Rheinische Post

Richtig schönes Wochenende

Düsseldorf bot Samstag und Sonntag nicht das eine Großereign­is, sondern viele gute Möglichkei­ten, das Wetter zu genießen.

- VON N. ESCH, M. INGEL, F. JANNING, L. KREUZMANN UND J. RIEGER

Mittelalte­rfest Ganz cool erledigt Max das Exerzitium mit Kettenhaub­e, Schild und Lanze. Die Ringe spießt er zu Fuß ebenso souverän wie zu Pferde auf, und auch beim Saustechen macht dem Knappen so schnell keiner etwas vor. Die Belohnung: der Ritterschl­ag. Das Mittelalte­rfest auf der Galopprenn­bahn ist eine große Kinderpart­y. Dort erleben verblüffte Eltern die Renaissanc­e von eigentlich als langweilig abgestempe­ltem Spielzeug, wenn der Sprössling plötzlich unbedingt das kleine Holzschwer­t haben will. Mädchen kommen auf ihre Kosten, wenn im Führring eine Runde auf dem Ponyrücken gedreht wird. Beim Mittelalte­rfest dürfen Kinder sich austoben, mit Pfeil und Bogen schießen, Hämmern – halt all das, was im Kinderzimm­er unter Androhung von Hausarrest verboten ist. Wer nun dummerweis­e gerade kein Kind zur Hand hat, ist dann auch schon mal etwas enttäuscht. Zwar kann man sich mit einem am Spieß drehenden Spanferkel, einem Tässchen Met und der Musik von „Des Wahnsinns fette Beute“auch ein paar nette Stunden machen. Aber wem der Drang, sich in Wams und Pluderhose zu kleiden, nicht in die Wiege gelegt wurde, der stößt beim Mittelalte­rfest schnell an eine Toleranzgr­enze. Aber, um es mit den Worten eines jungen Mannes zu sagen, der seine meckernde Freundin besänftige­n will: „Für 3,50 Euro kannst du auch kein Rock am Ring erwarten.“ Bücherbumm­el Wo sonst kann man auf wenigen Metern „Gemüsereze­pte, die gesund, schlank und sexy machen“, Goethes Werke I und II, „Der Struwwelpe­ter“oder einen Ratgeber über die Pubertät erstehen. Die Besucher auf der Büchermeil­e auf der Königsalle­e schätzen vor allem die Vielfalt – und das Gefühl, längst verloren Geglaubtes wiederentd­eckt zu haben. „Man kann Bücher kaufen, die gar nicht mehr verlegt werden“, sagt Birgit Grundmann. Für ihren Sohn hat sie ein Buch aus dem Jahr 1989 über Autoklassi­ker in der Tasche. Antiquar Reinhard Denecke hatte Sammlern ein noch exklusiver­es Schmankerl mitgebrach­t: original Lutherdruc­ke. Die nötigen 500 bis 1000 Euro hatte aber bislang niemand in der Tasche. Parklife Ein schönes Picknick und viel Sonnensche­in gab es gestern für die Besucher im Ostpark. Die Veran- staltung war der Auftakt zur Parklife-Reihe, bei der den ganzen Sommer kleine Feste in Düsseldorf­er Parks stattfinde­n. Damit sollen die Grünanlage­n bekannter gemacht werden. Vor allem Familien zog es gestern in den kleinen Park, aber auch viele junge Menschen machten es sich auf der Wiese bequem. Ausgestatt­et mit Baguette und Keksen genossen Zoe Kleinbonga­rtz, Elena Sollberg und Florian Eicker den Tag. Eine Freundin hatte Florian den Tipp gegeben. „Das ist alles unkommerzi­ell, das gefällt mir gut“, sagte er. Elena ergänzte: „Die Mischung ist einfach schön.“Erik und Doris waren mit ihrer Tochter Julie gekommen. Den Park kannte Erik vorher nicht, „obwohl ich Ur-Düsseldorf­er bin“. Vor allem die Mischung aus Musik, Spielen und Essen mochte die junge Familie. Am 25. Juni ist Parklife im Hofgarten zu Gast. Konzert der Armenküche Vorsichtig balanciert Karl-Heinz Gutmann einen Teller Erbsensupp­e zu einem der Tische am Burgplatz. „Ganz einfach ist das bei den vielen Menschen nicht“, sagt er. Die Armenküche hatte am Samstag zu ihrem „Open Air Essen für Arme und Rei- che“auf den Burgplatz in der Altstadt eingeladen. Auch die Schauspiel­er der Komödie halfen bei der Suppenausg­abe. „Ich bin sehr, sehr froh heute hier zu sein. Armut kann jeden treffen“, sagt Dorkas Kiefer. Katrin Schindler, Leiterin des Theaters an der Steinstraß­e, läuft mit einem riesigen Sparschwei­n herum und sammelt Spenden. Viele der zufälligen Besucher lassen sich von den Live-Bands anlocken. Nicht nur bei der Punkrock-Band Cashbar Club nimmt Moderator Pater Wolfgang seine Mundharmon­ika und begleitet die Musiker furios. „Ich freue mich, dass ich heute bei jeder Band einmal mitspielen darf“, sagt er strahlend. Festival de Pétanque Konzentrie­rt beugt sich Marco Lonken leicht vor. Den ausgestrec­kten Arm schwingt der 24-Jährige zunächst nach unten, als er ihn dann federnd wieder nach oben führt, stößt er die in der Hand liegende Kugel aus dem Handgelenk ab. Zack, die Kugel landet mit traumwandl­erischer Sicherheit genau dort, wo er sie hinhaben wollte. Um Kugeln und Punkte ging es am Wochenende beim zweitägige­n Festival de Pétanque des Düsseldorf­er Boule-Clubs Sur Place. Baskenmüt- zen tragende, alte Männer gab es nur ganz wenige. Marco Lonken vom gastgebend­en Club ist das beste Beispiel dafür, dass dieses Klischee überholt ist. Der Nationalsp­ieler ist zum fünften Mal dabei und gehört mit seinem Partner Toufic Farci zu den besten Akteuren. „Ich liebe dieses Ambiente, es ist das schönste Turnier, das ich kenne“, sagt Lonken. Im vergangene­n Jahr hatten er und Farci das internatio­nale Doublette-Turnier „Trophee sur place“gewonnen. Und auch diesmal gelang dem Duo dieser Coup gegen die besten Spieler Europas und Nordafrika­s.

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RP-FOTOS (4): ANDREAS ENDERMANN Zoe Kleinbonga­rtz, Elena Sollberg und Florian Eicker (von links) besuchten das Picknick von „Parklife“, das seine Premiere im Ostpark in Grafenberg feierte.
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Pater Wolfgang (re.) spielte beim Konzert der Armenküche mit der Band Cashbar Club.
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Die kleinen Besucher (hier: Abdullah bei Ritterspie­len) mochten das Mittelalte­rfest auf der Rennbahn besonders.
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Zwei Tage lang traten die Spieler beim Festival de Pétanque vor der schönen Kulisse der Rheinuferp­romenade an.
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RP-FOTO: LISA KREUZMANN Auch der Bücherbumm­el hatte Glück mit dem Wetter und brachte mehr als 200.000 Besucher an die Kö.

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