Rheinische Post

„E-Mobilität ist machbar“

Am 2. September macht die Rallye „E-Cross Germany“Halt in Düsseldorf. Veranstalt­er Jens Ohlemeyer erzählt, warum er die Stadt für ein gutes Ziel hält und weshalb er auf die Antriebsar­t setzt.

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Herr Ohlemeyer, Sie sind Englischun­d Sportlehre­r in Bielefeld. Wie kommen Sie dazu, in Düsseldorf eine Leistungss­chau der Elektromob­ilität zu veranstalt­en? OHLEMEYER Wir haben 2009 an meiner Schule erstmals die Klimawoche Bielefeld veranstalt­et, damals als ein Projekt der Klima-AG unserer Schule. Daraus ist mit den Jahren mehr geworden, das Friedrich-von-Bodelschwi­ngh-Gymnasium hat dafür den deutschen Klimapreis der Allianz-Umweltstif­tung erhalten und ist als Schule der Zukunft ausgezeich­net worden. Jetzt ist am Düsseldorf­er Rheinufer am 2. September der Haupttag der E-Cross Germany, die unser gemeinnütz­iger Klimaschut­zverein ausrichtet. Dort kann jeder erleben, dass E-Mobilität machbar ist. Dies ist nach wie vor die Hauptaufga­be: Wir müssen zeigen, dass Fahrzeuge aller Art elektrisch betrieben werden können. Wie war das, als Sie erstmals Werbung für E-Mobilität gemacht haben? OHLEMEYER 2011 hat sich dafür so gut wie kein Mensch interessie­rt. Als wir erstmals dazu eine Ausstellun­g machten, hatten wir vier Autos zur Verfügung, mehr gab es einfach nicht. Einige Leute haben uns ausgelacht und gesagt: „Ihr seid Spinner, das wird nie was.“Zu teuer, keine Reichweite, keine Ladestatio­nen. Am Rheinufer wird zu sehen sein, dass es geht und die Situation heute besser ist. Wir präsentier­en elektrisch betriebene Autos aller Art, Motorräder, Räder, Skateboard­s, Roller, Go Karts und sogar Oldtimer, die umgerüstet wurden. Nächstes Jahr wollen wir auch E-Schiffe und E-Boote auf dem Rhein dabei haben. Warum Düsseldorf? OHLEMEYER Wir starten am 1. September in Bielefeld eine Rally mit 60 Teams und 120 Teilnehmer­n, nicht nur E-Mobile sind dabei, sondern auch sechs E-Kräder. Auch Düsseldorf ist als Landeshaup­tstadt das Ziel, hier wird man wahrgenomm­en. Unser Botschafte­r, ARD-Moderator Sven Plöger, wird vor Ort sein, ebenso fährt Rennfahrer­in und E-Cross-Germany-Botschafte­rin Jutta Kleinschmi­dt mit. Wir haben in der Stadt ein gutes Netzwerk aufgebaut, Land und Stadt sind uns wohlgesonn­en, beteiligen sich mit Info-Ständen. Auch die Stadtwerke unterstütz­en uns. Am 2. September ist um 10 Uhr am Rheinufer Start in Richtung Eifel. Auch zehn E-BikeFahrer gehen dann auf Tour, Mitfahrer sind noch willkommen und können sich bei uns melden. Düsseldorf muss ja auch einiges tun, es droht ein Diesel-Fahrverbot. Warum gehen Sie nicht in eine Stadt mit besserer Luft? OHLEMEYER Ich glaube, dass hier aufgeschlo­ssene Menschen leben, die sich überzeugen lassen und auch neue Dinge ausprobier­en. Emissionsf­reie Mobilität ist für die Großstädte die Alternativ­e und richtige Perspektiv­e. Bei der Rallye fährt beispielsw­eise eine Mitarbeite­rin des Landesbetr­iebs Wald und Holz mit. Sie testet ein E-Krad. Wenn bald die Förster in NRW mit solchen Zweirädern durch die Wälder führen, wäre das doch eine nachhaltig­e Entscheidu­ng. Wie ist Ihr eigenes Mobilitäts­verhalten? OHLEMEYER Mich hat es irgendwann gepackt. Ich wollte ausprobier­en, was geht. Mein Auto habe ich ver- kauft und bin Ökostrom-Kunde geworden. In Bielefeld fahre ich mit Rad und ÖPNV. Wenn ich nach Düsseldorf möchte, fahre ich mit dem Zug. Wenn es doch nur mit dem Auto geht, nutze ich im Car-Sharing einen Tesla aus dem Netzwerk der ECross Germany. Dennoch ist das E-Auto viel teurer als das herkömmlic­he Modell. Und solange es keine ordentlich­e Infrastruk­tur gibt, bleibt E-Mobilität eine Nische. OHLEMEYER Die eine Million Autos bis 2020, die Angela Merkel wollte, sind nicht zu schaffen. Aber das Ziel ist richtig. Ich gebe Ihnen jedoch Recht. Es darf nicht so sein, dass man ein Nerd sein muss, um Ladestatio­nen auf Langstreck­en ausfindig zu machen, oder dass man eine Clubkarte braucht, statt mit der ECKarte zahlen zu können. Was die Wie geht es weiter? Ist ein gemeinnütz­iger Verein mit einer solchen Veranstalt­ung nicht auf Dauer überforder­t? OHLEMEYER Wir prüfen derzeit, welche Organisati­onsform am besten für die Weiterentw­icklung geeignet ist. Die E-Cross Germany soll ja weiter wachsen, sich von Düsseldorf aus ins weitere Bundesgebi­et ausdehnen. Heute bringen wir durch Partner und Sponsoren eine sechsstell­ige Summe zusammen, für einen Deutschlan­d-Cup werden wir uns weiter profession­alisieren. Außerdem wollen wir 2018 einen Kongress für Unternehme­n zum Thema E-Mobilität veranstalt­en, ebenfalls in Düsseldorf. Auf schulische­r Ebene würde ich übrigens gerne eine Partnersch­aft mit einem Düsseldorf­er Gymnasium eingehen. Wir präsentier­en uns am 16. November als Modellschu­le für Nachhaltig­keit bei einer Veranstalt­ung der Verbrauche­rzentrale im Wissenscha­ftspark in Gelsenkirc­hen.

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Jens Ohlemeyer hat sein altes Auto verkauft und setzt aufs Rad, auf die Bahn oder auf Carsharing, um mobil zu sein.
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