Top-Designerin feiert im Hinterhof
Schon Joseph Beuys hat bei ihr seine Lieblingsjeans gekauft. Damals kamen die Hosen per Container-Schiff aus den USA, waren ungewaschen und so hart wie ein Brett. Ela hat auch die Vintage-Anzüge, die roten Hemden und die College-Krawatten im Ami-Look der 50er Jahre besorgt, in denen die Elektro-Band Kraftwerk ihre ersten Erfolge feierte. Gabriela Holscher – so heißt Ela mit bürgerlichem Namen – hat aber die Künstler nicht nur angezogen. „Ich habe ihnen auch die Haare geschnitten“, sagt sie. Den Teddy Boys hat sie den Pony genauso in Form gebracht wie Frankreichs Sängerin Mireille Mathieu. Denn eigentlich ist sie gelernte Friseurin mit großer Leidenschaft für Mode, Musik und Kunst. „Als alter Beuys-Fan gehört das für mich alles zum Gesamtkunstwerk dazu.“Das hat sich bis heute nicht geändert: Seit der ersten Vernissage mit den Sternen von Reinhard Mucha sind Ausstellungen und Präsentationen junger Designer Teil ihres Konzepts. So pilgerten am Samstag zahlreiche Mode-Stil-Design-Fans in den Hinterhof an der Volmerswerther Straße 21, um die Kollektionen von zwei Düsseldorfer Labels zu feiern: Stella Achenbach stellte neben ihren handbemalten Lederwaren die neue Wäschemarke „BachHoch2“vor. Gefeiert wurde aber auch ein besonderes Jubiläum: 40 Jahre „Ela selected“. Seit die heute 67-Jährige mit 1000 Mark Startkapital 1977 (Sohn David war drei Monate alt) ihr erstes Geschäft an der Helmholtzstraße eröffnete, schreibt die meist schwarz gekleidete Frau mit den rot geschminkten Lippen eine der bemerkenswertesten Geschichten im Mode-Einzelhandel. Ihre Läden an wechselnden Orten waren stets anders als andere. Bei ihr treffen sich Künstler und alle, die sich anders kleiden als die Masse. Vor 40 Jahren war Ela die erste überhaupt, die Second-Hand-Klamotten aus den USA importiert hat. Wann immer Bands wie Ideal, Family Five, die Toten Hosen (oder heute Porno al Forno) was Schräges brauchten, sie hatte es – so wie die Bowling-Jacke, die Heike Makatsch gekauft hat. Ela ist ihrem Konzept treu geblieben. Sie bietet Modelle etablierter Marken und von Nachwuchsdesigner nur exklusiv an. „Mainstream interessiert mich nicht, auch keine kommerzielle Mode und das Wort Klamotten mag ich sowieso nicht“, sagt sie. Vor sechs Jahren hat sie angefangen, zusammen mit ihrem Mann Antonio Di Marco inspiriert von Künstlern eine eigene Kollektion zu entwerfen, die aus Kreisen, Quadraten, Dreiecken und Kreuzen besteht. Einfach machen – das ist ihr Lebensmotto. Dazu passt die große Uhr hinter ihrem Schreibtisch – sie zeigt fünf Minuten vor 12 an – und das egal, welche Stunde wirklich geschlagen hat. Dagmar Haas-Pilwat