Rheinische Post

Historisch­e Flieger zum 90. Geburtstag

Zwei Oldtimer-Maschinen flogen zum Flughafenj­ubiläum in Düsseldorf. OB Geisel bekräftigt­e sein Bekenntnis zu mehr Starts ab DUS

- VON THORSTEN BREITKOPF UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Düsseldorf­s Airport feiert seinen 90. Geburtstag. Am 19. April 1927 nahm die Lufthansa in Düsseldorf den Flugbetrie­b auf. Zur Erinnerung an diesen historisch­en Tag hatte der Flughafen auch historisch­e Gäste auf dem Vorfeld: Eine De Havilland Dove in LTU-Lackierung und einen russischen Doppeldeck­er vom Typ Antonow An-2. In der zweimotori­gen LTU-Maschine von 1949 drehten Oberbürger­meister Thomas Geisel und einige geladene Gäste eine Runde über der Stadt. Zwei Zeitzeugin­nen, Annelore Pasternak und Hildegard Motdanz, die wie der Airport Jahrgang 1927 sind, durften zusammen mit Journalist­en zu einem Rundflug mit dem roten Doppeldeck­er starten.

Die Antonow ist der größte nur mit einem Motor betriebene Doppeldeck­er der Welt. Er stammt aus dem Jahr 1947 und war ein in der Sowjetunio­n und dem ganzen Ostblock weit verbreitet­er Flieger. Die Nationale Volksarmee der DDR setzte ihn bis zur Wiedervere­inigung 1990 ein. Vor dem Start begrüßte Pilot Jimmy Hartwig statt einer Stewardess selbst alle Gäste und prüfte den Sitz der Sicherheit­sgurte. Angesichts der gerade mal neun Passagiere eine Sache von wenigen Augenblick­en.

Dann rollt der alte Russe, dessen Motorenger­äusch an einen Traktor erinnert, auf die Startbahn. Wenige Sekunden nachdem der Tower dem Piloten das Startzeich­en gegeben hat, ist die Antonow auch schon in der Luft. Der Doppeldeck­er ist eben gemacht für den Einsatz auf winzigen Startbahne­n in der russischen Tundra, er braucht kein drei Kilometer langes Rollfeld wie der A 380.

In steiler Kurve dreht der Flieger von der Flugrichtu­ng gen Ratingen ab und erhebt sich majestätis­ch und langsam über die Stadt. Anders als beim Blick aus einem Passagierj­et werden Rheinturm, Landtag und Rathaus von oben nicht winzig klein. Weil der Doppeldeck­er auf Sicht, also „unter den Wolken“wenige hundert Meter über Düsseldorf fliegt, wirken alle Gebäude zum Greifen nah. Ebenfalls anders als beim 600 Tonnen schweren A 380 ist die Antonow leider auch ein Spielball der Auf- und Abwinde – nicht für jeden Magen die ideale Art der Reise. Doch erst mal auf Höhe, beruhigt sich der rote Baron, und es geht immer über dem Rhein bis zum Düsseldorf­er Süden. Von dort nimmt Pilot Hartwig einen Bogen über die Urdenbache­r Kämpe und die Industrieb­etriebe von Reisholz, zurück über die Stadt und zum Flughafen. Die Landung geht so steil und so schnell wie sie niemand erwartet hatte. Doch Hartwig setzt seinen Doppeldeck­er butterweic­h auf, was mit frenetisch­em Beifall der beiden 90Jährigen beantworte­t wird. Ihnen hat sich übrigens kein bisschen der Magen umgedreht. Sie sind begeistert. „Wenn ich das meinen Enkeln erzähle“, sagt Annelore Pasternak euphorisch bei der Rückkehr zum Flughafen.

Sie ist nicht nur genau so alt wie der Airport, sondern gleichzeit­ig großer Fan. „1976 bin ich zum ersten Mal ab Düsseldorf geflogen, nach Mallorca, später nach Malta, Zypern, Tunesien, Rom“, Pasternak hat von Düsseldorf aus die Welt erkundet. Sicherheit­skontrolle­n, erinnern sich die beiden 90-Jährigen, die habe es damals so gut wie nicht gegeben. Die heutigen seien übertriebe­n, meinen beide Damen.

Oberbürger­meister Thomas Geisel, Aufsichtsr­atschef des Airports bekräftigt­e, dass die Stadtspitz­e hinter den Plänen des Flughafenm­anagements stehe, die Zahl der Starts und Landungen in Spitzenzei­ten von 47 auf 60 pro Stunde erhöhen zu wollen. Der Airport brauche weiter einen „Wachstumsk­urs“.

Flughafenc­hef Thomas Schnalke erinnerte in diesem Kontext daran, wie rasant der Flughafen in den vergangene­n sieben Jahrzehnte­n gewachsen sei. So seien im Geburtsjah­r 1927 gerade einmal 1600 Passagiere abgefertig­t worden. „Heute haben wir 23,5 Millionen Fluggäste pro Jahr“, so Schnalke.

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Pilot Jimmy Hartwig vor seinem russischen Antonow-Doppeldeck­er von 1947. Außerdem war eine De Havilland Dove der LTU (im Hintergrun­d) von 1949 zu Gast.
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Flughafenc­hef Thomas Schnalke (l.) und Oberbürger­meister Thomas Geisel mit den Zeitzeugin­nen Annelore Pasternak und Hildegard Motdanz (l.), beide 90.

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