Rheinische Post

Stindl ist der Garant für große Sprünge

Vom Kapitän hängt es ab, inwieweit Borussia Mönchengla­dbach die Saisonziel­e erfüllen kann. Gegen RB Leipzig beschert er der Mannschaft mit seinem Tor zum 2:2 einen wichtigen Punkt beim Champions-League-Teilnehmer.

- VON KARSTEN KELLERMANN

LEIPZIG Bei Twitter lässt sich ausufernde Begeisteru­ng unter anderem durch die Wiederholu­ng eines Vokals darstellen. „Capitano“, schrieb der verletzte Mönchengla­dbacher Außenbahns­pieler Ibrahima Traoré am Samstag um 19.50 Uhr. Traoré versah den „Capitano“mit einer stattliche­n Anzahl des Buchstaben­s „o“, was bedeutete, dass er sehr angetan war von dem, was Lars Stindl, der Gladbacher Kapitän, gerade auf den Rasen des Leipziger Fußballsta­dions gezaubert hatte: einen mit seiner Edel-Innenseite wuchtig gestreiche­lten 22-MeterSchus­s, der in herrlicher Flugbahn vorbei am Leipziger Torhüter Peter brachten in Leipzig. In jener 61. Minute glich Stindl nicht nur aus, er belohnte damit sein Team für die engagierte Leistung, die Borussia zwei Rückstände aufholen ließ beim Champions-League-Teilnehmer aus Sachsen. Stindl war an fast allem beteiligt, was gefährlich war: Nach 90 Sekunden bediente er Jonas Hofmann, der aber weit über das Tor schoss, kurz vor der Pause war Gulacsi schneller als der Borusse, den Nachschuss versemmelt­e Raffael. Eigentlich hätte Stindl auch einen Elfmeter bekommen müssen, doch als er im Strafraum im Laufduell mit Dayot Upamecano zu Fall kam. blieb der Pfiff nach 70 Minuten und beim Stand von 2:2 aus.

Mit seinem Tor egalisiert­e Stindl auch den Vorteil seines Nationalma­nnschaftsk­ollegen Timo Werner, der das 1:0 für RB erzielt hatte. Stindl und Werner hatten sechs der zwölf Treffer des DFB-Teams beim Confed-Cup erzielt (je drei), im Finale gegen Chile hatte Werner Stindl das Siegtor aufgelegt. Nun schossen beide für sie typische Tore: Werner lenkte Bernardos Flanke mit der Fußspitze ins Ziel – im Stil eines klassische­n Mittelstür­mers. Stindl, der Stürmer-Regisseur, wählte die feine Klinge und beendete damit eine bis dahin gültige Leipziger Gesetzmäßi­gkeit dieser Saison: Immer wenn Werner getroffen hat, siegt RB. Nun gab es nur einen Punkt.

Es war Stindls 33. Tor im 88. Einsatz für Gladbach, das ist eine starke Bilanz. Dieses Tor jedoch war eines von besonderer Bedeutung: Es war das erste Bundesliga­tor des Nationalsp­ielers Stindl. Damit hat er auch alle Denkansätz­e beiseitege­schoben, die Russland-Reise habe doch mehr an ihm gezehrt als gedacht. Bisher hatte er nur zwei Tore vorbereite­t, das ist auch schon was. Doch die Ansprüche sind gestiegen, seit wegen des Confed Cups alle Welt weiß, wie eiskalt Stindl vor dem Tor sein kann.

Stindl ist als Kapitän die Leitfigur bei den Borussen, der Vorarbeite­r vor dem Tor. Es wird insbesonde­re auch von ihm anhängen, inwieweit die Borussen ihre Saisonziel­e erfüllen können. Aber sie haben eben nicht nur Stindl da vor. „Lars hat sich das Tor verdient, aber letztlich ist mir egal, wer von den Jungs trifft“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl. Hauptsache, sie treffen.

Bis Leipzig fehlte aber in der Liga jedwedes Stürmertor, der Makel ist nun behoben. Denn vor Stindl hatte schon Thorgan Hazard getroffen, der einen Elfmeter zum 1:1 ins Netz trat, Hofmann war von Bernardo umgeschubs­t worden. Der daheimgebl­iebene Traoré war auch vom Debüt-Treffer seines bestens Kumpels begeistert: Für Hazard packte er den Buchstaben „o“ebenso oft aus wie für Stindl.

Für den echten Knalleffek­t aber sorgte Stindls Tor: Es machte die Borussen zum gefühlten Sieger in Leipzig. Ob es für Stindl selbst tatsächlic­h der „Brustlöser“war, wird sich vielleicht schon morgen zeigen. Dann empfangen die Borussen den Aufsteiger VfB Stuttgart im Borussia-Park. Geht es nach Stindl und den anderen Borussen, wird es wieder ein Spiel mit ganz viel „o“.

 ??  ?? Erlösung nach 421 Minuten: Borussias Nationalsp­ieler Lars Stindl sorgt beim 2:2 gegen RB Leipzig für den Endstand in einem umkämpften Spiel.
Erlösung nach 421 Minuten: Borussias Nationalsp­ieler Lars Stindl sorgt beim 2:2 gegen RB Leipzig für den Endstand in einem umkämpften Spiel.

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