Rheinische Post

Air-Berlin-Chef: Mehr als zehn Interessen­ten

Der Ex-Eigentümer von LTU und dba stößt mit seiner Idee, die insolvente Airline zu übernehmen und zu erhalten, auf Unverständ­nis. Angeblich gibt es mehr als zehn Interessen­ten. Vorstandsc­hef Thomas Winkelmann mahnt Eile an.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF (rtr) Die Fluggesell­schaft Air Berlin soll nach ihrem Insolvenza­ntrag möglichst schnell unter mehreren Bietern aufgeteilt werden. „Wir haben mit mehr als zehn Interessen­ten gesprochen, darunter mit mehreren Fluglinien“, sagte Konzernche­f Thomas Winkelmann der „Bild am Sonntag“. Namen nannte er nicht. Ein Komplettve­rkauf der insolvente­n Fluggesell­schaft sei unwahrsche­inlich: „Es wird nicht einen, sondern zwei oder drei Käufer geben.“Langstreck­en, Geschäftsf­lüge und Urlaubsrei­sen seien zu unterschie­dliche Bereiche.

DÜSSELDORF Wenn man schon mit 23 Jahren von seinen Eltern ein Modeuntern­ehmen geerbt hat, wenn man als Hobbypilot und Miteigentü­mer einer traditions­reichen Fluglinie wie LTU bekannt geworden und obendrein mit einer bekannten bayerische­n Politikeri­n verheirate­t ist, die mal „Miss Germany“war, leidet man nicht gerade unter mangelnder öffentlich­er Wahrnehmun­g. Und doch ist Hans Berlin aber gestern Nachmittag noch niemand gesehen hatte. Die Bundesregi­erung hat eine Komplettüb­ernahme – egal, durch welchen Bieter – ohnehin kategorisc­h ausgeschlo­ssen. Das Wettbewerb­srecht würde das unmöglich machen.

Insofern scheint Wöhrls Flirtversu­ch mit dem Unternehme­n, an das er einst schon LTU und die dba (deutscher Ableger von British Airways) verkaufte, aussichtsl­os. Dafür hat er sich auf die Seite von RyanairChe­f Michael O’Leary geschlagen und lautstark die Bürgschaft der Bundesregi­erung für den 150-Millionen-Euro-Kredit an Air Berlin kritisiert („Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sich ausgerechn­et die deutsche Regierung zu einem solchen Schritt entscheide­t“). Weitere Auszüge aus seiner Verbalatta­cke: „Der Verlust von vielen Arbeitsplä­tzen, insbesonde­re im Verwaltung­sbereich, wird billigend in Kauf genommen“und „Die große Koalition sorgt mit Steuergeld­ern nicht für mehr Wettbewerb, sondern schafft ein Monopol“.

Das geht gegen Lufthansa und Bundesregi­erung, denen Kungelei unterstell­t wird, unter anderem deshalb, weil ein Vertreter der Lufthansa-Tochter Eurowings im Gläubigera­usschuss sitzt. Mit mehr als zehn Interessen­ten sei gesprochen worden, hat Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann der „Bild am Sonntag“gesagt. Dazu zählen die Namen, die man seit Tagen kennt: Lufthansa, Easyjet, Tuifly, Condor.

In den Verhandlun­gen mit potenziell­en Übernehmer­n hat Winkelmann Eile angemahnt. „Wir wollen den Verkauf spätestens im September abschließe­n. Sonst schwindet das Vertrauen der Kunden in die Airline“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Die Zeit bis November auszuschöp­fen (bis dahin zahlt die Bundesagen­tur für Arbeit Insolvenzg­eld), ist aus Sicht des Vorstandsc­hefs keine Option. Offenbar geht die Angst um, dass die Gespräche am Ende doch ergebnislo­s verlaufen könnten. In dem Fall müsste Air Berlin den Flugbetrie­b einstellen. Die Start- und Landerecht­e (Slots), um die derzeit heftig gerungen wird, würden dann verfallen und müssten neu ausgeschri­eben werden – mit der EU-Regel, dass die Hälfte dieser Slots an neue Bewerber gehen müsste. Und zwar, ohne dass jemand dafür bezahlen müsste.

Das wäre die große Chance für Ryanair, beispielsw­eise am Flughafen Düsseldorf einen Fuß in die Tür zu bekommen. Das könnte die irische Airline zwar jetzt auch, indem sie für Teile von Air Berlin bietet. Aber dann müsste sie auch das dazugehöri­ge Personal übernehmen.

 ??  ?? Küsschen links und Küsschen rechts: Hans-Rudolf Wöhrl vor acht Jahren bei der Gala zum 30. Geburtstag von Air Berlin.
Küsschen links und Küsschen rechts: Hans-Rudolf Wöhrl vor acht Jahren bei der Gala zum 30. Geburtstag von Air Berlin.

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