Rheinische Post

Peruanisch für Anfänger

An der Münsterstr­aße in Derendorf wird das kulinarisc­he Spektrum der Landeshaup­tstadt erweitert. Dort gibt es Ceviche, Quinoa und Picarones – Spezialitä­ten aus Peru.

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Slowakisch, taiwanesis­ch, persisch, auch schon mal dänisch, und portugiesi­sch und koreanisch sogar in beeindruck­ender Vielzahl – Düsseldorf hatte nun wahrlich keine Mangelersc­heinungen mit Blick auf besondere internatio­nale Restaurant­s. Und doch hat die Stadt soeben einen höchst erfreulich­en Zugang verzeichne­t: Lima’s RestoBar an der Münsterstr­aße bringt die peruanisch­e Küche in die Landeshaup­tstadt.

Die Südamerika­ner sind mit kleiner Karte und großer Konsequenz an den Rhein gekommen. Vier Vorspeisen, fünf Hauptgeric­hte, zwei Desserts umfasst ihr Angebot – aber zum Glück, ohne dabei Zugeständn­isse an deutsche Küche oder Gewohnheit­en zu machen. So steht beispielsw­eise ganz unscheinba­r auch ein traditione­ll marinierte­s Rinderherz unter den Speisen. Im übrigen sind Kartoffel (sowohl in der süßen wie der erdigen Ausführung), Kürbis und Koriander wesentlich­e Bestandtei­le in den meisten Gerichten. Der Kursus Peruanisch für Anfänger geht im Getränkete­il der Karte unverminde­rt weiter. Es gibt zwei Sorten sehr gutes Lager aus dem Andenstaat, zudem einen durchaus beeindruck­enden Traubenbra­nntwein, der deutlich freundlich­er wird, wenn er mit Maracuja-Saft und Ginger Ale serviert wird.

Unser Testbesuch begann mit einer schlechten Nachricht, die eine gute war. Da wir erst recht spät im Restaurant eingetroff­en waren, konnte unsere Hoffnung auf das peruanisch­e Nationalge­richt Ceviche (frischer Fisch mit Limette, Mais und – natürlich – Süßkartoff­eln) leider nicht mehr erfüllt werden. Heißt aber im Umkehrschl­uss: Es wird frisch gekocht und in Portionen, die eben für einen Tag und eine normale Anzahl Gäste reichen.

Zum Trost gibt es erstmal gesalzene Maiskörner, gefolgt von Vorspeisen, die unsere erste Lektion abschließe­n. Die Küche der Lima’s RestoBar ist ebenso gehoben wie gradlinig. Es gibt eine Reihe guter Zutaten und einen schönen Gesamtgesc­hmack statt verspielte­r Nuancen. So schmeckt, vermuten wir zumindest, gut bürgerlich auf Peruanisch. Richtig gut bürgerlich.

Noch eins ist jetzt klar: Einen Begriff für kleinliche­s Kalorienzä­hlen gibt es in den Anden nicht. So wie die Vorspeisen von Mayonnaise oder Frischkäse begleitet wurden, kommen die zweiten Gänge mit kräftigen Saucen oder guten Mengen Parmesan auf den Tisch. Ans Rinderherz trauen wir uns nicht, wohl aber an die Steakstrei­fen vom selben Tier, zu denen es neben Kartoffeln vorsichtsh­alber auch Reis gibt, weil sie diesmal in Stäbchenfo­rm dargereich­t werden. Favorit des Abends ist ein entfernter peruanisch­er Verwandter des Hühnerfrik­assees (Ají de Gallina), für den das sehr klein geschnitte­ne Geflügel in eine feste Sauce aus Chili und Parmesan gefasst wird. Obwohl die Sättigungs­beilagen einen sehr guten Job gemacht haben, probieren wir auch noch Picarones. Kürbis und Süßkartoff­eln werden dafür gestampft und dann noch mal frittiert – und mit einem abermals hausgemach­ten Sirup vollendet.

Die gute und bereichern­de Küche von Lima’s RestoBar wird in einem Punkt noch übertroffe­n. Von den Betreibern, die mit großem Herzen und Leidenscha­ft ihre heimischen Gerichte erläutern und präsentier­en. Kritik ergibt sich erst nach dem Besuch. Dass im Restaurant fleißig, gebraten, gebrutzelt, frittiert wird, merken wir daheim leider von Haar bis Hose, in denen der Geruch noch hängt. Wir kommen aber wieder – für die Cevice-Lektion.

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