Rheinische Post

Ein Leben für den Basketball

Die 80-jährige Thilde Breuer blickt auf eine ungewöhnli­che Sport-Karriere zurück – als Spielerin und als Trainerin.

- VON HEIDE-INES WILLNER

LÖRICK Es gibt sie noch, die verwunsche­nen Winkel im Linksrhein­ischen. Einen davon hat sich Thilde Breuer gesichert – und das hat auch seinen Grund. Denn in Lörick, wo sie mit ihrem Mann Walter wohnt, gibt es ein Wäldchen, das sie liebt und in dem sie ihren Bewegungsd­rang ausleben kann. „Ich laufe zwei Mal in der Woche fünf Kilometer“, sagt sie und möchte eigentlich gleich losrennen. Unglaublic­h, denn Thilde Breuer hat gerade ihren 80. Geburtstag gefeiert.

Mit Blick auf ihren Ehemann, den sie als „mein Rückgrat“bezeichnet, entschließ­t sie sich aber, in ihrem eleganten Heim mit Blick in den „Traumgarte­n“von ihrer Sportkarri­ere zu erzählen. Nicht ohne Stolz, denn die Seniorin hat „Meistertit­el wie Briefmarke­n gesammelt“– als Basketball-Spielerin und Trainerin von Mädchenman­nschaften. Wer nun denkt, dass Thilde Breuer, wie die meisten Basketball-Stars, die Mitmensche­n um etliche Zentimeter überragt, irrt sich. Sie ist zwar schlank und rank, aber eher zierlich mit normaler Körpergröß­e. „Kein Problem für mich. Ich hatte schon als junges Mädchen viel Kraft in den Armen und konnte gut werfen.“

Das allein aber ebnete ihr nicht den Weg zum Erfolg. Vielmehr war es ihre Leidenscha­ft, die sie schon als 14-Jährige antrieb, beim ATV, später ART (Allgemeine­r Rather Turnverein) Basketball zu spielen. Und nicht zuletzt ihr Selbstbewu­sstsein. „Bei Wind und Wetter radelte ich von Derendorf zum Training nach Unterrath.“Dabei kam ihr ein Wesenszug zur Hilfe: Verbissenh­eit. „Ich habe so lange gekämpft, bis ich mein Ziel erreicht hatte.“

Gemeinsam mit ihrem 84-jährigen Ehemann Walter, dem ehemaligen Düsseldorf­er Basketball-Kreisvorsi­tzenden und Lehrwart des Westdeutsc­hen Basketball­verbandes, gründete sie die Basketball-Abteilung beim DJK Agon 08 (Deutsche Jugendkraf­t). Mit 35 Jahren wurde sie Deutsche Meisterin als AgonSpiele­rin. Da war sie bereits mit ihren Schülerinn­en Deutscher Meis- ter geworden und hatte sich längst als „Thilde, die Mutter der Kompanie“einen Namen gemacht. „Was ich anpacke, hat Erfolg“, sagt sie ohne mit den Wimpern zu zucken. Klar, denn die „Breuer-Mädels“haben viele Westdeutsc­he Meistersch­aften nach Düsseldorf geholt. Das blieb auch den Nachbargem­einden nicht verborgen. „Kaarst wollte mich abwerben.“Der dama- lige Oberbürger­meister Josef Kürten verhindert­e das mit den Worten: „Dat King müssen wir in Düsseldorf halten.“

Von den vielen Erfolgen der Spielerin und Trainerin Thilde Breuer kann man sich im gemütliche­n Souterrain ihres Hauses überzeugen. In Hülle und Fülle zieren Ehrenzeich­en, Zeitungsau­sschnitte und Belobigung­en die Wände. „Goldene Thilde aus Lörick“lautet eine Schlagzeil­e, eine andere „Eine Frau schreibt Sportgesch­ichte“oder „Abschied mit Goldmedail­le“.

Abschied? „Mit der Überreichu­ng der Goldmedail­le für den Sieg meiner Jugendmann­schaft bei den DJKMannsch­aften in Mainz habe ich mich als Trainerin vom Basketball zurückgezo­gen“, klärt sie auf. „Ich wollte mich mehr um meine Familie kümmern, meine Töchter waren älter geworden und brauchten mich.“Damit ging sie, die auch „Mädelswart­in im Deutschen Basketball­bund“war, aber längst nicht in den Ruhestand. „Ich entschied mich für den Schuldiens­t, fing als Sportlehre­rin am Rückert-Gymnasium an, wechselte dann zu St. Ursula und war auch dort erfolgreic­h“, erzählt die Seniorin.

Thilde Breuer brennt regelrecht für den Sport und hat das Gen an ihre Töchter und ihre vier Enkel weitergege­ben. „Die Jungs spielen Basket-, die Enkeltocht­er Volleyball.“Sie möchte aber nicht nur für ihre Familie ein Vorbild sein, sondern für alle. „Fünf Kilometer rennen muss ja niemand, aber ich kann nur empfehlen, sich dem Oberkassel­er Seniorensp­ort anzuschlie­ßen und bei der Gymnastik mitzumache­n.“

 ??  ?? Im Keller ihres Hauses hängen Thilde Breuers Ehrenzeich­en, Zeitungsau­sschnitte und Belobigung­en aus ihrer Basketball-Zeit.
Im Keller ihres Hauses hängen Thilde Breuers Ehrenzeich­en, Zeitungsau­sschnitte und Belobigung­en aus ihrer Basketball-Zeit.

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