Dresden erklärt Fußball den Krieg
Für Dynamo Dresden geht es schon seit einer geraumen Weile sportlich um relativ wenig in der Zweiten Liga. Der Verein wird, das steht schon vor dem letzten Spieltag fest, die Saison als Fünfter beenden. Eine beachtliche Leistung mit überschaubaren Mitteln. Man könnte also einen entspannten Saisonausklang erwarten. Doch mal wieder haben größere Teile der Anhängerschaft ihren angeblich so geliebten Klub schändlich vertreten. Es ist nicht einmal ein Verweis auf die Dresdner Geschichte nötig, um deutlich zu machen, wie peinlich es ist, in Tarnkleidung als „Football Army Dresden“zum Karlsruher Stadion zu marschieren. Dem Deutschen FußballBund (DFB) wurde der Krieg erklärt, weil man sich vom Verband gegängelt fühlt.
Es ist nicht das erste Mal, dass Anhänger in ihrer vermeintlichen Kreativität derart über die Stränge schlagen. Das hat nichts mit dem Ausleben von Meinungsfreiheit zu tun. Man ist erstaunt, wie leichtfertig die Ordnungskräfte in Dresden und Karlsruhe in der Gefahreneinschätzung mit derartiger Klientel vorgehen. In der Szene war die martialische Inszenierung lange bekannt. T-Shirt und Mütze im Camouflage-Look konnten im Paket gekauft werden. Und trotzdem durften die Dresdner, in großen Teilen vermummt, mit Polizei-Eskorte marschieren. 15 Beamte wurden verletzt.
Der Marsch war nicht nur eine Kriegserklärung an den DFB, sondern an den gesamten Fußball. Das ist nicht die Fan-Kultur, die rund um das Spiel Platz bekommen darf – es aber viel zu oft bekommt. Nicht nur in Dresden. Der DFB tut gut daran, in der Beurteilung die richtigen Schlüsse zu ziehen. Damit zu rechnen ist leider nicht. Es bringt rein gar nichts, den Verein mit einem Teilausschluss seiner Anhänger zu bestrafen. Was sollte sich dadurch ändern? Die Klubs können sich nicht wegducken und mit den Schultern zucken. Sie sind in der Verantwortung, Krawallmacher langfristig aus dem Spiel zu nehmen.
Das geht – man muss es nur auch wirklich wollen.