Rheinische Post

Deportatio­ns-Waggon dient als Theater-Kulisse

-

LIERENFELD (sdr) Ein Güterwaggo­n, Baujahr 1910, dessen ochsenblut­rote Farbe abblättert, steht seit gestern im Stahlwerk auf der Ronsdorfer Straße. Er ist Teil einer Dauerausst­ellung im Rheinische­n Industrieb­ahn Museum Köln und wird für Regisseur Sascha Dücker und dessen aktuelle Inszenieru­ng des Theaterstü­cks „Spiel um Zeit“zu einem realistisc­hen Requisit. .

Von 1942 bis 1944 diente der grob gezimmerte Verschlagw­agen in Frankreich, Belgien und den Niederland­en als Deportatio­nswagen. Europäisch­e Juden wurden in ihm nach Polen verschlepp­t, bis zu 60 Menschen hinter den Brettern zusammenge­pfercht. Auch Düsseldorf­er Juden wurden mit diesem Waggon aus dem Land geschafft, viele von ihnen in den Tod.

Um das Vernichtun­gslager in Auschwitz geht es in Dückers Inszenieru­ng, genauer: um das Mädchenorc­hester von Auschwitz, den Überlebens­kampf seiner Mitglieder und um die nationalso­zialistisc­hen Massenmörd­er. Am Freitag und Samstag wird das Stück jeweils um 19.30 Uhr aufgeführt, und der Waggon soll für die Besucher ein mahnendes Entrée bilden. Dücker will niemanden zwingen, hineinzuge­hen. Aber: „Der Waggon verdeutlic­ht realistisc­h die Atmosphäre, in der auch das Stück mit ersten Dialogen einsetzt.“Das Stahlwerk sei geradezu der perfekte Spielort: „Wir brauchen eine dunkle, industrieg­eprägte Kulisse und kein plüschiges Theater.“

Fortuna Düsseldorf hat die Schauspiel­produktion zum Gastspiel eingeladen und unterstütz­t den Regisseur und sein Ensemble aus Schülern des Privatgymn­asiums Mariengard­en aus Borke. Bereits zum zweiten Mal organisier­t der Verein in diesem Sommer und in Zusammenar­beit mit dem Geschichts­verein auch eine Studienfah­rt ins polnische Krakau und zur Gedenkstät­te Auschwitz.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Regisseur Sascha Dücker (2.v.l.) mit Tom Koster (l.) und Claudia Beckers von Fortuna Düsseldorf und Frank Reichert vom Stahlwerk
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Regisseur Sascha Dücker (2.v.l.) mit Tom Koster (l.) und Claudia Beckers von Fortuna Düsseldorf und Frank Reichert vom Stahlwerk

Newspapers in German

Newspapers from Germany