Helfer gedenken mit Gartenarbeit der Toten
Eine Gruppe Freiwilliger pflegt gemeinsam die alten Gräber auf dem Jüdischen Friedhof in Golzheim.
GOLZHEIM Mit Rechen, Gartenschere, Bürsten und Spachtel gerüstet machten sich die zwölf Freiwillige auf dem jüdischen Teil des Nordfriedhofs auf den Weg. Ziel waren die Gräber aus den 30er und 40er Jahren. „Wir treffen uns ein- bis zweimal im Jahr, um uns um die alten Gräber zu kümmern“, berichtete Andrea Sonnen, Geschäftsführerin der Gesellschaft für ChristlichJüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf. Dann werden Grabsteine wieder lesbar gemacht, Unkraut entfernt und Moos von den Umrandungssteinen gekratzt. „Für die meisten Gräber gibt es keine Ange- hörigen mehr, die sie pflegen“, sagte Sonnen. Viele Familienmitglieder sind während der NS-Diktatur ermordet oder deportiert worden. Darum haben es sich einige Mitglieder der Gesellschaft und freiwillige Helfer zur Aufgabe gemacht, die Grabstätten, so gut es ihnen möglich ist, zu pflegen. „Ich freue mich immer auf die Zeit hier“, sagte Manfred Haase aus Meerbusch. Es sei schön, zu sehen, wie sich die Menschen engagieren. Besonders beeindrucke ihn die 80-jährige Teilnehmerin, die jedes Jahr dabei sei.
Anders als im Christentum werden jüdische Gräber nicht aufgegeben und eingeebnet. „Ein jüdischer Friedhof ist für die Ewigkeit ange- legt“, erklärte Sonnen. Die ältesten Gräber im jüdischen Teil des Nordfriedhofes sind aus den 20er Jahren. „Das ist ein Stück Geschichte, das man hier sehen kann.“, fand die 52Jährige.
Haase habe sich schon immer für die Geschichte des Judentums interessiert. „Der Holocaust hat mich nicht mehr losgelassen“, erzählte er. Daher sei der Meerbuscher auch der Gesellschaft beigetreten. Die Arbeiten auf dem Friedhof seien für den 64-Jährigen eine Möglichkeit, den jüdischen Bürgern die Würde, die man ihnen damals genommen habe, wiederzugeben und ihnen Respekt zu zollen. Beate Kruse hatte sich extra für den Termin freige- nommen. „Wenn es heißt, es wird wieder am Friedhof gearbeitet, springen meine Kollegen gerne für mich ein“, sagte die Sozialarbeiterin. In Gedanken versunken stand Kruse vor einigen Gräbern. „Die sind alle vom September 1941. Das war die Deportationszeit. Da haben sich einige umgebracht, um dem Ganzen zu entgehen.“Für Kruse hat die Arbeit auch etwas Meditatives. „Oft stehe ich vor einem Grab, denke über den Menschen, der da liegt, nach und überlege, wie sein Leben war.“Durch ihren Einsatz wolle sie zeigen: „Niemand ist vergessen.“
Über weitere Unterstützung auf dem Jüdischen Friedhof würden sich die Helfer freuen.