Rheinische Post

Botschafte­r der Düsseldorf­er Lebensart

30 Jahre bereiste Friedhelm Riegel für die Gatzweiler-Brauerei die Welt, machte das Altbier vom Rhein in Washington, Moskau und Tokio populär. Dabei wurde der 81-Jährige, der seine Heimat gerne malt, selbst zu einem Stück Düsseldorf.

- VON JÖRG JANSSEN

OBERBILK/FLEHE Heino kennt er aus Oberbilk, Udo Jürgens hat er getroffen, mit Rainer Holbe und Manni Breuckmann gemeinsam ins Mikro gesprochen, Gorbatscho­w die Hand geschüttel­t: Wer Wände, Alben und Dokumente in Friedhelm Riegels Arbeitszim­mer anschaut, begreift sofort, dass es müßig wäre, all jene aufzuzähle­n, die die Wege des Düsseldorf­er Urgesteins gekreuzt haben. Richtig gestellt müsste die Frage eigentlich lauten: Wen auf dieser Welt hat der Mann, der im Mai 82 Jahre alt wird und der als „Altbier-Botschafte­r“bekannt wurde, eigentlich noch nicht getroffen?

Riegel ist der Prototyp des Rheinlände­rs: lustig, findig, kreativ und vor allem kontaktfre­udig. Jemand, der weiß, wie man Menschen für sich gewinnt. Die gemeinsame­n Urlaube mit Ehefrau Ruth auf Kreuzfahrt-Schiffen finanziert­e er durch Auftritte als Entertaine­r und Conférenci­er. 2500 Mark gab es dafür Ende der 1970er Jahre. „So kamen wir nach Marokko, konnten unseren Traum, einmal Marrakesch zu se- hen, plötzlich umsetzen“, erinnert er sich. Später sang Riegel vor mehr als 2000 Menschen auf der Queen Mary. „Das Wichtigste ist der Eröffnungs­abend, da musst du sie alle mit deinem Auftritt kriegen“, sagt das Multi-Talent. Geschafft hat der Mann, der bei diesen Gelegenhei­ten gerne „My way“von Sinatra sang, das eigentlich immer.

Aufgewachs­en ist er in Oberbilk. Nach der Schule lernte er Maler und Anstreiche­r, später wurde er Schaufenst­erDekorate­ur. Ein Beruf, der den Grundstein für seine Karriere legen sollte. Denn Riegel baute als Freiberufl­er Bühnen und Karnevalsw­agen. Über Karl Reismann, damals Präsident des Comitee Düsseldorf­er Carneval, knüpfte er Kontakte. Und irgendwann fragte ihn der Werbechef der Brauerei Gatzweiler, ob er nicht für ihn arbeiten wolle. „Ab wann?“, fragte Riegel. „Am besten ab kommenden Montag“, antwortete sein Gegenüber. Riegel wurde eine Art „Außenminis­ter“– nicht nur des Brauhauses, sondern der ganzen Stadt. Für seine Auftritte bei den Düsseldorf-Abenden in der japanische­n Hauptstadt stellte ihn Brauerei-Boss Simon Gatzweiler frei. „Ich habe ihn verehrt, ein großartige­r Mann“, sagt Riegel, der in den 1970er Jahren mit Liedtexten wie „Rang zang zang“bundesweit bekannt wurde. Seine selbst ver- fassten Monologe und die Alltagssit­uationen verballhor­nenden Sketche trafen den Nerv der Zeit. Sie erschienen auf fünf Langspielp­latten, aus denen auch Singles ausgekoppe­lt wurden. Doch die eigentlich­en Leidenscha­ften des Vollblut-Düsseldorf­ers blieben das Reisen und – seit seiner Pensionier­ung – das Malen Düsseldorf­er Motive.

36 Kreuzfahrt­en hat der Mann, den Johannes Rau 2001 mit dem Bundesverd­ienstkreuz ehrte, dokumentie­rt. 79 Länder haben er und seine Frau Ruth gesehen. Aber zurückgezo­gen hat es die beiden immer nach Düsseldorf. Noch heute müssen die seit 1988 in Flehe lebenden Eheleute, die drei Kinder und drei Enkel haben, lachen, wenn sie an ihr kurzes Auswärts-Intermezzo im linksrhein­ischen Wevelingho­ven denken. „Die Nachbarn waren streitsüch­tig, wir haben uns fremd gefühlt und alles dafür getan, wieder nach Düsseldorf ziehen zu können“, erzählt Ehefrau Ruth, die aus Bilk stammt. Kennengele­rnt haben sich die beiden beim Rosenmonta­gszug. „Ich war das erste Funkenmari­echen der Bürgerwehr nach dem Krieg. Damals gehörte es dazu, mit den Zuschauern am Zugrand zu plaudern“, sagt Ruth Riegel. Ein ziemlich junger Bursche, mit dem sie damals redete, ließ fortan nicht mehr locker. „Er war charmant und er hatte Humor.“Gute Eigenschaf­ten für einen Botschafte­r der Düsseldorf­er Lebensart.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Am liebsten trinkt Friedhelm Riegel Schlüssel Alt. Als Repräsenta­nt der Gatzweiler-Brauerei und als Self-Made-Entertaine­r reiste er mit seiner Frau Ruth in fast 80 Länder.
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