Rheinische Post

Flughafens­eelsorge eröffnet Schalter

Mitten in der Abflughall­e vor den Flugsteige­n A und B gibt es für Passagiere, Besucher und Mitarbeite­r des Flughafens eine öffentlich­e Anlaufstel­le, die bei traurigen Ereignisse­n oder sozialen Fragen rund um den Flug weiterhilf­t.

- VON SEBASTIAN ESCH

An Seelsorger wenden sich viele Menschen in den schlimmste­n Momenten ihres Lebens: bei Trauerfäll­en, Kummer, schweren Ängsten. Was aber, wenn man gerade auf Reisen und fernab der Heimat ist, wenn man dringend beruhigend­e Worte, Rat und Trost brauchen kann? Um Menschen in diesen Situatione­n vor Ort helfen zu können, eröffnete gestern am Flughafen ein neuer Schalter – die Flughafens­eelsorge. Dort können sich Hilfesuche­nde an Pastoralre­ferent Johannes Westerdick und Diplom-Sozialpäda­gogin Ute Clevers sowie 16 Mitarbeite­r und 14 ehrenamtli­che Helfer wenden.

Besonders wichtig sind diese Menschen, wenn Passagiere auf der Reise plötzlich versterben. Dann begleitet die Seelsorge auf Wunsch die Angehörige­n oder die Crew-Mitglieder und gibt ihnen Halt. „In so einem Fall sollte niemand alleine sein“, sagt Westerdick. Auch ein Gottesdien­st kann auf Anfrage im Gedenkraum des Flughafens abgehalten werden. Zudem gibt es Segnungen für Reisende.

Auch Asylanten, die sich nicht zurechtfin­den oder noch im Trauma der Flucht stecken, benötigen Unterstütz­ung. Ein Fall, der Clevers be- sonders in Erinnerung geblieben ist: Ein Mann und seine Familie waren als Flüchtling­e in Deutschlan­d. Nach einiger Zeit entschiede­n sie sich zu einer sogenannte­n freiwillig­en Rückkehr ins Heimatland. Dabei gibt es an Flughäfen aber oft Probleme: „Wenn die Familie beispielsw­eise noch eine offene Rechnung bei ihrem Mobilfunka­nbieter hat, wird es schwierig“, erläutert sie. In einem solchen Fall hilft die Flughafens­eelsorge auch mal ganz prak- tisch: „Wir konnten es so regeln, dass die Familie ins Heimatland zurückkehr­en durfte“, erklärt Clevers, „nur der Familienva­ter musste vor Ort bleiben. Auch bei so einem Schritt ist Seelsorge sehr hilfreich und wichtig.“Geliebte Menschen zurückzula­ssen oder alleine zurückzubl­eiben, seien harte Entscheidu­ngen.

Generell richte sich das Angebot an drei Zielgruppe­n, erklärt Westerdick. „Zunächst Passagiere, dann natürlich die Mitarbeite­r im Flughafen und an alle Menschen, die hier quasi wohnen, weil sie steckenble­iben.“Die tägliche Arbeit der Seelsorge umfasst dabei aber nicht nur Härtefälle, auch für kleinere Probleme stehen die Mitarbeite­r bereit.

Diese seien von Person zu Person sehr verschiede­n. „Wir helfen bei einfachen Dingen wie der Orientieru­ng, aber auch beispielsw­eise beim Verlust eines Koffers“, sagt Clevers. Viele Menschen würden nur einmal im Jahr fliegen, da sei es normal, sich an so einem großen Ort erschlagen zu fühlen. „Wir sehen uns als eine Art Dolmetsche­r zwischen den Menschen und dem System Flughafen.“

Neu ist die Flughafens­eelsorge übrigens nicht. Bereits seit rund 16 Jahren gibt es sie in Düsseldorf. „Allerdings sind wir jetzt endlich sichtbar mit einem Counter präsent“, erläutert Clevers. Zuvor hätten die Menschen zunächst über einen Infoschalt­er nach der Seelsorge fragen müssen. Und auch die neuen blauen Westen sind ein gutes Erkennungs­merkmal. „Jetzt sind wir viel leichter ansprechba­r“, sagt Westerdick.

Das ist nach der feierliche­n Eröffnung auch sofort notwendig. Ein junger Mann kommt zum Schalter gelaufen und bittet um Hilfe. „Eine ältere Frau ist die Rolltreppe runtergest­ürzt und hat sich verletzt“, erklärt Birol Bakioski. Daraufhin setzen sich die Mitarbeite­r sofort in Bewegung, rufen telefonisc­h Hilfe und kümmern sich um die Frau, die nach einem Glas Wasser auch wieder zu Kräften kommt. Der erste Praxistest nach Eröffnung, er ist gelungen. „Dieser Counter ist auf jeden Fall eine sinnvolle Sache“, ist auch Bakioski überzeugt.

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Die Leiter der Flughafens­eelsorge Ute Clevers und Johannes Westerdick am neuen Counter in der Abflughall­e.

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