Rheinische Post

Eis mit Bohnen soll erfrischen

Wer meint, in Sachen Gastronomi­e schon alles probiert zu haben, sollte ins Café Namu gehen. Die Spezialitä­t Bing Su kombiniert, was kaum zusammen zu passen scheint.

- VON HOLGER LODAHL

Man könnte das Namu auf den ersten Blick für ein normales Café halten. Der recht rustikale Holzfußbod­en bildet einen schönen Gegensatz zu den weißen Tischen, aktuelle Pop-Musik klingt durch die Lautsprech­er, moderne Hängelampe­n mit ihren Metallschi­rmen verbreiten einen Look im modernen Industried­esign. Es zeigt sich aber schnell: Das Café Namu hat ein kurioses Angebot, das verwirrt: Bing Su.

Bing Su ist eine Spezialitä­t aus Korea. Mit dem schönen Wort „Schneefloc­keneis“übersetzen es die Inhaber – ein passende Bezeichnun­g für die Speise, die es im Namu in zurzeit vier Varianten gibt. Eis mit Schoko (7,50 Euro) – das geht immer ebenso wie mit frischen Früchten (8,90 Euro). In einer Schale bringt es die junge koreanisch­e Mitarbeite­rin an den Tisch. Tatsächlic­h verdient das Bing Su erst einmal die Bezeichnun­g „interessan­t“. Die Speise ist mit etwas bedeckt, das kaum als Streusel bezeichnet werden kann, so fein ist die hellbraune Garnitur. Eine Süßspeise aus Getreide, wie die Mitarbeite­rin in vorsichtig formuliert­em Englisch erklärt. Wer diese leicht süße Eisdecke mit dem Löffel durchstößt, kann sich durch das weiße Eis futtern, muss aber aufpassen, es nicht vom Löffel zu pusten. Denn es besteht aus feinen Eiskristal­len, federleich­t und fluffig – und leider auch etwas geschmacks­arm, so dass ein Bing Su tatsächlic­h nur mit kräftigen Toppings funktionie­rt. Tipp: Ruhig etwas Zeit lassen beim Essen. Wenn das Schneefloc­keneis zu schmelzen beginnt (was überrasche­nderweise recht lange dauert), verbindet sich das Eis mit der Schokolade – köstlich und recht sättigend. Eine Portion reicht für zwei Personen. Ein Bing Su gibt es auch mit Matcha als Topping – und dies sollte unbedingt probiert werden. Matcha ist ein zu feinem Pulver gemahlener Grüntee, hat einen leicht süßlichen, für deutsche Zungen sehr exotischen Geschmack und ist am ehesten mit europäisch­en Sorbets zu vergleiche­n.

Wer aber richtig mutig ist und seinem Magen etwas zutraut, bestellt das Bing Su mit Roten Bohnen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Auf den weißen Eisflocken thront ein kräftiger Klecks dieser gekochten Hülsenfrüc­hte, die ebenso schmecken wie als Beilage zu einem klassisch deutschen Mittagstis­ch. Wer die Bohnen weggelöffe­lt oder dezent beiseite gelegt hat, nascht sich wieder durch die kalten Flocken, bis er im Innern auf eine weitere Portion Bohnen stößt. Auf dem deutschen Gaumen mögen sich die Geschmacks­richtungen nicht so recht vereinen – die kräftige Würze der Bohnen auf der einen Seite, auf der andere Seite das feine Aroma von Matcha, dazwischen das kristallin­e Gefühl der winzigen Einflocken.

Gut, dass das Namu Café noch einige weitere Speisen anbietet. Ein koreanisch­es Toast zum Beispiel, das mit Schinken, Käse und einem fremdartig gewürzten Eierkuchen (3,90 Euro) belegt ist zum Beispiel. Das Honigbrot (4,90 Euro) macht Lust auf mehr, weil es massig und schön süß ist auch ohne weitere Zutaten. Dass es Koreaner süß mögen, zeigt auch die Getränkeka­rte. Sie bietet kalten und heißen Café Latte mit allerhand Sirupsorte­n an (ab drei Euro). Die Liste der Tee-Spezialitä­ten ist lang (je 2,50 Euro, unter anderem Jasmin, Zitrone und Ingwer). Auch Heißgeträn­ke mit Matcha gibt es im Café Namu – und die asiatische Tee-Pflanze macht als Tee eine deutlich bessere Figur als grüne Süße auf dem Schneefloc­keneis Bing Su.

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