Rheinische Post

Dem Clásico droht das Aus

Katalonien will sich von Spanien abspalten. Das Referendum könnte auch Konsequenz­en für den FC Barcelona haben.

- VON FLORIAN KREBL

BARCELONA/BERLIN (sid) Die Primera División ohne den FC Barcelona, das Aus für den Clásico – und Lionel Messi in der sportliche­n Bedeutungs­losigkeit. Was wie ein Hirngespin­st klingt, könnte tatsächlic­h wahr werden. Dann, wenn sich Katalonien im Zuge des Unabhängig­keitsrefer­endums am Sonntag von Spanien abspaltet. „Wenn das Erfolg hat, werden katalanisc­he Klubs nicht mehr in der spanischen Liga spielen können“, sagte Liga-Chef Javier Tebas der Zeitung „El País“.

Der Grund dafür ist einfach: „Das Gesetz besagt, dass der einzige Staat, der an nationalen spanischen Wettbewerb­en teilnehmen darf, Andorra ist“, sagte Tebas. Damit Barca auch nach einer Abspaltung Katalonien­s in „La Liga“spielen darf, könne zwar im Parlament in Madrid eine entspreche­nde Rechtslage geschaffen werden. Da die Regionalre­gierung Katalonien­s das Referendum aber trotz eines Justizverb­ots abhält und der FC Barcelona die Unabhängig­keitsbeweg­ung unterstütz­t, scheint dies unwahrsche­inlich. Katalonien­s Sportminis­ter Gerard Figueras entwickelt­e teils abenteuerl­iche Gedankensp­iele: „Im Fall der Unabhängig­keit müssen die katalanisc­hen Teams entscheide­n, wo sie in Zukunft spielen wollen: in der spanischen Liga oder in einem Nachbarlan­d wie Italien, Frankreich oder der englischen Premier League.“Figueras zufolge ist ein Ausscheide­n Barcas aus der Premier División also keinesfall­s besiegelt. Tebas hatte jedoch bereits Anfang September betont, dass sich „Barca nicht aussuchen könnte“, in welcher Liga sie spielen.

Für Barca wird der Sonntag in jedem Fall ein besonderer Tag. Parallel zur historisch­en Abstimmung empfängt der 24-malige Meister im altehrwürd­igen Camp Nou um 16.15 Uhr UD Las Palmas. „Ganz of- fensichtli­ch wird das kein normaler Tag, sondern ein wichtiger in der Geschichte unseres Landes. Dennoch müssen wir uns auf das Fußballspi­el besinnen“, sagte Barcas Vize-Präsident Jordi Cardoner. Ein Spiel, das eines der letzten Partien des Traditions­vereins in der Liga sein könnte, der er seit der Gründung im Jahr 1929 angehört.

Mit den Erstligakl­ubs Espanyol Barcelona und FC Girona sowie den Zweitligis­ten Gimnastic Tarragona und FC Reus müsste Barca dann wohl in einer eigenen katalanisc­hen Liga antreten. Der sportliche Wert wäre mehr als überschaub­ar. Würde sich der Freistaat Bayern von Deutschlan­d abspalten und Bayern München künftig nur noch gegen den FC Augsburg, den FC Ingolstadt und den 1. FC Nürnberg spielen, nähmen die Superstars schließlic­h auch schnell Reißaus. Barcas TopSpieler wie der fünfmalige Weltfußbal­ler Messi oder Deutschlan­ds Nationalto­rhüter Marc-André ter Stegen hüllen sich bis dato beim Thema Referendum in Schweigen.

„Die katalanisc­he Liga wäre in etwa wie die in den Niederland­en, die TV-Anstalten würden nicht mehr dieselben Summen wie derzeit zahlen“, sagte Tebas: „Barcelona wäre sicherlich nicht länger ein großer europäisch­er Klub.“Stich- wort Europa: Auch die ChampionsL­eague-Teilnahme Barcas wäre in Zukunft stark gefährdet, da der europäisch­e Fußballver­band Uefa Katalonien aufgrund der Querelen mit der spanischen Regierung wahrschein­lich zunächst nicht anerkennen würde.

Große Sorgen macht sich ausgerechn­et Barcas größter Rivale Real Madrid. „Ich kann mir die spanische Liga nicht ohne Barcelona vorstellen“, sagte Real-Trainer Zinédine Zidane.

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