Rheinische Post

Paris zeigt, wie ein autofreier Sonntag funktionie­rt

Köln hat für den „Tag des guten Lebens“den deutschen Nachbarsch­aftspreis erhalten. In Hannover arbeiten Stadtmarke­ting und Umweltamt zusammen. In Düsseldorf aber gibt es noch keine Ideen.

- VON NICOLE KAMPE

Einfach auf die Straße raus, ohne auf Autos und Motorräder und Busse und Roller achten zu müssen, einfach mit dem Rad durch die Innenstadt fahren und sorglos den Kindern auf ihren Skateboard­s und Inlinern zuschauen. „Einfach mal die Stadt anders erleben“, sagt Ratsmitgli­ed Dietmar Wolf von den Grünen, der einen autofreien Sonntag wieder zum Thema machen will. Wie kann ein solcher Tag organisier­t werden? Wolfs Ansatz ist nicht, die ganze Stadt zu sperren, so wie es Paris zuletzt gemacht hat. „Ein Bereich im Zentrum wäre eine Möglichkei­t“, sagt er – von der Oststraße bis zum Rhein, und der Graf-AdolfStraß­e bis zum Hofgarten. „Gekoppelt an Veranstalt­ungen wie die Tour, den Bücherbumm­el oder den Marathon geht der autofreie Sonn- tag aber unter“, sagt Lerke Tyra, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Allgemeine­n Deutschen FahrradClu­bs (ADFC). Andere Städte machen es vor, „in Düsseldorf ist ein solcher Tag längst überfällig“, findet Tyra. Wie setzen andere Städte den autofreien Sonntag um? Im Kölner Stadtteil Deutz hat im Sommer der „Tag des guten Lebens“stattgefun­den. Die Bürgerinit­iative Agora Köln ermöglicht seit 2013 den Bewohnern eines Viertels, ihren Stadtteil einen Tag lang so zu gestalten, wie sie ihn sich wünschen. 2017 wurde das Projekt mit dem deutschen Nachbarsch­aftspreis ausgezeich­net.

In Hannover steht der Termin für 2018 bereits fest: Am 3. Juni soll wieder der autofreie Sonntag gefeiert werden, mit Gastronomi­e und Ständen, die zu Klima- und Umweltschu­tz informiere­n. Das Umwelt- amt und das Stadtmarke­ting organisier­en den Aktionstag dort. Ähnlich sieht es in Paris aus, wo die Stadtverwa­ltung vor vier Wochen ein Fahrverbot erstmals für die ganze Stadt ausgerufen hatte. Nur Busse, Taxis und Notfallwag­en durften von 11 bis 18 Uhr fahren. Warum hat es ein solches Konzept bisher nicht in Düsseldorf gegeben? Ein autofreier Sonntag ergibt sich nicht aus der Straßenver­kehrsordnu­ng, „anlassbezo­gen können Bereiche freigemach­t werden“, sagt Michael Buch von der Stadt. Er muss also gekoppelt an eine Veranstalt­ung sein. Eine Ratsanfrag­e der Linken ist an Düsseldorf Marketing weitergele­itet worden, auch dort denkt man an eine Verbindung: „Man könnte zum Beispiel beim Gourmet-Festival die autofreie Zone ausweiten“, sagt Sandra Skrzynska. Nur ein reiner autofreier Sonntag aber würde in Tyras Augen eine Signalwirk­ung haben. „Bürger könnten Ideen einbringen, dazu würde es ein Fest geben“, sagt Tyra. Zumal der Beschwerde­ausschuss, an den sich der ADFC im März 2016 wandte, „für einen solchen Tag gestimmt und das Ganze dann an den Verkehrsau­sschuss weitergege­ben hat“, sagt Tyra. Wie groß wäre der Aufwand für die Stadt, einen solchen Tag auszuricht­en? Ein erhebliche­r Personalau­fwand über mehrere Monate würde die Planung bedeuten, die Zahl der Mitarbeite­r, die damit beschäftig­t wären, „kann nur im konkreten Fall abschließe­nd benannt werden“, sagt Stadtsprec­her Michael Buch. Ähnlich sieht es mit den Kosten aus. In jedem Fall aber seien die Reaktionen zu den Sperrungen bei der Tour „fast ausnahmslo­s positiv gewesen“, sagt Buch.

 ??  ?? Einen autofreien Sonntag gab es in Paris zuletzt am 1. Oktober. An diesem Tag galt das Fahrverbot erstmals sogar für die ganze Stadt. Tausende Menschen flanierten über die sonst so viel befahrene Champs-Élysées.
Einen autofreien Sonntag gab es in Paris zuletzt am 1. Oktober. An diesem Tag galt das Fahrverbot erstmals sogar für die ganze Stadt. Tausende Menschen flanierten über die sonst so viel befahrene Champs-Élysées.

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