Der traurige Abschied der Air Berliner
Auf der Besucherterrasse warteten die Airline-Mitarbeiter auf den letzten Flieger der größten Fluggesellschaft in Düsseldorf.
Eigentlich ist die Besucherterrasse des Düsseldorfer Flughafens ein lauter, aber fröhlicher Ort. Immer wenn etwas großes, neues, prominentes den Weg nach Düsseldorf findet, dann herrscht reges Gedränge auf diesem Terminaldach – etwa, als der erste A 380 in DUS landete, als die nach der Stadt genannte Lufthansa-Maschine „Düsseldorf“eine außerplanmäßige Stippvisite in der Landeshauptstadt machte, wenn die Rolling Stones oder Iron Maiden mit dem eigenen Jet dort landeten.
Auch gestern war die Besucherterrasse rappelvoll. Doch diesmal herrschte keine heitere Stimmung. Auf der Besucherterrasse hatten sich Hunderte Mitarbeiter von Air Berlin versammelt. Tränenreich. Sie warteten auf den letzten Flieger von Air Berlin, der in Düsseldorf landen würde. Und wie vieles in der Geschichte der Airline, die mit Abstand die wichtigste für Düsseldorfs Flughafen war, war auch jene letzte Landung ungewiss. Der Flughafen hatte als letzte Ehrerbietung zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehr bereitgestellt. Mit Wasserfontänen sollte der Flieger geehrt werden. Ein symbolischer Akt, der sonst nur Erstflügen zuteil wird. Doch bis weit in den Abend war unklar, welcher der letzte Rot-Weiße sein wird, der sein Fahrwerk auf Düsseldorfer Boden setzt. Denn sowohl ein A 380 aus Rom als auch eine Dash 8 aus Mailand mit der berühmten AB-Kennung, waren für 22.45 Uhr avisiert.
Der letzte Start eines Air-BerlinFliegers war um kurz nach neun Flug AB 6049, Ziel: München. Vorher gab es eine große Zusammenkunft von Air Berlinern und Geschäftsfreunden. Reiseagent Marcus Dickmann etwa, der viele Jahre lang AirBerlin-Tickets am Airport verkaufte, ging mit seinen letzten AB-Kunden zum Terminal und später sogar bis auf das Rollfeld. Viele Passagiere hatten Tickets für diesen Flug allein aus nostalgischen Gründen gekauft. Es wurden Hunderte Handy-Fotos zur Erinnerung geschossen.
„Alles in allem sehe ich mit Schrecken, Sorge und Mitgefühl auf das Ende des Flugbetriebs. Mit Schrecken, weil die Interessen der Mitarbeiter oft mit Füßen getreten werden. Mit Sorge, weil die unmittelbare Zukunft für viele Angestellten auch heute noch absolut unklar ist. Und mit Mitgefühl, weil der Abschied für alle Mitarbeiter auch ein sehr emotionaler Moment sein wird“, hatte Markus Wahl, Sprecher der Vereinigung Cockpit, in einem Brief an die Mitarbeiter geschrieben.
Am Donnerstag hatte die Agentur für Arbeit eine eigene Jobbörse nur für die bald arbeitslosen Air-BerlinMitarbeiter gestartet. Insgesamt 16 Unternehmen warben im Beratungscenter der Agentur für Arbeit Düsseldorf um neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Den Beschäftigten der Airline bot sich die Möglichkeit, sich über die Arbeitgeber und mehrere hundert Stellenangebote zu informieren sowie erste Kontakte zu knüpfen. „Wir sind sehr gut vorbereitet und werden die Menschen intensiv bei der Stellensuche unterstützen“, sagte Agenturchef Roland Schüßler.