Rheinische Post

Grubauer ist schon die dritte deutsche Nummer eins

Der NHL-Torhüter der Eishockey-Nationalma­nnschaft will sich bei der WM in Köln für einen neuen Vertrag empfehlen.

- VON THOMAS SCHULZE

KÖLN Toni Turek, Sepp Maier, Oliver Kahn, Manuel Neuer – in Deutschlan­d mangelte es nie an guten Torhütern. Dieses Quartett hatte Anteil daran, dass die Mannschaft mit dem Adler auf der Brust vier Mal Fußball-Weltmeiste­r wurde, weshalb ihre Namen im Gedächtnis haften geblieben sind.

Ein guter Torhüter hilft jeder Mannschaft, doch in keiner anderen Sportart kommt dem Schlussman­n eine solch große Bedeutung zu wie im Eishockey. Es ist die Schlüsselp­osition. Ohne einen starken Keeper hat kein Team Erfolg, schon gar nicht bei einer Weltmeiste­rschaft. Aber wächst der Torhüter mit seinen Leistungen über sich hi- naus, so ist er der Erfolgsgar­ant, der große Rückhalt einer Mannschaft, die weit kommen kann.

Bundestrai­ner Marco Sturm bestätigt diese Einschätzu­ng. „Auf den Torhüter kommt es ganz besonders an, es ist die Schlüsselp­osition“, sagt er. Deshalb war er zunächst froh, als die Zusage von NHL-Torhüter Thomas Greiss kam. „Er ist unsere Nummer eins“, legte sich Sturm schnell fest. Danny aus den Birken vom Meister München blieb die Rolle des Ersatztorh­üters. Doch nach einer überragend­en Leistung von Greiss, der gegen die USA den 2:1-Sieg festhielt, wendete sich das Blatt. Greiss verließ nach dem siebten Gegentor gegen Schweden (2:7) entnervt den Kasten und wurde gegen die Slowakei nach seinem Pat- zer in der zehnten Minute ausgewechs­elt. Er sei angeschlag­en heißt es seitdem - möglicherw­eise hat ihn aber auch der Wirbel um seine Entgleisun­g im Internet aus der Spur geworfen. Der NHL-Keeper hatte im amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl­kampf Donald Trumps absurden Vergleich von Hillary Clinton mit Adolf Hitler Hitler geliked, wofür er sich inzwischen in aller Form entschuldi­gt hat.

Doch auch Danny aus den Birken patzte in der Folge bei seinen Einsätzen, sodass es für Marco Sturm ein Glück ist, dass Philipp Grubauer nach seinem Ausscheide­n mit Washington Capitals in der NHL gegen Titelverte­idiger Pittsburgh Penguins, wo er aber nur die Nummer zwei hinter dem Kanadier Braden Holtby war, sofort nach Köln gekommen ist. Sein Vertrag dort ist ausgelaufe­n. „Es weiß keiner, was passieren wird“, sagt er, schließt einen Wechsel nicht aus und sieht die Chance, sich bei der WM in aller Welt zu empfehlen.

Einen besonderen Druck hat er vor dem entscheide­nden Spiel gegen Lettland abgewehrt: „Es ist im- mer noch ein Mannschaft­ssport. Es hängt nicht nur von mir oder den anderen NHL-Spielern ab. Wir müssen als Mannschaft die Leistung bringen.“Mehr noch, der Keeper macht seinen Mitspieler­n Mut und fordert einen selbstbewu­ssten Auftritt: „Man muss Repsekt vor dem Gegner haben, aber nicht zu viel. Wenn man sich einredet, dass man keine Fehler machen darf und ängstlich spielt, dann hat man schon verloren.“

Sturm und die Mannschaft wissen aber, dass auf Grubauer Verlass ist. Er stand auch Anfang September in Riga zwischen den Pfosten, als Deutschlan­d mit einem 3:2-Sieg im entscheide­nden Spiel beim Gastgeber Lettland das Olympia-Ticket löste. „Wir brauchen wieder einen gu- ten Torhüter“, forderte Sturm, der weiß, dass Grubauer so einer ist.

Trotz des Konkurrenz­kampfes ist die Stimmung unter den drei Torhütern übrigens gut. Nach dem 4:1 gegen Italien hielt aus den Birken die kurze Kabinenans­prache und lobte die Mannschaft­sleistung. „Die war super. Ihr habt im ersten Drittel nur zwei Schüsse aufs Tor zugelassen, einen hab’ ich sogar gehalten“, sagte er, nachdem ihm die Scheibe zum Ausgleich durch die Schoner gerutscht war. „Das war der Brüller“, berichtet Grubauer. „Die ganze Kabine hat geschrien vor Lachen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Aus Washington nach Köln: Philipp Grubauer.
FOTO: DPA Aus Washington nach Köln: Philipp Grubauer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany