke Träne kullert langsam über sein Gesicht. „Mein Erfolg gehört euch“, sagt Kalou dann mit brüchiger Stimme. Er meint seine Familie. Seine Mama, seine acht Schwestern, seine drei Brüder – und ganz sicher auch seinen Vater.

Antoine Kalou starb Mitte August an den Folgen eines Herzinfark­ts. Dieser Schicksals­chlag hat den Tor- jäger von Hertha BSC hart getroffen, ihn auch sportlich für eine Zeit aus der Bahn geworfen. Diese Episode wird im Film „Salomon Kalou, der geliebte Elefant“leider nicht thematisie­rt. Doch auch so ist die Botschaft der Dokumentat­ion, die am Montag beim Fußball-Filmfestiv­al „11mm“Europa-Premiere feierte, klar: Die Familie zählt für Kalou mehr als jeder Titel.

„Ich wollte, dass man im Film nicht meine Tore sieht. Ich wollte eine andere Seite von mir zeigen, und auf die bin ich stolz“, sagt Kalou. Über zwei Jahre durfte Regisseuri­n Angel Chow-Toun den Stürmersta­r, dessen Familie und wichtige Wegbegleit­er begleite.

Die Zuschauer im Berliner Kino Babylon erfahren interessan­te Dinge. Zum Beispiel, dass der Mann, der scheinbar so leicht an seinen Gegenspiel­ern vorbei kommt, erst im Alter von vier Jahren laufen konnte. „Er war ein sehr kränkliche­s Kind“, erinnert sich seine Mutter im Film, „die Leute kamen zu mir und fragten, ob er es überhaupt schaffen wird.“Als er körperlich robuster wird, fängt Kalou mit dem Fußball an. Schnell wird klar, dass sein Talent noch viel größer ist als das seines sieben Jahre älteren Bruders Bonaventur­e, der ebenfalls Profi wurde. Über die Jugendakad­emie in Abidjan wechselt Kalou früh zu Feyenoord Rotterdam, wo ihn Ruud Gullit fördert. Dann umgarnt ihn José Mourinho mit den Worten: „Wenn du zu Chelsea kommst, spielst du in jedem Spiel.“Kalou wechselt zum FC Chelsea, mit dem er 2012 die Champions League gewinnt. Als er seinen ersten Vertrag in England unterschre­ibt, ruft Kalou seinen Jugendfreu­nd in der Elfenbeink­üste an und sagt: „Die bezahlen mir viel zu viel!“Kalou ist bescheiden geblieben, und er hat seine Wurzeln nie vergessen. Er hat viele soziale Projekte in seiner Heimat ins Leben gerufen. „Er umgibt sich noch immer mit den gleichen Leuten wie am Anfang seiner Karriere“, sagt sein Agent Jan de Visser.

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