So netzwerkt man richtig
(rps) „Netzwerken ist das A und O!“Sagt man so. Hört man immer wieder. Besser aber wäre: „Richtig zu netzwerken, ist das A und O!“Denn ohne zu wissen, was es bedeutet, gewinnt man wenig. Ohne es zu tun, verliert man viel. Dorothee Schulte netzwerkt von Paris bis Toronto, von Brüssel bis Frankfurt, von Düsseldorf in die weite Welt. Im Interview erzählt die Projektleiterin Marketing und Sales der IST-Hochschule für Management von flüchtigen Begegnungen und dauerhaften Geschäftsbeziehungen, von Hemmungen und Erfahrungen – und von einer Kirsche auf dem Arbeitskuchen. Frau Schulte, wie viele Freunde haben Sie? SCHULTE Über 1000 – wenn Sie auf meine Kontakte bei Xing, Facebook und LinkedIn anspielen. Aber das hat natürlich noch nicht unbedingt etwas mit Freundschaften oder mit Netzwerken zu tun. „Netzwerken“ist in aller Munde – ohne scheint gar nichts zu gehen. Was genau meint denn der Begriff ? SCHULTE Ich verstehe unter Netzwerken den Zusammenschluss und Austausch von Menschen im Berufsumfeld zur Förderung der beruflichen Ziele. Und wenn der Beruf einem Spaß macht, bedeutet Netzwerken auch einen persönlich bereichernden Austausch mit spannenden Menschen. Was genau ist der Unterschied zwischen „Ich treffe jemanden und unterhalte mich flüchtig“und „richtigem Netzwerken“? SCHULTE Netzwerken ist vor allem nachhaltig. Aus einer scheinbar flüchtigen Begegnung entwickeln sich dauerhafte Geschäftsbeziehungen. Dabei fließt manchmal auch kein Geld. Vielmehr geht es um Unterstützung. Unabhängig, ob es sich bei der Plattform um Xing, LinkedIn oder – wie bei Hochschulen – um eine Alumni-Gruppe handelt. Woraus besteht Netzwerken? SCHULTE Aus Menschen, Menschen, Menschen. Dazu kommen ein paar berufliche Gemeinsamkeiten, ein Schuss Offenheit, Zuverlässigkeit und manchmal auch private Überschneidungen. Wie wichtig ist Netzwerken heutzutage? SCHULTE Sehr wichtig. Netzwerken bereichert den Beruf und erleichtert die Arbeit. Für mich ist das Netzwerken die Kirsche auf der Arbeitstorte. Warum genau ist Netzwerken so wichtig? SCHULTE Das gilt nicht pauschal für alle Berufsgruppen. Aber: Wenn man im Dienstleistungssektor arbeitet, gehört es einfach dazu. Informationen kann man über viele Kanäle beschaffen, am leichtesten im Internet. Kontakte hingegen – abgesehen von FacebookPseudo-Freunden, die man kaum kennt, – erarbeitet man sich. Und man muss sie pflegen. Welche konkreten Vorteile haben Sie durch Ihr Netzwerk? SCHULTE Ich habe mehr Spaß in meinem Job. Und ich habe mehr Verbundenheit mit meiner Arbeit und den Menschen in meinem Berufsumfeld. In welchen Branchen ist Netzwerken heutzutage unverzichtbar? SCHULTE Wichtig ist es für jede Branche, allein schon für den Austausch fachlicher Themen. Unverzichtbar ist Netzwerken vor allem in Berufen, die im weitesten Sinne etwas mit Einkauf oder Vertrieb zu tun haben. Besonders sichtbar wird Netzwerken in der Politik und der Verbandsarbeit. Aber eben auch im Geschäftsleben. Welche Voraussetzungen braucht man zum Netzwerken? SCHULTE Zum Netzwerken braucht man Offenheit, Interesse an Menschen, Überzeugungsfähigkeit, die Fähigkeit, jemanden zu begeistern und Zuverlässigkeit. Zusätzlich sind eine gute Allgemeinbil- dung und eine gute Rhetorik wichtig. Wie baue ich mir mein Netzwerk auf? SCHULTE Begegnungen, Kontakte, und Beziehungen kann man nicht planen. Aber ja: Man kann das Thema „eigenes Netzwerk“strukturiert angehen. Zunächst sollte man sich online, per Newsletter, in Fachzeitschriften und durch Verbandsanfragen informieren, wann und wo welche branchenrelevanten Veranstaltungen stattfinden. Und die dann alle abklappern? SCHULTE Nein. Nicht alle. Zuerst wird nach Relevanz, Besuchern, Kosten und Ort priorisiert. Und dann gehe ich auch nicht einfach mal da hin. Ich bereite mich vor: Wen kann ich da treffen? Bin ich ausreichend vertraut mit den Themen, die mich erwarten? Wie ist der Dress-Code? Am Anfang ist das sehr viel Arbeit. Mit der Zeit wird das Netzwerken ein Selbstläufer. Haben Sie noch einen persönlichen Tipp? SCHULTE Ja, sich vorher Ziele zu setzen. Mit wem möchte ich sprechen und wie viele Kontakte will ich mitnehmen? Auf den meisten Veranstaltungen sind grundsätzlich alle Menschen offen für ein gutes Gespräch. Wie gehen Sie an der IST-Hochschule mit dem Thema Netzwerken um? SCHULTE Netzwerken ist fester Bestandteil unserer Studiengänge. Auch in den Management-Weiterbildungen am ISTStudieninstitut gehören sie zu den fixen Inhalten. Darüber hinaus laden wir regelmäßig unsere Studierenden ein, bei großen Branchentreffen und Events mit dabei zu sein und so selbst erste Kontakte in die Szene zu knüpfen. Was war Ihr größtes Netzwerktreffen bislang? SCHULTE Das kann ich nicht sagen, da jede Messe zu einer Netzwerkveranstaltung werden kann. Generell mag ich persönlich aber die kleineren Formate mit 30 bis 300 Personen. Und wo würden Sie gerne mal netzwerken? SCHULTE Am liebsten sind mir Veranstaltungen, bei denen das Wetter gut ist. Die Menschen sind offener und kommunizieren auch positiver. Also entweder ohne Regen mit Temperaturen über 18 Grad in Deutschland – oder irgendwo sonst, wo das Wetter passt. Zum Beispiel auf dem „Montjuïc“, dem Hausberg von Barcelona.