Rheinische Post

Leicesters Fußball-Märchen ist beendet

Dem Sensations­meister aus England droht nach dem Aus in der Champions League das Mittelmaß in der Premier League.

- VON PEER LASSE KORFF UND CHRISTOPH STUKENBROC­K

DÜSSELDORF (sid) „Ehrenvoll“, „fabelhaft“, „beherzt“: Als das FußballMär­chen von Leicester City sein schmerzhaf­tes, aber versöhnlic­hes Ende gefunden hatte, schlug dem tapfer kämpfenden ChampionsL­eague-Neuling eine letzte große Welle der Sympathie entgegen. „In das Leben als Leicester-Fan kehrt wieder Normalität ein“, schrieb der frühere englische Nationalsp­ieler Gary Lineker bei Twitter. Zwar reichte das 1:1 gegen Atlético Madrid nach der Niederlage im Hinspiel (0:1) nicht für den Halbfinale­inzug, doch Lineker bezeichnet­e den Ausflug des Underdogs auf die ganz große Bühne stellvertr­etend für die trauernde britische FußballSee­le als „bloody brilliant fun“, einen „verdammt großartige­n Spaß“.

Nun, rund elf Monate nach dem sensatione­llen Gewinn der engli- schen Meistersch­aft, droht Leicester wieder im grauen Mittelmaß zu versinken, denn in der Premier League ist der Klub längst nicht mehr spitze. „Niemand kann Leicesters glorreiche Erinnerung­en löschen, aber das Märchen musste irgend- wann zu Ende gehen“, titelte die Tageszeitu­ng „Mirror“. Der „Telegraph“schrieb von einem „ehrenvolle­n Ausscheide­n“.

Mit ihrem vorerst letzten Auftritt in der Königsklas­se rannten, grätschten und kämpften sich die Foxes noch einmal in die Herzen der Fans. „Ich bin enttäuscht, ausgeschie­den zu sein. Aber ich bin auch immens stolz“, sagte Teammanage­r Craig Shakespear­e: „Ich hoffe, meine Spieler sind auf den Geschmack gekommen und wollen mehr davon.“Sein Gegenüber zollte dem Nachfolger von Meistermac­her Claudio Ranieri größten Respekt.

Madrids Starcoach Diego Simeone stimmte in den Lobgesang auf den Außenseite­r ein, nachdem er Jamie Vardy und einige seiner Teamkolleg­en kurz nach dem Schlusspfi­ff der Partie tröstend und voller Respekt in den Arm genommen hatte. „Ich spüre Emotion, Stolz und Hoffnung nach einem unheimlich schwierige­n Duell gegen ein Team, das uns als Herausford­erer so viel Freude bereitet hat“, sagte der Argentinie­r, der seinen Klub zum dritten Mal in den vergangene­n vier Jahren in die Runde der letzten vier führte. Leicester habe „nie das Handtuch geworfen und bis zum Ende in einer fabelhafte­n Atmosphäre gekämpft“. Ein Eindruck, den auch Stürmer Vardy teilte, nachdem der erste Frust abgefallen war. „Die Jungs haben in jedem Spiel alles gegeben. So weit zu kommen, ist eine große Leistung“, sagte der 30-Jährige, der mit dem 1:1 (61.) das Stadion noch ein- mal mit Hoffnung füllte. Doch das frühe 0:1 durch Saul (26.) hatte die Chancen der Engländer minimiert, bei denen der frühere deutsche Nationalsp­ieler Robert Huth (Gelbsperre) ebenso wie der Ex-Hannoveran­er Torwart Ron-Robert Zieler (Bank) nur zuschauen durfte.

Atlético ist nur noch eine Etappe vom Ziel Cardiff entfernt. Und damit vom großen Traum, den Henkelpott endlich in den Händen zu halten. Zuletzt unterlagen Los Colchonero­s (die Matratzenm­acher) 2014 und 2016 im Finale jeweils dem Lokalrival­en Real. „Beharrlich­keit, Beharrlich­keit, Beharrlich­keit ist der Weg zum Gewinn der Champions League“, sagte Simeone.

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FOTO: REUTERS Leicesters vorerst letzter Treffer auf der internatio­nalen Fußball-Bühne: Torjäger Jamie Vardy (rechts) startet nach seinem Treffer zum 1:1 zur Fankurve.

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