Das neue Machtgefüge der AfD
Parteichefin Frauke Petry hat sich ins Abseits manövriert – Favoriten für das Spitzenteam im Bundestagswahlkampf gibt es aber schon.
Beatrix von Storch (45) stellvertr. Bundesvorsitzende Alexander Gauland (76) AfD Brandenburg Nummer eins: der mögliche Parteiausschluss von Rechtsaußen Björn Höcke, der Petry am Wochenende endgültig auf die Füße fallen könnte. Die Parteichefin hat das Verfahren gegen ihn zuletzt vorangetrieben, was ihr viele Mitglieder und auch Vorstandskollegen übel nehmen – nicht immer aus ideologischen, vielmehr aus prinzipiellen Gründen. Viele fürchten ohne Höcke den Verlust wichtiger Wählerstimmen aus dem Osten. Auch Parteivize Alexander Gauland stellte sich auf die Seite von Höcke und betonte noch im Februar, ihn im Bundestag sehen zu wollen. Der niedersächsische Landeschef Armin-Paul Hampel organisierte jüngst ein Geheimtreffen mit Gauland und Höcke, um Pläne gegen Petrys Alleingänge zu schmieden, wie der „Spiegel“berichtete.
Mit ihrem „Zukunftsantrag“, den Petry seit zwei Wochen bewirbt und in Köln durchbringen will, hat die Parteichefin sich weiter Chancen Alice Weidel (38) AfD-Bundesvorstand verspielt. Sich für ihren „realpolitischen Kurs“und gegen die „Fundamentaloppositionellen“Gauland und Höcke zu entscheiden, scheint vielen zu missfallen. Ganze Landesverbände stellten Gegenanträge. Ge- André Poggenburg (42) AfD Sachsen-Anhalt Der Landeschef der AfD Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, kandidiert nicht füfür den Bundestag. Er gilt als rechrechtsnational und Freund und Verbündeter Björn Höckes. Der Landeschef der AfDA in Thüringen, Björn Höcke, ist die Galionsfigur des rechtsnationalen FlüFlügels der Partei. Um die ParteimitgliedscParteimitgliedschaft des beurlaubten Geschichtslehrers tobtto der Machtkampf in der AfD. nau dieser Zukunftsantrag solle Petry in Köln als Lackmustest dienen, heißt es aus Parteikreisen: „Ihre Position steht und fällt mit der Frage, ob sie für ihren Antrag genug Unterstützer findet.“Ausgeschlossen sei auch nicht, dass sie sich zur Spitzenkandidatur noch vermeintlich überreden lässt. „Die Messe ist noch längst nicht gelesen“, heißt es aus dem Parteivorstand. Dass Petry ihre Deutungshoheit einfach aufgibt, glauben viele nicht. Bundeschefin will sie bleiben, auch der Einzug in den Bundestag als Spitzenkandidatin aus Sachsen ist ihr bislang sicher. Sie wolle sich im Wahlkampf nicht die Finger schmutzig machen, werfen ihr Kritiker im Internet jetzt vor.
Wer und wie viele Spitzenkandidaten für die AfD in den Wahltag ziehen, sollen die Delegierten nun am Wochenende bestimmen. Gauland spricht sich schon länger für ein Team aus und gilt als gesetzt. Wahrscheinlich ist auch Vorstandskollegin Alice Weidel (38), die von Björn Höcke (45) AfD Thüringen Das Mitglied im AfD-Bundesvorstand Alice Weidel kandidiert für den Bundestag und will ins Spitzenteam. Die Unternehmensberaterin lebt mit Lebenspartnerin und Sohn in Überlingen am Bodensee. ihrem Landesverband Baden-Württemberg unmittelbar nach Petrys Videobotschaft schon als Spitzenkandidatin angepriesen wurde. Als junge Wirtschaftsliberale würde sie den rechtskonservativen Gauland gut ergänzen, auch wenn sie als Mutter eines Sohnes mit ihrer Lebensgefährtin für AfD-Wähler eher schwer zu vermitteln ist. Alternativen aber sind rar: Co-Chef Meuthen will ebenso wenig in den Bundestag wie Höcke und dessen Verbündeter aus dem Vorstand: Sachsen-Anhalts Landeschef André Poggenburg.
Während mancherorts dem Vernehmen nach schon die Sektkorken knallen ob der Botschaft, bleibt die Rolle Petrys vorerst ungewiss. Auf dem Parteitag wird sich zeigen, wie viel Unterstützer sie in der Partei noch hat – oder ob sie stürzt. Es wird einen Antrag geben, mit dem Höckes Parteiausschlussverfahren zurückgenommen werden soll. Eine Mehrheit dafür wäre denkbar. Und damit Petrys Dolchstoß.