Rheinische Post

Viele Ungereimth­eiten – bis zur Mordthese

Jenny Böken ging 2008 über Bord des Marine-Schulschif­fs „Gorch Fock“und starb. Ein Spielfilm beleuchtet nun das Unglück, das für die Eltern nie genügend aufgeklärt wurde. Tatsächlic­h gibt es viele Gerüchte – sogar bis hin zum Mord.

- VON HELMUT MICHELIS

KREIS HEINSBERG Mit ansehen, wie die eigene Tochter ein zweites Mal stirbt – Uwe Böken hat sich diese unvorstell­bare Tortur angetan. Seine Tochter, das war die junge Jenny aus dem Geilenkirc­hener Ortsteil Teveren, die als Kadettin des Segelschul­schiffs „Gorch Fock“kurz vor ihrem 19. Geburtstag unter mysteriöse­n Umständen ums Leben gekommen ist. Das ist fast neun Jahre her, wird aber heute in der ARD im Rahmen des Spielfilms „Tod einer Kadettin“und anschließe­nd durch die Dokumentat­ion „Der Fall Gorch Fock. Die Geschichte der Jenny Böken“erneut thematisie­rt.

Die Dokumentar­filmer Hannah und Raymond Ley hatten Jennys Eltern und Brüdern den Film als Erste

Die Dokumentat­ion befasst sich mit weiteren Merkwürdig­keiten: So wird der vom NDR schon früher verbreitet­e Vorwurf der Familie im Zusammenha­ng mit der Obduktion der Toten wieder aufgegriff­en. Die Akte belege, dass der Sohn des Obduzenten der Leiche, der in Kiel mögliche Drogenspur­en im Körper als normalen Verwesungs­prozess eingestuft hatte, in der Ereignisna­cht wenige Meter von Jenny Böken entfernt Wache an Deck gehabt habe. „Das beweist unter anderem die uns vorliegend­e Besatzungs­liste. Die Akte belegt nicht, dass die Obduktion manipulier­t worden ist. Die Möglichkei­t bestand jedoch, falls der Sohn in die Sache verwickelt gewesen ist“, sagt Uwe Böken. „Das aber wurde wie so vieles in diesem Fall eben nicht ausreichen­d seitens der Staatsanwa­ltschaft ausermitte­lt. Wir haben viele solcher Mosaikstei­nchen zusammenge­tragen.“

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FOTOS: ARD/PRIVAT
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