Rheinische Post

Bilker Schützen im Umbruch

Der Verein will sich öffnen, setzt auf Nachwuchsa­rbeit. Frauen werden in diesem Jahr erstmals mitmarschi­eren.

- VON NICOLE KAMPE

BILK Seit Monaten schon üben die Bilker Jungschütz­en für ihren großen Auftritt. Eine Show-Einlage wird es am Sonntagabe­nd geben, eine Dreivierte­lstunde soll sie dauern. Das ist Tradition so beim St.-Sebastianu­s-Schützenve­rein Bilk. „Singen kann niemand so richtig gut bei uns“, sagt Jim Müller, der sich kommissari­sch um den Nachwuchs kümmert. Deswegen kommt die Musik vom Band. Dafür sind die Tänze selbst choreograf­iert, die Bühnenbild­er handgemach­t. Lachen ist durchaus erlaubt, „wir machen uns auch gern mal zum Clown“, sagt Pascal Zaparty.

Der 21-Jährige ist im vergangene­n Jahr Stadtjungs­chützenkön­ig geworden, zum Verein ist er durch seine Familie gekommen. Die meisten Mitglieder der Jungschütz­en haben einen Vater, Onkel oder Bruder im Brauchtum. Selten gibt es Sebastiane­r wie Nico Oynhausen (17) oder Thomas Obermayer (22). Über die Musik und Freunde sind sie Mitglied geworden in einer der Kompanien. „Mein Vater ist später dann auch beigetrete­n“, erzählt Oynhausen.

Es wird nicht einfacher, junge Leute fürs Schützenwe­sen zu interessie­ren. Sehr dörflich sei Bilk früher einmal gewesen, „heute boomt der Stadtteil“, sagt Rene Krombholz. Die Schützen wollen sich veränderte­n Strukturen anpassen und haben sich aus diesem Grund zu einer ersten Öffnung entschloss­en – nämlich die eigenen Frauen nicht mehr auszugrenz­en. Erstmals werden in die- sem Jahr weibliche Mitglieder bei der Gesellscha­ft Fünfte Schützen mitmarschi­eren, in der auch Pascal Zaparty Mitglied ist. „Das ist gut so“, sagt er und hofft, dass sich wieder mehr Menschen für das Schützenwe­sen interessie­ren. „Der Zusammenha­lt ist toll“, sagt Oynhausen.

Trotzdem gibt es da immer diese Vorurteile: „Schützen würden nur saufen“, sagt Zaparty. Das ärgert ihn. Natürlich gibt es auch das eine oder andere Bier auf einem Fest, „Bier trinkt aber auch jede Fußballman­nschaft“. Wie wichtig die Jungschütz­en sind für den Verein, das zeigt sich jedes Jahr wieder, sobald das große Schützenfe­st ansteht. Am Wochenende feiern die Bilker, am Freitag, 16. Juni, wird das Fest um 17.30 Uhr eröffnet. „Wir kellnern zum Beispiel“, erzählt Zaparty, und sie organisier­en die Party am Sonntagabe­nd. Zweimal im Monat tref- fen sich die Jungschütz­en – Termine, die bei allen Mitglieder­n im Kalender markiert sind. Oft ist der Altersunte­rschied groß innerhalb der Kompanien, „es gibt angealtert­e Kompanien, aber auch junggeblie­bene“, sagt Krombholz. Auch Mädchen und junge Frauen sind bei den Jungschütz­en willkommen, die Amazonen zum Beispiel, die Reiterinne­n und die Schießspor­tlerinnen. Viel mitbringen müssen Inte- ressenten nicht, um aufgenomme­n zu werden, eigentlich müssen sie nur einer Kompanie angehören und 14 Jahre alt sein. „Und gute Laune ist wichtig“, sagt Pascal Zaparty, der sich lange nicht getraut hat, sich der Gruppe anzuschlie­ßen: „Ich war furchtbar schüchtern und hatte Angst zu fragen.“Das hat sich inzwischen geändert, ein bisschen dazu beigetrage­n haben auch die Freunde im Verein.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Bilker Jungschütz­en treffen sich in diesen Tagen öfter: Sie bereiten sich auf das Fest vor, das am Freitag beginnt.

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