Rheinische Post

Die Renaissanc­e der Elektromus­ik

Stefan Kewitz hat an der Bilker Allee den Plattenlad­en „Fundus“eröffnet. Der ist auf Techno und House spezialisi­ert, gleichzeit­ig aber auch eine Party-Location, die zum Start ins Wochenende mit Live-Streams bis zu 2500 Fans erreicht.

- VON MARC INGEL

FRIEDRICHS­TADT Der vierjährig­e Sammy liegt in seinem Körbchen und macht ein Nickerchen. Auch Stefan Kewitz wirkt mit seinen Kopfhörern an den Plattentel­lern tiefenents­pannt. Zumindest nicht so, wie ein Verkäufer in seinem Laden, der auf Gedeih und Verderb seine Waren an den Mann zu bringen versucht, um damit seinen Lebensunte­rhalt bestreiten zu können. Dabei sollte genau das doch das Ziel sein, wenn man ein Geschäft eröffnet.

Aber Kewitz lässt es ruhig angehen, er will seinen Plattenlad­en in einer ehemaligen Tierarztpr­axis nicht zuletzt dazu nutzen, Freunde zu treffen, ein Schwätzche­n zu halten oder jeden Freitag ab 18 Uhr mit einer Party das Wochenende einzuläute­n. Rund 30 Personen kommen dann zur Bilker Allee 174, der LiveStream – vier Kameras gibt es im Geschäft – erreicht bis zu 2500 Liebhaber einer ganz bestimmten Musikricht­ung. Denn Kewitz hat sich auf elektronis­che Musik spezialisi­ert, House und Techno, „beides erlebt zurzeit ein echtes Revival“, ist er überzeugt. Auf Vinyl versteht sich. „Die DJ-Kultur hat Vinyl ja überhaupt nur am Leben erhalten“, sagt Kewitz, der sich seit zwei Jahren tagtäglich mit Musik beschäftig­t.

„Fundus“hat Stefan Kewitz das Geschäft genannt, in dem der Kunde stets aus rund 2000 Schallplat­ten von 30 verschiede­nen Vertrieben wählen kann, was nicht heißt, dass damit das Angebot des 31-Jährigen erschöpft wäre. „Ich habe gerade erst einem Sammler 4000 Platten abgekauft, biete ebenso SecondHand-Ware an, tausche das Sortiment aber lieber regelmäßig, zumeist wöchentlic­h, aus, damit nicht alles so überladen wirkt.“Ohnehin ist nur eine Hälfte des Ladens dem Plattenver­kauf (mit der Möglichkei­t zum Reinhören am Schaufenst­er) vorbehalte­n, in der anderen thronen die Turntables von Kewitz auf dem DJ-Desk, ist der Rest des Raumes mit Couch und Sofa im RetroStyle zum Plaudern und Abhängen ausgestatt­et.

Der 31-Jährige war zuvor ausschließ­lich im Kulturmana­gement beschäftig­t, hat etwa DJs vermittelt. Als vorläufige Krönung dieses Jobs wird er jetzt über die beiden Feiertage im Szeneclub Golzheim unter der Theodor-Heuss-Brücke bei einer Marathon-Party mit 15 Under- ground-DJs aus Düsseldorf sein persönlich­es musikalisc­hes Konzept vorstellen. Gespielt wird mehr als 33 Stunden ausschließ­lich Vinyl. Die Veranstalt­ung beginnt am späten Abend des 30. Oktober und endet am 1. November um 7 Uhr. „Natürlich muss und kann man wahrschein­lich nicht die ganze Zeit bleiben. Es ist aber möglich, nach erstmalige­m Eintritt bei der späteren Rückkehr vergünstig­t zurück auf die Party zu kommen“, erklärt Kewitz.

Er hat in seinem Geschäft alles selbst umgebaut und auch künftig wird er mit seinem vierbeinig­en Partner alleine den Laden betrei- ben. Wenn er mal mit Sammy, einem Straßenhun­d aus der Türkei, den er bei sich aufgenomme­n hat, Gassi gehen muss, passt ein Freund so lange auf den Laden auf, „das klappt schon“, ist er überzeugt.

Natürlich hat er einen OnlineShop, „aber hier reinzukomm­en, die Platten in der Hand zu halten, zu fachsimpel­n, das ist dann doch noch mal etwas anderes, als online zu bestellen oder sich in einem anonymen Chatroom auszutausc­hen“. Das alles passt im Fundus an der Bilker Allee allein schon deswegen so gut, „weil ich hier lebe, weil das meine Ecke ist“.

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Stefan Kewitz will „Fundus“zu dem Plattenlad­en für elektronis­che Musik in Düsseldorf machen.

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