Rheinische Post

In Köln wird laut gedacht

Die Phil.Cologne nimmt sich im Juni den Zustand der Gegenwart vor.

- VON KLAS LIBUDA

KÖLN Die Phil.Cologne beginnt am 6. Juni um 19.30 Uhr, so viel steht bereits fest – worum es am Eröffnungs­abend im WDR-Funkhaus gehen wird, indes nicht. „Wo stehen wir?“, das ist die große Frage, die an diesem Abend beantworte­t werden soll. Auf dem Podium nehmen dann Platz: der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit, der Soziologe und Friedenspr­eisträger Alfred Grosser sowie Philosophi­n Patrizia Nanz. Mehr, hieß es gestern bei der Programmvo­rstellung, wisse man zurzeit noch nicht. Was in fünf Wochen wichtig ist, vermöge man schließlic­h noch nicht zu sagen. Die Welt dreht sich zurzeit eben sehr schnell.

Zum fünften Mal findet die Phil.Cologne statt, das größte Philosophi­efest Deutschlan­ds, in diesem Jahr vom 6. bis 13. Juni. Es wird um selbstfahr­ende Autos gehen, um Grenzöffnu­ngen und -schließung­en, um Internet, Europa und Donald Trump. „Da steckt ganz viel 2017 drin“, sagt Programmpl­aner Jürgen Wiebicke. Eben darum darf natürlich auch Martin Luther nicht fehlen. 500 Jahre nach der Reformatio­n wird Schriftste­llerin Thea Dorn in Köln die These vertreten, dass mit Luther die bis heute andauernde Unsicherhe­it begann. Am 7. Juni diskutiert sie darüber mit Theologe Friedrich Wilhelm Graf. Schauspiel­er Thomas Thieme wird zudem aus Luthers Schriften lesen.

54 Vorträge und Diskussion­en gibt es bei der diesjährig­en Phil.Cologne, 18 davon für Kinder und Jugendlich­e. „Klasse Denken“, heißt dieses Programm, dass speziell für Schulklass­en angeboten wird. Reflexions­räume wolle man öffnen, sagt Jürgen Wiebicke. „Wenn alles versteiner­t ist, gibt es immer noch die Philosophi­e, die das Denken flüssig machen kann.“

Nachgedach­t und auch gestritten werden soll bei der Phil.Cologne reichlich: So trifft sich Julian NidaRümeli­n etwa mit Andreas Cassee. Der eine plädiert für geschlosse­ne Grenzen, der andere für das Recht auf globale Bewegungsf­reiheit. Über Grenzziehu­ngen wird auch Bestseller­autor und Jurist Bernhard Schlink nachdenken. Mit Philosoph Stefan Gosepath spricht er über „Die Grenzen der Gerechtigk­eit“.

Über „Unsere Gesellscha­ft in der Krise“tauscht sich der Medientheo­retiker Norbert Bolz mit dem in Harvard lehrenden Yascha Mounk aus. Und trotz aller Krisenstim­mung wagen der Soziologe Claus Leggewie, die Politikwis­senschaftl­erin Ulrike Guérot und der CDU-Politiker Karl Lamers einen kühnen Ausblick: „Quo vadis Europa“heißt der gemeinsame Abend des Trios. Sie wollen ihre Visionen für „eine noch bessere Zukunft für unseren Kontinent“vorbringen.

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Bernhard Schlink und Thea Dorn kommen zur Phil.Cologne.

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