Rheinische Post

Der lange Weg zur Wahl in Düsseldorf

Kaputte Plakate, Streit um Diskussion­en mit der AfD – und ein Besuch der Kanzlerin. Die Chronik zum Wahlkampf in Düsseldorf.

- VON ARNE LIEB

Juni 2016 Die Stadtverbä­nde der Parteien legen fest, wen sie als Direktkand­idaten ins Rennen schicken. Bei den beiden großen Parteien könnte die Lage nicht unterschie­dlicher sein: Die Sozialdemo­kraten haben bei der Landtagswa­hl 2012 alle vier Mandate geholt. Es gilt als gesetzt, dass die Abgeordnet­en erneut antreten. Einzige Ausnahme ist der Ostkreis 41. Denn Karl-Heinz Krems ist zum Staatssekr­etär ernannt worden. Im Kampf um seinen frei gewordenen Platz setzt sich Partei-Urgestein Martin Volkenrath deutlich gegen den jungen Sebastian Wuwer durch. Ganz anders ist die Lage bei der CDU: Peter Preuss ist der einzige Düsseldorf­er Abge- ordnete im Parlament und damit für den Südkreis gesetzt (den er 2012 verloren hat, er zog damals über die Reservelis­te ein). Die drei anderen Kreise sind neu zu vergeben. Mit Angela Erwin und Marco Schmitz erhalten schließlic­h zwei Nachwuchsh­offnungen ihre Chance. Im Nordkreis gelingt es Ex-Landtagsmi­tglied Olaf Lehne nach hartem Rennen mit Andreas-Paul Stieber, erneut das Vertrauen der Partei zu gewinnen. Dabei ist es Stieber sogar gelungen, sich bei der Basis im Wahlkreis 40 durchzuset­zen, beim Parteitag hingegen votieren 56 Prozent für Lehne. Um solche parteiinte­rnen Konflikte zu vermeiden, wird es in der CDU künftig keine Vor-Nominierun­g in den Wahlkreise­n mehr geben.

1. April 2017 Jetzt wird es ernst: Ab heute, sechs Wochen vor der Wahl, dürfen die Plakate hängen. Damit beginnt die heiße Phase vor dem Wahlkampf – wobei alle Parteien wissen, dass das Interesse der Wähler erst in den letzten Wochen zunehmen wird. Ein Aufreger sind diesmal die vielen verschwund­enen und zerstörten Plakate, die alle Parteien von AfD bis Linksparte­i beklagen. Die Grünen etwa haben es sogar mit einer oder mehreren Personen zu tun, die mit einem Filzstift „Deutschhas­ser“auf Dutzende ihrer Plakate schreiben. Die Folge: Parteimitg­lieder packen selbst die Stifte aus und hinterlass­en eine Botschaft gegen Hass auf den betroffene­n Plakaten. Eine der präsentest­esten Parteien auf Düsseldorf­s Straßen ist die kleine MLPD; die Kommuniste­n profitiere­n von einer Großspende, mit der sie eine PlakatOffe­nsive in ganz NRW finanziere­n. 30. März 2017 Ein großer Aufreger ist der Umgang mit der AfD. Soll man die Kandidaten der umstritten­en Partei zu Diskussion­sveranstal­tungen einladen oder lieber ignorieren? In Gerresheim kommt es zu Spannungen, als die evangelisc­he Kirche eine für den selben Abend geplante Debatte mit AfD-Beteiligun­g absagt – wegen angebliche­r Tüv-Mängel. Der Heimatvere­in, der den Saal gemietet hat, ist sauer, gerät aber dann auch selbst wegen seiner vermeintli­ch zu starker Politisier­ung und zu großer Nähe zu konservati­ven Positionen in die Kritik. Auch eine Debatte des Katholiken­rats in Oberkassel hat wegen der AfD ein Nachspiel: Dort beklagen andere Diskussion­steilnehme­r das aggressive Auftreten von Kandidat David Eckert und mehrerer Zuschauer. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP vereinbart, bei solchen Fällen künftig die Veranstalt­ung zu verlassen. Stichwort AfD: Eine Wahlkampf-Veranstalt­ung mit der Parteispit­ze um Frauke Petry findet am 28. April nur rund 100 Besucher, rund 500 Menschen protestier­en gegen die Partei. 11. Mai 2017 Für die letzten Wochen fahren die Parteien richtig auf. Es gibt Info-Stände, Haustürwah­lkampf und jede Menge Werbung auf allen Kanälen. Sogar am Wahltag sind die Parteien noch in aller Früh unterwegs, um den Düsseldorf­ern frische Brötchen in die Hand zu drücken – und damit vielleicht doch noch ein paar Unentschlo­ssene zu mobilisier­en. Zum Last-MinuteProg­ramm gehören auch zahlreiche Auftritte der Bundesprom­inenz. Düsseldorf gilt dabei als hartes Pflaster, schließlic­h lösen Politikerb­esuche in der Landeshaup­tstadt ein erheblich geringeres Aufsehen aus als in der Provinz. Für die SPD kommt trotzdem Kanzlerkan­didat Martin Schulz, für die Grünen Claudia Roth. Die Union hat das Glück, das größte Zugpferd zu besitzen: Der Auftritt von Bundeskanz­lerin Angela Merkel am 11. Mai im Ständehaus wird im ganzen Land beachtet – das erfreut die Wahlkämpfe­r.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ AfD-Parteichef­in Frauke Petry besucht am 28. April die Stadt für einen Wahlkampf-Auftritt.
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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die linke Spitzenkan­didatin Özlem Demirel diskutiert bei einer RP-Veranstalt­ung mit Düsseldorf­er Schülern.
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FOTO: STEFAN ENGSTFELD Der Landtagsab­geordnete Stefan Engstfeld (links) und sein grüner Parteifreu­nd Markus Loh verteilen Flugblätte­r auf der Luegallee.

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