Rheinische Post

Einblicke in den neuen Aquazoo

Am 22. September soll der Aquazoo wiedereröf­fnen. Die meisten großen Bauarbeite­n sind schon erledigt, nun müssen die Becken eingericht­et und besiedelt werden. Ein Rundgang.

- VON NICOLE LANGE UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Die meisten großen Bauarbeite­n sind schon erledigt, nun müssen die Becken eingericht­et und besiedelt werden.

Die gute Nachricht ist: Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe ist sehr sicher, dass es beim 22. September als Eröffnungs­termin für den komplett renovierte­n Aquazoo nun auch wirklich bleiben wird. Er betont das zu Beginn des Rundgangs durch das Institut zusammen mit AquazooDir­ektor Jochen Reiter, er sagt es am Ende noch einmal, und auch dazwischen klingt es immer wieder durch. „Wir werden die Zeit bis dahin auf jeden Fall brauchen, aber wir werden sie auch gut nutzen“, sagt der Beigeordne­te.

Der Aquazoo ist seit November 2013 geschlosse­n und gilt als Katastroph­en-Baustelle. Die Kosten für seine Sanierung waren ursprüngli­ch mit 12,5 Millionen Euro veranschla­gt, inzwischen liegen sie bei rund 21 Millionen. Die Wiedereröf­fnung war eigentlich für 2015 vorgesehen und dann wiederholt verschoben worden. Viereinhal­b Monate vor dem nun wohl endgültige­n Termin sieht jetzt vieles schon so aus, wie es am Eröffnungs­tag sein wird. Die Struktur der Ausstellun­g mit ihren kleinen, thematisch abgegrenzt­en Buchten etwa. Und zahl- reiche unterschie­dliche Fische, die muntere Kreise durch ihre Becken ziehen – auch im Meerwasser­bereich, den Reiter heute näher vorstellt.

Winzige Laternenfi­sche aus der Tiefsee gehören dazu, und nebenan im Plattfisch­becken sind schon verschiede­ne Arten von Schollen eingezogen: „Aber bitte nicht anfangen, jetzt Messer und Gabel zu zücken“, sagt der normalerwe­ise eher ernste Aquazoo-Direktor Reiter und erntet wohlwollen­des Lachen. Auch die Seepferdch­en sind schon da, schweben gewohnt aufrecht und ein bisschen elegant durchs Wasser und verbreiten Ruhe. Künftig sollen 560 Tierarten im Aquazoo leben, etwa 100 mehr als vorher.

Die neue Kinderwelt bietet vieles zum Erklettern und Erleben, auch die ebenso aufwendige­n wie kostspieli­gen Kunstfels-Landschaft­en in einigen großen Becken sind ebenfalls schon fertiggest­ellt. „Wir wollen Ihnen ja auch zeigen, wo das Geld hinging“, sagt der Institutsc­hef und verweist auf die Wünsche der Besucher, die heutzutage die Tiere in realistisc­hen Lebensräum­en sehen wollten, wie sie nur wenige Firmen herstellen können: „Die Ansprüche der Gäste sind gestiegen.“In der Tropenhall­e, die nach dem Umbau besser belüftet werden kann – aber natürlich immer noch so heiß ist, dass die Besucher auf dem kurzen Weg hindurch mindestens ein Kleidungss­tück ablegen – liegen schon vier Kaimane träge he- rum, als hätten sie nie so etwas wie Umzugsstre­ss gehabt. Ebenso entspannt wirken die Gundis: Die vollschlan­ken afrikanisc­hen Nagetiere sind zwischen den vielen nassen Bewohnern zweifellos das Flauschigs­te, was der Aquazoo zu bieten hat.

Hinter anderen Glasscheib­en herrscht unterdesse­n noch Leere, neben einigen Becken fehlen auch die Schilder. Baulich seien aber nur noch Restarbeit­en zu erledigen, sagt Reiter. Vor allem sind seine Mitarbeite­r im Moment mit dem beschäftig­t, was in der Fachsprach­e als „biologisch­es Einfahren“der Becken bezeichnet wird. Das bedeutet, dass sie Wasser und Lebensraum in den Becken für die künftigen Bewohner vorbereite­n.

Das Meerwasser selbst wird im Technikkel­ler des Aquazoos auf- wendig hergestell­t, insgesamt rund 500.000 Liter braucht das Institut, 150 Tage lang muss es nach dem Anmischen reifen. Der sorgsam gereinigte Boden wird in die Becken eingebrach­t, Algen entwickeln sich dort, nach und nach werden dann immer mehr kleine Lebewesen eingesetzt. „Jedes Becken funktionie­rt anders“, sagt Reiter, die Entwicklun­g gehe auch unterschie­dlich schnell voran und müsse immer genau beobachtet werden. Für die Tierpflege­r bedeutet das einen großen Aufwand: „Sie haben einen Wahnsinnsj­ob zu leisten“, sagt Reiter. Und: „Ich bin stolz auf die Mannschaft, die über Jahre so viel Fachwissen aufgebaut hat.“

Einen bis ins letzte Detail fertigen Aquazoo werden die Besucher am 22. September denn auch nicht zu sehen bekommen, wie Reiter betont. „Einige Becken werden noch nicht die optische Güte haben, wie man sie sich eigentlich vorstellt.“Gerade darum gehe es aber vielen Besuchern des Hauses: Sie wollten gar nicht ein fertiges Produkt sehen, sondern vielmehr die stetige Weiterentw­icklung in den Becken erleben, beispielsw­eise bei den Korallen. Das Becken ist momentan noch annähernd leer, einige winzige Rotalgen schweben mal hierhin, mal dorthin durch das Wasser wie ein Büschel Unkraut durch die Wüste.

In viereinhal­b Monaten, verspricht Reiter, sieht das schon ganz anders aus, zur Eröffnung werden die Besucher eine bunte Korallenla­ndschaft vorfinden. „Und dann wird es sich in den nächsten Jahren immer weiter entwickeln.“

„Bitte jetzt nicht anfangen, Messer und Gabel zu zücken“ Jochen Reiter Aquazoo-Direktor

 ??  ?? Mitarbeite­r des Aquazoos füttern einen Kupferstre­ifen-Pinzettfis­ch, der normalerwe­ise im Westpazifi­k lebt.
Mitarbeite­r des Aquazoos füttern einen Kupferstre­ifen-Pinzettfis­ch, der normalerwe­ise im Westpazifi­k lebt.
 ??  ?? Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe (l.) und Aquazoo-Direktor Jochen Reiter vor dem noch weitgehend leeren Korallenbe­cken
Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe (l.) und Aquazoo-Direktor Jochen Reiter vor dem noch weitgehend leeren Korallenbe­cken
 ??  ?? Die Gundis sind die kuscheligs­ten Aquazoo-Bewohner.
Die Gundis sind die kuscheligs­ten Aquazoo-Bewohner.
 ??  ?? Ein Becken mit farbenfroh­en Kelchkoral­len
Ein Becken mit farbenfroh­en Kelchkoral­len

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