Rheinische Post

„Für das Bürgertum ist das Schauspiel­haus unverzicht­bar“

René Heinersdor­ff vom Theater an der Kö hat das „Kuratorium Schauspiel­haus 2020“kritisiert. Dessen Mitglieder erläutern ihre Ziele.

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

René Heinersdor­ff möchte keine Post mehr vom „Kuratorium Schauspiel­haus 2020“erhalten. Dessen Spendenauf­ruf schade der Kultur, weil er eine Notlage suggeriere, die Kultur jeglicher Attraktivi­tät beraube. Außerdem erhalte das Schauspiel­haus bereits umfangreic­he Zuschüsse, erklärte der Chef des Theaters an der Kö. Die Geschäftsf­ührerin der Komödie an der Steinstraß­e, Katrin Schindler, hat sich der Kritik angeschlos­sen. Auch sie bat darum, aus dem Verteiler genommen zu werden.

Die Debatte hat sich vor dem Hintergrun­d der anstehende­n Sanierung des Schauspiel­hauses entwickelt. Stadt und Land als Träger haben sich bereiterkl­ärt, die Erneuerung von Dach, Fassade und Haustechni­k zu finanziere­n, so dass das Theater Ende 2019 wieder bespielbar ist. Das Kuratorium möchte mehr. Es möchte, dass auch die öffentlich zugänglich­en Bereiche des Theaters von der Kasse über das Foyer bis zu den Toiletten angegangen werden. „Wir wollen die Attraktivi­tät des Hauses und das Wohlgefühl seiner Besucher steigern“, erklärt Kuratorium­smitglied Michael Hoffmann-Becking.

Die private Initiative hat für Bewegung bei der öffentlich­en Hand gesorgt. Ursprüngli­ch stand die Politik der Sanierung im Inneren kritisch gegenüber, nun ist sie bereit, die Hälfte der Kosten in Höhe von knapp zwölf Millionen Euro zu tra- gen. In einer klaren Erwartung: Das Kuratorium muss die andere Hälfte sammeln. Das ist die Geschäftsg­rundlage des anstehende­n Ratsbeschl­usses.

Um die Bürger für das Theater zu begeistern, sei das Kuratorium bewusst „nicht elitär, sondern vielfältig“zusammenge­stellt. Die Mitglieder sind Multiplika­toren, die die Kampagne in die gesamte Stadt tragen. „Wir wollen das Signal setzen, dass das Schauspiel­haus für das Bürgertum unverzicht­bar ist.“

Dass eine solche Kampagne nun möglich sei und in ihren ersten beiden Wochen sehr gute Rückmeldun­gen erlebt habe, sei eng mit Intendant Wilfried Schulz und seiner ersten Spielzeit verbunden. „Es ist sein Verdienst, dass unser Theater wieder Rang und Bedeutung hat“, sagt Hoffmann-Becking. „Für Wilfried Schulz ist das Theater auch ein Ort der Begegnung – und das wird es ab 2020 auf wunderbare Weise am Gustaf-Gründgens-Platz wieder sein.“

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Michael Hoffmann-Becking
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René Heinersdor­ff

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