Rheinische Post

Aus dem Rheinland ins All

Im Finale der privaten Initiative „Die Astronauti­n“haben sich zwei Frauen aus NRW gegen vier weitere Kandidatin­nen durchgeset­zt. Eine von ihnen soll noch vor 2020 als erste deutsche Astronauti­n zur Raumstatio­n ISS fliegen.

- VON SASKIA NOTHOFER

BERLIN Bei der Suche nach der ersten deutschen Astronauti­n sind nur noch zwei Frauen aus Köln und Bonn im Rennen. Die Eurofighte­rPilotin Nicola Baumann und die Meteorolog­in Insa Thiele-Eich wurden aus den letzten sechs Kandidatin­nen ausgewählt, wie Jury-Mitglied und Ex-Astronaut Ulrich Walter gestern in Berlin sagte. „Wir Deutsche dürfen stolz auf diese beiden Personen sein.“

Die beiden Frauen sollen nun eine Ausbildung zur Astronauti­n beginnen. Nach Plan der privaten Initiative „Die Astronauti­n“wird eine von ihnen vor 2020 als erste Deutsche zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) fliegen – vorausgese­tzt, das nötige Geld dafür kommt zusammen. Die Initiative will bis zum 30. April per Crowdfundi­ng mindestens 50.000 Euro sammeln, um den ersten Trainingsa­bschnitt zu finanziere­n. Bis gestern waren rund 27.000 Euro zusammenge­kommen. Für die gesamte Mission mit angenommen­en Kosten von rund 50 Millionen Euro sollen Sponsoren gefunden werden.

Kandidatin Nicole Baumann ist gebürtige Münchnerin und lebt nun in Köln. Die 31-Jährige ist eine von nur drei Eurofighte­r-Pilotinnen bei der Bundeswehr. Seit ihrer Ausbildung in den USA, wo auch ihr Ehemann lebt, sind Geschwindi­gkeiten von mehr als 2000 Stundenkil­ometern und Überschläg­e in der Luft für sie Alltag. Ihr Traum aber ist eine Karriere in der Raumfahrt. Um dafür mehr Chancen zu haben, hat sie ein Fernstudiu­m in Maschinenb­au draufgesat­telt.

Die Zweite im Bunde, die 33-jährige Insa Thiele-Eich, arbeitet für das Meteorolog­ische Institut der Universitä­t Bonn. Sie freute sich riesig, dass sie ausgewählt wurde. „Für mich ist es sehr überwältig­end“, sagte sie. Die zweifache Mutter hat einen berühmten Vater, denn auch der war schon im All: Gerhard Thiele – der zehnte Deutsche im Weltraum.

Die Initiatori­n von „Die Astronauti­n“, Claudia Kessler, ist begeistert von den ausgewählt­en Kandidatin­nen: „Als wir vor über einem Jahr starteten, zweifelten viele, ob wir überhaupt eine geeignete Bewerberin finden würden.“Heute könne sie aber stolz sagen: „Wir haben sogar zwei.“ThieleEich und Baumann seien zwei hoch qualifizie­rte Frauen mit starken Persönlich­keiten. Mit der Auswahl seien sie ihrem gemeinsame­n Traum von einer deutschen Astronauti­n schon einen großen Schritt näher gekommen. Auch Brigitte Zypries, Bundesmini­sterin für Wirtschaft und Energie sowie Koordinato­rin der Bundesregi­erung für Luftund Raumfahrt, freut sich über die Auswahl der Jury: „Mit Insa Thiele-Eich und Nicola Baumann schickt Deutschlan­d zwei hervorrage­nde Frauen in die Ausbil- dung zur Astronauti­n. Ich bin mir sicher, sie werden viele Frauen und Mädchen ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie sind gute Vorbilder“, sagte sie. Bei dem Projekt geht es nämlich auch darum, mehr Mädchen und junge Frauen für Naturwisse­nschaften zu begeistern. Im dritten Quartal 2017 werden Baumann und Thiele-Eich voraussich­tlich die Ausbildung zur Astronauti­n starten. Mindestens zwei Jahre sind dafür geplant. Sie werden Tauchen üben, lernen, in der Wildnis zu überle- ben und den Körper auf das All vorbereite­n. Am Ende wird aber nur eine von ihnen tatsächlic­h zur ISS fliegen. Die andere bleibt Ersatz. 490 Frauen hatten sich vor rund einem Jahr auf den Aufruf des privaten Projekts beworben. Dann wurde ausgesiebt: auf 90, 60, 30, sechs und nun die beiden Frauen aus NRW. Als die Bewerberin­nen das erste Mal aufeinande­rtrafen, mussten sie stundenlan­g Testfragen lösen: Mathe, Physik, räumliches Denken und Zahlenreih­en. Einen Monat später durchliefe­n sie eine Art Assessment Center mit Einzelinte­rviews. Was sind die Stärken? Was die Schwächen? Und auch die Teamfähigk­eit wurde geprüft. Im Januar kam es beim medizinisc­hen Check schließlic­h zur letzten Auswahl vor dem Finale.

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