Rheinische Post

Gott in der Gemeinscha­ft erfahren

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Papst Johannes Paul II. hat bei vielen Weltjugend­tagen den Jugendlich­en zugerufen: „Ihr seid die Zukunft der Kirche, baut mit an einer Zivilisati­on der Liebe und der Gerechtigk­eit.“Klar, die jungen Menschen werden die sein, die in Zukunft das Gesicht der Kirche prägen, aber wo sind sie heute? Gleich nach der Firmung sind die meisten nicht mehr sichtbar im gemeindlic­hen Leben.

Offensicht­lich kann die Mehrheit der jungen Christen mit der uns so vertrauten Wirklichke­it der Ortsgemein­den und der Sonntagsme­sse als zentraler Feier nur sehr wenig anfangen. Der Kirchgang ist beliebig bis bedeutungs­los geworden. Wie kann das sein? Woran liegt es? Das liegt nicht unbedingt zuerst an der Gestaltung der Sonntagsme­sse, sondern eher an der besonderen Glaubenssi­tuation junger Menschen. Sie sind in der Regel suchende Getaufte, die noch keine oder nur sehr wenig Erfahrunge­n mit Gott gemacht haben und denen eine persönlich­e Beziehung zu Gott fehlt. So sind die meisten erst werdende Christen. Die Jugendlich­en, die nicht mehr durch gewachsene Traditione­n geprägt sind, leben diesen Status unbefangen aus.

Und hier sind wir an einem wichtigen Punkt angelangt: Unsere Ortsgemein­den setzen weiterhin das gewachsene und geprägte Christ-Sein voraus, in das Kinder und Jugendlich­e nur noch hineinsozi­alisiert werden müssen. Doch diese Sozialisat­ion funktionie­rt so nicht mehr. Viele Gruppierun­gen in den Gemeinden sind überaltert, die Jugendgrup­pen zu wenig offen für Suchende und damit oftmals auch nicht attraktiv genug für Außenstehe­nde.

Menschen suchen aber nach einer lebendigen Erfahrung von Kirche als Gemeinscha­ft, wie sie bei den Weltjugend­tagen gegeben ist. Dort, wo Gott in der Gemeinscha­ft erfahrbar wird und also Kirche da ist, wird sie immer Menschen, die auf der Suche sind, binden können. Die Kirche der Zukunft braucht also überzeugte Gläubige, die aus einer lebendigen Beziehung zu Gott ihr Christ-Sein leben und bezeugen. Sie braucht Kreativitä­t und Geduld, damit junge Menschen Zugang zum Geheimnis Gottes finden können. Und nicht nur junge Menschen! Alles im Leben ist „Beziehung“und deshalb ist „Beziehung“auch alles im Glauben! Pfarrer Norbert Fink, Stadt-und Kreisjugen­dseelsorge­r Düsseldorf, Rhein-Kreis Neuss und Mettmann.

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Pfarrer Norbert Fink blickt auf die Zukunft der Kirche.

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