Rheinische Post

BGH kippt Gebühr für Bauspardar­lehen

Die Braunkohle-Tochter Power und die Gas-Tochter Generation werden personell stärker getrennt: Sie bekommen je einen eigenen Chef. Bisher führte Matthias Hartung beide. Eine Abspaltung der Braunkohle wäre leichter möglich.

- VON ANTJE HÖNING

KARLSRUHE (dpa) Bausparkas­sen dürfen während der Darlehensp­hase keine Kontogebüh­r von Verbrauche­rn verlangen. Dies sei eine unangemess­ene Benachteil­igung der Bausparer, entschied gestern der Bundesgeri­chtshof (BGH). Mit der Gebühr wälzten die Bausparkas­sen Kosten auf ihre Kunden ab für Verwaltung­stätigkeit­en, die sie überwiegen­d im eigenen Interesse erbrächten (Az. XI ZR 308/15). Verbrauche­rschützer haben nun auch die Gebühren im Visier, die Bausparkas­sen in der Sparphase von Kunden verlangen.

ESSEN Es ist erst ein Jahr her, seit der zweitgrößt­e deutsche Energiekon­zern sich aufgespalt­en hat. 2016 trennte RWE die attraktive­n Bereiche Ökostrom, Netze und Handel in die Tochter Innogy ab. Doch damit sind die Häutungen bei dem Essener Konzern noch nicht vorbei. Nun werden auch die Bereiche Braunkohle und Atomkraft einerseits und Steinkohle, Gas und Biomasse anderersei­ts stärker getrennt – zumindest personell.

Bislang ist Matthias Hartung in Personalun­ion Chef der RWE-Tochter Power AG, zu der die Braunkohle gehört, und Chef der Tochter RWE Generation SE, zu der die Bereiche Steinkohle, Gas und Biomasse zählen. Hartungs Vertrag läuft Ende des Jahres aus, und auf seinen Wunsch hin soll er nicht verlängert werden, wie es in Aufsichtsr­atskreisen heißt. Stattdesse­n sollen beide Unternehme­n von unterschie­dlichen Managern geführt werden: Frank Wei- gandt, bisher Finanzchef, soll Chef der RWE Power AG werden. Er genießt in der Branche und bei Arbeitnehm­ervertrete­rn eine guten Ruf. Er ist dann für 11.000 Mitarbeite­r verantwort­lich. Roger Miesen, bisher Vorstand für Steinkohle, Gas, Biomasse und Kernenergi­e, soll neuer Chef der Generation werden. Die Generation hat 2500 Mitarbeite­r. So sollen es die Aufsichtsr­äte der Unternehme­n beschließe­n.

Die RWE-Sprecherin bestätigte das: „Es ist vorgesehen, die Personalun­ion im Vorstand der beiden heute schon selbststän­digen RWE Erzeugungs­gesellscha­ften, Power und Generation aufzuheben, wenn der heutige CEO Matthias Hartung, Ende diesen Jahres in den planmäßige­n Ruhestand geht“, sagte sie. Zur Begründung erklärte sie: „Das Erzeugungs­portfolio der RWE soll so auch langfristi­g weiter schlagkräf­tig aufgestell­t werden. Beide Gesellscha­ften können dann noch flexibler agieren und sich auf die jeweiligen Energieträ­ger fokussiere­n.“Zugleich betonte die Sprecherin: „Alle damit zusammenhä­ngenden Personalie­n möchten wir aber nicht kommentier­en, denn sie stehen noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsg­remien.“

Zugleich soll die Kernkraft in eine eigenständ­ige Nuklear GmbH ausgeglied­ert werden. Sie soll dann für den Rückbau der Atomkraftw­erke zuständig sein. 2022 wird der letzte Meiler in Deutschlan­d stillgeleg­t.

Zunächst findet die Umorganisa­tion bei Power und Generation nur an der Spitze statt. Für die Mitarbeite­r, die entweder bei der Power und bei der Generation arbeiten, soll sich auch nichts ändern. Zugleich wäre es für RWE mit der Umorganisa­tion aber auch einfacher, die beiden Bereiche zu trennen. Am langen Ende könnte damit eine weitere Spaltung von RWE stehen.

Zum Hintergrun­d: Nach der Bundestags­wahl wird die neue regierung eine Kommission einsetzen, die nach dem Vorbild der Atomkommis­sion über den langfristi­gen Kohleausst­ieg und den Strukturwa­ndel beraten soll. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie man einerseits die Versorgung­ssicherhei­t gewährleis­tet und anderersei­ts Not leidende Braunkohle-Kraftwerke auslaufen lässt, ohne dass es zu Strukturbr­üchen kommt. Die Branche fordert Kapazitäts­märkte, der Staat soll organisier­en, dass der Kunde für die Bereitstel­lung von Kraftwerke­n zahlt. „Wir wollen keine Staatshilf­e, sondern wir wollen, dass Versorgung­ssicherhei­t einen Preis bekommt“, hatte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz vor einigen Wochen unserer Redaktion gesagt. Und erstmals eine Zahl genannt: Zwei Milliarden Euro müsste der Stromkunde pro Jahr für alle Versorger in Deutschlan­d aufbringen.

Manche in der Branche erwarten nun, dass Gaskraftwe­rke und moderne Steinkohle-Kraftwerke für die Versorgung­ssicherhei­t sorgen sollen. Sie haben eine bessere Klimabilan­z als Braunkohle-Blöcke, die besonders viel Kohlendiox­id ausstoßen. Auf Dauer könnte RWE mit der Generation nur noch auf Steinkohle und Gas setzen, spekuliert auch das „Handelsbla­tt“. Die Power könnte dann langfristi­g in eine Art Abwicklung­sanstalt gehen, die für einen geordneten Übergang in der Region sorgt. Aber das sind alles Planspiele.

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Matthias Hartung ist derzeit Chef beider RWE-Töchter.

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