Ein Buch über 80 Jahre Künstlersiedlung
Im Jacobihaus stellte Herausgeberin Corina Gertz die legendäre Franz-Jürgens-Straße vor.
PEMPELFORT Selbst Stehplätze waren zu der vom Künstlerverein Malkasten initiierten Präsentation des Buches „80 Jahre Künstlersiedlung Golzheim“im Jacobihaus Mangelware. So erklärte Corina Gertz, Herausgeberin, Künstlerin und Bewohnerin eines der Häuser in der fast legendären Franz-Jürgens-Straße vor großem Publikum: „Ich habe alles zusammengetragen, was ich gefunden habe.“
Und das ist eine beachtliche Portion Kunst- und Stadtgeschichte in Form von Porträts der Künstler, die in den vergangenen 80 Jahren in der Siedlung gelebt und gearbeitet ha- ben. Dazu gehören detaillierte Berichte von Dorette Khezri. Die Tochter des Bildhauers Carl Vilz (19141945) berichtet über ihre ab 1942 in der Künstlersiedlung verbrachte Kindheit, beleuchtet die Furcht vor der Zerstörung der Kunst durch die Nationalsozialisten und andererseits den ausgeprägten Gemeinschaftssinn: „Für mich war die Franz-Jürgens-Straße die schönste und gemütlichste Straße in Düsseldorf“.
Sie erzählt, dass ihr Vater 1945 als vermisst erklärt wurde und ihre Mutter mit Erfolg darum kämpfte, in dem Atelier wohnen bleiben zu können. An der Beliebtheit dieses Ortes hat sich bis heute nichts geän- dert. Im Gegenteil: „Diese Künstlersiedlung ist etwas ganz Besonderes“, fasst Historikerin Stefanie Schäfers mit Blick auf die wechselhafte Geschichte zusammen. Und auch Robert Hartmann, Vorsitzender des Künstlervereins Malkasten, und Vorstandsmitglied Melanie Richter finden: „Dieses Modell ist mit anderen Künstler-Kolonien nicht zu vergleichen.“Aufschluss darüber, wie es weitergeht, sollte die Diskussion „Förderwürdigkeit und Erhalt der Siedlung“geben. Als Podiumsgäste sind sich Stefanie Schäfers und Corina Gertz einig: „Die Siedlung muss erhalten und geschützt werden.“Hier sei die Stadt gefragt.
Aber Kulturamtsmitarbeiterin Karin Rauers – als Podiumsdiskussions-Mitglied angekündigt – hatte sich krankheitsbedingt abgemeldet. Die Meinung des Publikums jedoch war eindeutig: „Das Verhalten der Stadt dient nicht dem Erhalt der Siedlung.“So wird bemängelt, dass neu zu vermietende Ateliers inzwischen nicht mehr zum Wohnen genutzt werden dürfen. „Schließlich ist die eigentliche Idee dem Kommerz zum Opfer gefallen“, finden einige Anwohner, die namentlich aber nicht genannt werden möchten. Sie alle hatten anschließend bei Live-Musik mit dem „Kaiser Trio“Gelegenheit, sich über ihr Leben dort auszutauschen.