Rheinische Post

„Star Trek“startet mit „Discovery“neu

Ab Montag bricht Netflix mit einem neuen Ableger in das Raumschiff-Enterprise-Universum auf. Die Handlung spielt zehn Jahre vor der Ur-Serie.

- VON LUDWIG JOVANOVIC

DÜSSELDORF Fast schien es, als würde die neue „Star-Trek“-Serie „Discovery“im Schwarzen Loch der Konzepte verschwind­en. Zunächst hatte der US-Sender CBS sie für Januar angekündig­t, dann wurde sie auf Mai und schließlic­h auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Bereits zuvor hatte sich der „Star-Trek“-Veteran Bryan Fuller („Deep Space Nine“, „Voyager“) als Hauptveran­twortliche­r der Serie zurückgezo­gen. Und dann drohte noch ein Streik der US-Drehbuchau­toren.

Ab dem 25. September soll „Discovery“nun doch in das seit 1966 etablierte Raumschiff-Enterprise­Universum starten – und das nahezu wörtlich: Die Serie spielt etwa zehn Jahre vor den Abenteuern der klassische­n Helden Kirk, Spock und McCoy. Die neue Hauptfigur ist mit Michael Burnham (Sonequa Martin Green/Sasha in „Walking Dead“) nicht nur eine Frau, sondern sie ist auf Vulkan groß geworden – unter Aufsicht von Sarek (James Frain). Und der ist der Vater der legendären „Star-Trek“-Figur Spock. Ob diese Pop-Kultur-Ikone dann auch in der Serie auftreten wird, ist indes noch nicht bekannt.

Was wir wissen: Burnham dient als Erster Offizier an Bord der Shenzhou. Und dieses Schiff nimmt offenbar Kontakt mit den kriegerisc­hen Klingonen auf. Das allerdings scheint schief zu gehen, und es droht ein Krieg zwischen dem klingonisc­hen Imperium und der Föderation. Burnham selbst verschlägt es in diesen Wirren auf das namensgebe­nde Raumschiff „Discovery“, das unter Captain Lorca (Jason Isaacs) nicht nur einen neuen Antrieb testet, sondern den Krieg verhindern will.

Sehr viel mehr ist noch nicht bekannt. Der US-Sender CBS und der für die internatio­nale Vermarktun­g gewonnene Partner Netflix halten sich bislang etwas bedeckt mit Informatio­nen. Es geht sogar so weit, dass CBS nun alle frühzeitig­en Kritiken vor der Ausstrahlu­ng untersagt hat. Nichts soll den Erfolg gefährden. Schließlic­h will CBS in den USA damit nicht nur seinen eigenen Online-Videodiens­t voranbring­en. Man möchte auch „Star Trek“neues Leben einhauchen: Der Kino-Film „Beyond“war vergangene­s Jahr kein großer Erfolg, die letzte Serie „Enterprise“vor zwölf Jahren fiel beim Publikum durch. Für den Erfolg hat CBS sehr viel Geld in die Hand genommen. Noch nie sah eine Fernsehser­ie in dem Enterprise-Universum so überragend gut aus. Optisch sind die Einflüsse aus den neuen Kino-Abenteuern zwar deutlich sichtbar. Ansonsten aber möchte man sich nicht an den Filmen orientiere­n, sondern an der Original-Serie aus den 1960ern und ihren Geschichte­n.

Fans der mittlerwei­le 51 Jahre alten Science-Fiction-Reihe, die „Trekkies“, könnten also aufatmen. Aber eben das tun sie nicht. Denn nach den ersten Ausschnitt­en wirkt die Serie überaus actionlast­ig und düster. Das ist an sich nichts Schlechtes, wenn es eben nicht „Star Trek“wäre. Von der optimistis­chen Vision, die Gene Roddenberr­y in den 1960ern schuf, bewege man sich recht weit weg, befürchten Fans. Und wenn Burnham davon spricht, dass man auf den Hals zielen und den Kopf abschlagen müsse, hat das tatsächlic­h nichts mehr mit den klassische­n Geschichte­n, ihren moralische­n bis philosophi­schen Betrachtun­gen und der Botschaft von Toleranz zu tun, die einst die Serie groß gemacht haben. Dazu kommt, dass die Klingonen nun anders aussehen: Sie sind haarlos und wirken noch brutaler als bislang. Das wiederum ist etwas, mit dem sich viele „Trekkies“noch nicht anfreunden können.

Es ist schwer, nach ersten Ausschnitt­en eine grundsätzl­iche Aussage über „Discovery“zu treffen. Es kann eine beeindruck­ende, fesselnde Serie sein – die aber vielleicht bis auf den Namen nur wenig mit „Star Trek“zu tun hat. Das Verbot von Vorab-Kritiken werten einige Fans im Internet aber bereits als ein sehr schlechtes Zeichen.

 ?? ?? Michelle Yeoh als Captain Philippa Georgiou (l.) und Sonequa Martin-Green (r.) als First Officer Michael Burnham. Mehr als 50 Jahre nach ihrem Debüt kehrt ein Ableger der Fernsehser­ie „Star Trek“auf den Bildschirm zurück.
Michelle Yeoh als Captain Philippa Georgiou (l.) und Sonequa Martin-Green (r.) als First Officer Michael Burnham. Mehr als 50 Jahre nach ihrem Debüt kehrt ein Ableger der Fernsehser­ie „Star Trek“auf den Bildschirm zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany