Rheinische Post

Walburga Benninghau­s SPD

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Walburga Benninghau­s (62) ist eine Politikeri­n mit klarem Themenprof­il. Sie ist ausgebilde­te Erzieherin und studierte Sozialpäda­gogin, leitete 14 Jahre den Jugendhilf­eausschuss des Stadtrats – und engagiert sich auch im Land in erster Linie für die Bereiche, die sie schon lange bewegen: Jugend und Soziales. „Ich wollte schon im Beruf die Lebenswirk­lichkeit von Menschen verändern“, sagt sie. „Das hat mich zur Politik gebracht.“Nach 20 Jahren im Stadtrat gelang Benninghau­s 2012 als Siegerin im Süd-Wahlkreis erstmals der Einzug in den Landtag. Fünf Jahre später ist erneut Peter Preuss (CDU) ihr Gegner – und der Sieg im direkten Duell ihr einziger Weg zum Erfolg. Denn auf der ohnehin wenig bedeutsame­n Reservelis­te der Partei liegt sie auf einem abgeschlag­enen Platz (Benninghau­s: „Irgendwas um die 60“). Trotzdem hat sie sich im Vergleich der SPD-Kollegen eine aussichtsr­eiche Position gesichert: In 14 von 16 Wahlgängen seit Gründung der Republik haben sich Sozialdemo­kraten im südlichen Düsseldorf­er Kreis für den Landtag durchgeset­zt; auch wenn er inzwischen anders zugeschnit­ten wurde, ist er ein aussichtsr­eiches Pflaster. Benninghau­s, die in Benrath lebt, versucht, im Wahlkampf besonders mit ihrer Bekannthei­t vor Ort zu punkten. Im Landtag hat sie bislang nicht zu den prägenden Mitglieder­n der Fraktion gehört. Beobachter bescheinig­en ihr aber eine für Abgeordnet­e nicht alltäglich­e Präsenz im Wahlkreis, auch zu Zeiten, in denen kein Urnengang ansteht. In der Rei- he „Walburga packt an“hospitiert­e sie als Bäckerin, Krankensch­wester oder bei der Tafel, in einem Arbeitskre­is traf sie sich mit Erzieherin­nen, damit diese aus ihrem Alltag berichten. Und in Konflikten versuchte sie sich als Vermittler­in, etwa im Streit um das Hochhausge­biet HasselsNor­d, wo die Mieten explodiert­en.

Bezahlbare­r Wohnraum ist auch eine der Forderunge­n, für die sie sich weiter im Landtag einsetzen will. Sie möchte zudem gebührenfr­eie Kitas auch in anderen Städten, und zwar finanziert vom Land NRW. Dies soll allen Kindern leichten Zugang zu Bildung sichern. Zu den großen Errungensc­haften der ablaufende­n Wahlperiod­e gehört für sie auch, dass die rot-grüne Regierung den ersten „Integratio­nsplan“für NRW beschlosse­n hat. In den fünf Jahren war sie nicht nur Mitglied der Ausschüsse für Familie, für Kultur und für Integratio­n, sondern saß auch im NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss.

Die Mutter eines erwachsene­n Sohns, die zuletzt alleinerzi­ehend war, ist keine Sozialdemo­kratin aus Familientr­adition. Der Vater gehörte sogar für die CDU zum Stadtrat. Wie sie berichtet, verhindert­e die konservati­ve Einstellun­g der Eltern, dass auch die Mädchen unter den fünf Geschwiste­rn das Abitur machten. Sie besuchte die Mädchenrea­lschule bis zur Fachobersc­hulreife. Benninghau­s, die sich von der 68erBewegu­ng geprägt sieht, wurde anschließe­nd Erzieherin, arbeitete in sozialen Brennpunkt­en – und absolviert­e ihr Studium schließlic­h auf dem zweiten Bildungswe­g. Im Jahr 1987 entschied sie sich, der SPD beizutrete­n. Arne Lieb

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