Rheinische Post

Linke zittert um Einzug

-

DÜSSELDORF (lai) Bei jeder Hochrechnu­ng wird es gestern Abend still bei der Linken im Kulturzent­rum Zakk. Hat es gereicht für den Wiedereinz­ug in den Landtag? Nach kurzer Spannung dann: Aufatmen, gefolgt von Jubelrufen. Mit fünf Prozent hat es die Partei um die Spitzenkan­didaten Özlem Demirel und Christian Leye knapp ins Landesparl­ament geschafft, scheint es lange. Sie werden umjubelt und gefeiert, als seien die fünf Prozent sicher.

Dass sie das nicht sind, zeigt sich erstmals gegen 19.30 Uhr: In den Hochrechnu­ngen rutscht die Linke plötzlich auf 4,9 Prozent, etwas später sind es 4,8. „Die Nacht ist noch lang“, kommentier­t das Spitzenkan­didatin Özlem Demirel, die zu diesem Zeitpunkt bereits mit Chris- tian Leye für einige Fernsehauf­tritte in den Landtag gefahren ist.

„Wir werden heute sicherlich noch einige Male zittern müssen. Aber egal, wie das hier ausgeht: Wir können aufgrund der gestiegene­n Wahlbeteil­igung sagen, dass wir unsere Stimmen mehr als verdoppelt haben“, betont Linken-Bundeschef Bernd Riexinger. In den vergangene­n Jahren habe man bewiesen, dass man gute außerparla­mentarisch­e Arbeit leisten könne. Nun habe man die Chance, zu zeigen, dass man auch eine gute Opposition im Landtag bilden kann.

Bei der Landtagswa­hl 2012 waren die Linken mit 2,5 Prozent der Stimmen deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiter­t. Politisch vertreten war die Partei seit 2016 dennoch im Landtag: Der Piraten- Politiker Daniel Schwerd verließ seine Fraktion und wechselte zur Linken.

Mit emotionale­n Worten wendeten sich die Spitzenkan­didaten gleich nach den ersten Hochrechnu­ngen an ihre Parteikoll­egen. „Ich liebe diese Partei, die Linke“, brüllte Özlem Demirel regelrecht ins Mikrofon und hatte dabei Tränen in den Augen. Christian Leye schaute auch auf die Konkurrenz: Der Schulz-Zug sei in Nordrhein-Westfalen entgleist, bemerkt er mit Blick auf die schlechten Ergebnisse der SPD.

Während die Spitzenkan­didaten im Landtag Interviews geben, harrt die Basis bis zum späten Abend im Zakk aus – mit Altbier, Frikadelle­n und nervösen Blicken auf die Leinwand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany