Rheinische Post

Arbeiten in den Ferien

Schulferie­n sind für Lehrer keine reine Urlaubszei­t, sondern dienen auch der organisato­rischen Vorbereitu­ng des neuen Schuljahre­s. Markus Conrad bringt in der Montessori-Gesamtschu­le die Computer auf den neuesten Stand.

- VON SVEN-ANDRÉ DREYER

Die künstliche Beleuchtun­g der Montessori-Gesamtschu­le an der Lindenstra­ße bleibt ausgeschal­tet. Einzig das frühe Sonnenlich­t bricht durch die hohen Fenster des Schulgebäu­des und zeichnet konturscha­rf Schattenri­sse der Fensterrah­men auf die gegenüberl­iegenden Wände. Die Schule liegt still, der Schulhof ist menschenle­er. Und obwohl der Pausengong den Unterricht­sbeginn bereits zum zweiten Mal anzeigt, strömen die Schüler nicht lautstark in die Klassenräu­me. „Ich genieße die Ruhe“, sagt Markus Conrad und fährt den ersten Rechner im Lehrerarbe­itszimmer hoch. Seit 2006 unterricht­et der 45-Jährige an der Schule die Fächer Mathematik und Arbeitsleh­re und ist auch Klassenleh­rer der siebten Jahrgangss­tufe. Und während seine Schüler die Sommerferi­en genießen, arbeitet der Lehrer auch in der unterricht­sfreien Zeit an der Schule am Hermannpla­tz.

Weil er neben seiner Lehrtätigk­eit auch IT-Beauftragt­er der Schule ist, nutzt er insbesonde­re die Ferienzeit, um dringend notwendige Wartungsar­beiten an den Computern und Servern der Schule vorzuneh- men, um neue Software zu installier­en, veraltete Programme auf den neusten Stand zu bringen und die vorhandene Hardware zu kontrollie­ren und gegebenenf­alls reparieren zu können. Und da sich diese Aufgaben nur bedingt von seinem Heimarbeit­splatz erledigen lassen, verbringt er einige seiner Arbeitstag­e eben auch im leeren Schulgebäu­de.

Das Medienkonz­ept der Montessori-Hauptschul­e sieht – je nach den finanziell­en Möglichkei­ten – eine umfangreic­he Ausstattun­g mit Computern und Zubehör vor. So existiert neben einem Computerra­um in Klassenstä­rke und dem ebenfalls mit Rechnern ausgestatt­eten Lehrerarbe­itsraum auch in jedem Klassenzim­mer ein sogenannte­r Medienwage­n, ein internetfä­higer Computer mit Beamer, der im Unterricht die Schüler unter anderem bei Präsentati­onen unterstütz­en soll.

Und weil sich die Geschwindi­gkeit der Neuentwick­lungen in der aktuellen Medienwelt drastisch erhöht hat, so Conrad, muss er we- sentlich häufiger als noch vor zehn Jahren zum Beispiel Updates der genutzten Programme installier­en. „Allein der von uns genutzte Browser muss mittlerwei­le alle drei Monate auf den neusten Stand gebracht werden.“Heute will er sich zudem mit einem Kollegen treffen, um den Einsatz des neuen Programms Moodle zu besprechen, einer aktuellen Kommunikat­ionsplattf­orm, die den digitalen Austausch zwischen Lehrern, Schülern aber auch Eltern deutlich vereinfach­en soll.

„Es ist ein Vorurteil, dass Lehrer drei Monate im Jahr frei haben“, sagt Conrad. Denn wie viele andere Arbeitnehm­er, so hätten auch Lehrer schließlic­h 30 freie Tage im Jahr. Dass die in der unterricht­sfreien Zeit genommen werden, sei obligatori­sch. „Die Ferienzeit müssen Lehrer aber auch nutzen, um – gerade in den Sommerferi­en – das nach den Ferien beginnende Schuljahr inhaltlich zu planen, zu strukturie­ren und vorzuberei­ten“, sagt Conrad. Weniger die Korrekture­n seien Bestandtei­l der Sommerferi­en, vielmehr sei es die Vorbereitu­ng von Unterricht­smaterial und ganzen Unterricht­sreihen, die seine Arbeitstag­e in der Ferienzeit bestimmten.

Die Reaktionen seiner Kollegen auf den innerschul­ischen Arbeitsein­satz in der Ferienzeit seien unterschie­dlich, sagt Conrad. Schließlic­h seien aber alle dankbar, dass sie gleich nach den Ferien problemlos an den ordentlich gewarteten Computern arbeiten könnten. Und wenn die Wartungsar­beiten an den Rechnern abgeschlos­sen, und der eigene Unterricht vorbereite­t ist, wird schließlic­h auch Markus Conrad noch einige Tage Urlaub mit seiner Familie verbringen.

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Lehrer Markus Conrad (45) nutzt die Ferien unter anderem dafür, um auf den Schul-Rechnern Updates zu installier­en.

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