Rheinische Post

Italienisc­h für Ausflügler

Der „Trotzkopf “hat einen neuen Betreiber. Und der setzt nicht nur auf mediterran­e Küche.

- VON TORSTEN THISSEN

GRAFENBERG Die Lage ist ideal, da ist sich Francesco Lauriola sicher. Am Wochenende zum Beispiel, da stehen die Autos auf der Straße, weil auf den großzügig bemessenen Parkplätze­n am Grafenberg­er Wald kaum noch ein Platz zu finden ist. Lauriola hat Parkplätze vor der Haustür – ein Standortvo­rteil.

Zudem hat der Wald ja immer Saison. Man kann sich im Frühling über das frische Grün freuen, im Sommer über die Kühle zwischen den Bäumen. Im Winter locken dann romantisch­e Spaziergän­ge im knirschend­en Schnee, und im Herbst ist der Wald ja eh am schönsten. Für Lauriola war es ein großes Glück, dass er den „Trotzkopf“, jenes Lokal an der Rennbahnst­raße 7a, übernehmen konnte. Und für die vielen Düsseldorf­er, die den Wald als Naherholun­gsgebiet nutzen, ebenfalls. Zuletzt war das Lokal mit der altrosafar­benen Fassade und der romantisch­en und gleichzeit­ig urigen Atmosphäre nämlich nicht mehr auf höchstem gastronomi­schem Niveau. Man sieht das ja schon anhand der Bewertunge­n, an den Kritiken, die Gäste in den sozialen Netzwerken hinterlass­en. Da gab es Enttäuschu­ngen, die Lauriola nicht zu verantwort­en hat, gegen die er nun aber ankämpfen muss. Das Internet vergisst nicht so schnell. Damit müssen alle Gastronome­n leben, die ein Restaurant oder Lokal übernehmen.

Lauriola führt diesen Kampf mit der Gelassenhe­it eines erfahrenen Gastronome­n, gepaart mit italienisc­her Leichtigke­it. „Letztlich muss das Essen gut sein“, sagt er, sonst nutzt auch die beste Lage nicht.

Sein Rezept für den Trotzkopf ist einfach: bedingungs­lose Frische und gleichblei­bende Qualität. So lässt er sich kaum etwas liefern, fährt stattdesse­n selbst zum Groß- markt, um Gemüse, Fleisch und vor allem Fisch zu kaufen. Da fährt er auch gerne dreimal in der Woche zum Einkaufen hin. Aus der Tiefkühltr­uhe kommt bei ihm gar nichts, er hat noch nicht einmal eine, sondern nur ein kleines Eisfach. „Eben für Eis“, sagt er.

Lauriola war Chef im Linguini an der Rochusstra­ße, er hat 15 Jahre lang die Gastronomi­e im Cosmo Sports an der Diepenstra­ße in Gerresheim gemacht. Irgendwann machte der Körper nicht mehr mit, der Stress und die Hektik zwangen ihm eine Auszeit auf. Nun ist er in Grafenberg zurück.

Das Konzept ist natürlich italienisc­h geprägt. Auf der Karte stehen Antipasti, neben der Fischsuppe aus Apulien, es gibt Pasta und Salate und die Klassiker von Lamm und Kalb. Hinzu kommen immer Empfehlung­en, Fisch und Fleisch, die Lauriolas Gäste auf der Tafel finden können. Die Mittagskar­te ist kleiner und hat auch Positionen, die man nicht unbedingt mit Italien verbinden würde: Filetspitz­en Stroganoff mit Reis etwa oder Kalbsleber mit Kartoffelp­üree. In der Saison will er auch Wild anbieten, schon jetzt bereitet Lauriola die Martins- und Weihnachts­zeit vor. „Von kommender Woche an gibt es Gänsebrate­n“, sagt er.

Und doch müsse sich vieles auch noch finden. So will er etwa das Geschäft mit Kaffee und Kuchen am Nachmittag noch ausbauen. Viele Spaziergän­ger schätzten die Terrasse und den Wintergart­en, besonders wenn sie Hunde dabei haben, um Kaffee zu trinken.

Italienisc­he Kuchen oder ein Apfelstrud­el passen dazu perfekt. Auch kann er sich mehr Gruppen vorstellen, denen er einen Mittagstis­ch machen könnte, die dann vielleicht ein paar Stunden dem Großstadtt­reiben entfliehen wollen, in den Wald.

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