Rheinische Post

Bauwagen wird zur mobilen Galerie

Vor einem Jahr ging der „Bauwagen der Demokratie“von Wolfram Janz nach einem Brandansch­lag in Flammen auf. Doch der Künstler lässt sich nicht unterkrieg­en. Mit dem Verein Artfakt hat er jetzt einen Neustart in Angriff genommen.

- VON MARC INGEL

BILK Im Juli vergangene­n Jahres war Wolfram Janz kurz davor, aufzugeben. Binnen 14 Tagen wurde zweimal ein Brandansch­lag auf seinen bunten „Bauwagen der Demokratie“, der auf der Bachstraße am Florapark seit 2011 ein beliebter Treffpunkt für politisch interessie­rte und engagierte Künstler war, verübt. Dort gab es Konzerte, Performanc­es, Happenings. Nach dem zweiten Feuer blieb jedoch nur noch Schutt und Asche übrig. Aber die Desillusio­n bei Janz währte nur kurz. „Jetzt erst recht“, sagte er sich trotzig. „Wenn einer dieses Projekt beendet, dann bin ich es selbst.“

4000 Euro hat die Anschaffun­g eines Nachfolge-Modells gekostet, das Geld kam durch Spenden, aber auch mit Unterstütz­ung der Stadt zusammen. „Die Auflagen seitens des Ordnungsam­tes sind jetzt höher, was Lautstärke und Uhrzeiten betrifft, aber das ist in Ordnung, so funktionie­rt eine Demokratie.“Die Stadt hat es auch genehmigt, dass der Bauwagen an der Bachstraße gegenüber des Floraparke­ingangs stehen darf, eine Standgebüh­r wird nicht erhoben.

Janz hat als Kopf des Vereins Artfakt – drei weitere Mitstreite­r gibt es – viel vor mit dem Gefährt, will es als einzige mobile Galerie in der Stat etablieren. Die Bachstraße bleibt als fester Standort, „doch wenn man uns einlädt, dann kommen wir“, sagt der freischaff­ende Maler, Literat, Filmemache­r, Bastler.

Noch bleiben die Einladunge­n aus, aber was nicht ist, kann ja noch werden, hofft Janz. Die aktuelle Ausstellun­g mit Werken von Rudolf Mocka läuft ganz gut, überrasche­nd viele Nachbarn schauen vorbei, zeigen keine Scheu, bringen auch mal eine Flasche Wein oder Obst mit. „So soll es sein“, freut sich der 56Jährige. „Ich will vor allem LowBudget-Künstlern ein Podium bieten, auch Lesungen, Konzerte oder kleine Aufführung­en sollen stattfin- den“, sagt Janz. Er will auf jeden Fall an die alten Zeiten anknüpfen, als die Aktionen des Vereins Artfakt für Aufsehen sorgten. Etwa als Passanten in einem aufgestell­ten Pool ihre Hände in Unschuld waschen konnten. Oder als den illuminier­ten Bäumen im Florapark nach Ela bei einem Konzert von Cellospiel­ern ein Ständchen gespielt wurde.

Nicht so gut zu sprechen ist Wolfram Janz auf den Staatsschu­tz. „Die waren nach dem Brand zwar da, haben aber gar nicht richtig geguckt. Ich habe dann später in den Trümmern noch Brandbesch­leuniger gefunden“, berichtet er. Im Oktober vergangene­n Jahres ist bei ihm dann sogar ein Bekennersc­hreiben eingetroff­en – vom „Komitee Bakunin“. „Das war ein russischer Revolution­är und Anarchist. Ihm hätte wahrschein­lich gefallen, was wir hier machen. Ich glaube, das Schreiben war ein Fake“, sagt Janz.

Die Polizei hat das Verfahren längst eingestell­t. Der 56-Jährige wird jetzt die Sicherheit­svorkehrun­gen am neuen Bauwagen auf jeden Fall verstärken. Auch eine Solaranlag­e soll installier­t werden.

Am Freitag wird die Ausstellun­g von Rudolf Mocka mit einer Performanc­e ab 18 Uhr beendet. Der Künstler beschäftig­t sich in seiner Malerei mit Gegensatzp­aaren: Er und sie, Ying und Yang, Adam und Eva. Bemerkensw­ert ist die Skulptur Big Brother. „Sie speichert Energie und Informatio­nen, die direkt aus dem Kosmos kommen. Diese Informatio­nen lassen sich auf Knopfdruck abrufen“, erklärt der Künstler. Ein zusätzlich­er roter Knopf ist auf dem Kopf angebracht. „Der ist zum Lachen da“, erklärt Mocka.

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Wolfram Janz und der Verein Artfakt haben einen neuen Bauwagen angeschaff­t, der seinen festen Standort an der Bachstraße 139a im öffentlich­en Raum hat.

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