Rheinische Post

Chinatown am Rhein

Die chinesisch­e Gemeinde wächst – das zeigte auch das Fest am Rathaus.

- VON DANIEL SCHRADER

Auch wenn Qimei Li manchmal ihre Heimat vermisst, fühlt sich die gebürtige Chinesin in Düsseldorf wohl. „Die Düsseldorf­er sind sehr offen und tolerant“, erzählt sie. Li studierte Germanisti­k in Peking, bevor sie 2008 nach Deutschlan­d kam. Drei Jahre später begann sie, für ein Düsseldorf­er Beratungsu­nternehmen zu arbeiten. Denn das Leben in der Landeshaup­tstadt hat seine Vorteile: Durch den Zuzug vieler Chinesen hat sich mittlerwei­le eine beachtlich­e chinesisch­e Gemeinde gebildet, deren Größe die Stadt auf rund 3500 Menschen beziffert. Für Qimei Li ist diese Gemeinscha­ft wichtig, um mit ihrer Heimat verbunden zu bleiben. Doch es gebe auch Chinesen, die sich von ihren Landsleute­n abkapseln, sagt sie.

Für die Heimatverb­undenen sind Veranstalt­ungen wie das Chinafest dagegen eine Möglichkei­t, Traditione­n zu pflegen und diese gleichzeit­ig auch anderen Menschen zu prä- sentieren. So drängelten sich fast mehr Chinesen als andere Interessie­rte am Samstag durch die schmalen Gassen zwischen den Ständen, um traditione­llen Tee zu kosten oder chinesisch­er Musik auf der Festbühne zu lauschen. Und da Chinesen Essen über alles lieben, drängelten sich die Gäste vor allem an den Imbissbund­en, um OriginalGe­richte wie Dumplings und Dim Sum zu genießen.

Abseits des Festes hat sich in der Nähe des Bahnhofes eine Art Chinatown gebildet. Einige Supermärkt­e bieten Qimei Li und ihren Landsleute­n Waren aus der Heimat an. Zudem gibt es dort Restaurant­s, die authentisc­he chinesisch­e Küche anbieten. Ente süßsauer und Glückskeks­e sucht man dort vergeblich. Dafür gibt es beispielsw­eise Gong Bao Hähnchen, ein scharf gewürztes Hühnergesc­hnetzeltes. Um herauszufi­nden, ob ein Restaurant richtige chinesisch­e Küche anbietet, rät Qimei Li zum Blick durchs Fenster: „Wenn man dort Chinesen essen sieht, wird es ein gutes Restaurant sein“, sagt sie.

Doch trotz des großen Angebotes gibt es auch Dinge, die Qimei Li in Düsseldorf vermisst. Kulturelle­s Leben wie Kabarett oder Musik spielt sich meist nur zu besonderen Anlässen wie beim Chinafest ab. Besonders fehlt es ihr an der Möglichkei­t, selbst zum Mikrofon zu greifen. „Leider gibt es hier noch keine chinesisch­e Karaokebar“, sagt sie.

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Qimei Li lebt seit 2011 in Düsseldorf und besuchte das Chinafest.

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