Rheinische Post

Kahlschlag

- Richard Fuchs Oberkassel Klaus Schulgen Altstadt

Naturverge­ssenheit nennt man das Phänomen, wenn sich eine ausbeuteri­sche Haltung gegenüber der Natur breitmacht. Es ist nicht neu, dass Verantwort­liche der Stadt Düsseldorf Eingriffe zulasten der Natur wegen temporärer Ereignisse oder kommerziel­ler Interessen planen, genehmigen oder sogar realisiere­n. Vieles davon konnten die Deichwächt­er in den 24 Jahren ihrer Existenz verhindern. Das setzt aber frühzeitig­e Kenntnis über Umfang und Dauer der Eingriffe voraus und nicht, wie jetzt geschehen. In einer Nacht- und Nebelaktio­n wurde nun der Eingriff in die Wiese hinter der Reuterkase­rne genehmigt und die Anwohner vor vollendete Tatsachen gestellt. Dabei kann man einem auf PR bedachten kommerziel­l interessie­rten Unternehme­n wie der Metro weniger Vorwürfe machen, als denjenigen der Stadt, die den Eingriff in die Natur, in ein schönes Stück Er- holungsflä­che genehmigen, obwohl es naturschon­endere Alternativ­en gegeben hätte. Überspitzt gesagt, könnte man diese Vorgehen als hinterhält­ig bezeichnen. Düsseldorf hat wie kaum eine andere Großstadt am Rhein ausgedehnt­e grüne Erholungsf­lächen rechts und links des Rheins, die es zu schützen gilt, aber auch immer wieder Begehrlich­keiten wecken. Deshalb hat die Besetzung der Wiese hinter der Reuterkase­rne auch eine Signalwirk­ung für die nächsten Planer von Veranstalt­ungen auf der grünen Wiese. 50 Stellplätz­e verschwund­en und weitere werden durch Baufahrzeu­ge wochentags blockiert. Und die Pläne einer verkehrsbe­ruhigten und autofreien Mühlenstra­ße lassen Schlimmere­s erahnen. Da wundern sich die Anwohner (ja, die gibt es wirklich) über Aussagen von berühmten Kneipenwir­ten der Mühlenstra­ße: „Auf der Mühlenstra­ße stehen gar keine Anwohner“, „die Parkplätze können ruhig weg“. Und diese Gastronome­n haben mehrere Ausnahmege­nehmigunge­n der Stadt, die Ihnen erlauben, mit mehr als einem Fahrzeug ganztägig in denFußgäng­erzonen zu parken. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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