Rheinische Post

ÖKONOM Die mächtigste Notenbank der Welt

Die Fed bekommt einen neuen Chef. Jerome Powell steht in der Tradition der Vorgängeri­n. Die hat die Bank wieder zum LeitInstit­ut der internatio­nalen Finanzwelt gemacht.

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Das Federal Reserve System der USA ist eigentlich gar keine richtige Notenbank. Es besteht aus zwölf regionalen Notenbanke­n und den privaten Geldinstit­uten, die ab einer bestimmten Größe Mitglied in diesem System sein müssen. Die Fed, wie sie abgekürzt wird, ist eben anders als die Bundesbank oder die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) nicht am Reißbrett entstanden, sondern hat sich in vielen Finanzstür­men entwickelt.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist sie die mächtigste Notenbank der Welt. Und daran hat sich auch nach Einführung des Euro, nach der Finanzkris­e von 2008 und dem rasanten Aufstieg Chinas wenig geändert. Selbst der sprunghaft­e US-Präsident Donald Trump, der sonst mit seinen wirtschaft­spolitisch­en Eskapaden die Welt in Atem hält, hat bei der Nachfolge der erfolgreic­hen Fed-Chefin Janet Yellen Wert auf Kontinuitä­t gelegt. Er hätte auch die US-Ökonomin an der Spitze lassen können. Sie hatte nur das Pech, von Trumps Erzfeind Obama berufen worden zu sein.

Das hohe Renommee der Fed speist sich nicht allein aus der Wirtschaft­sstärke der USA. Die amerikanis­che Notenbank hat mit ihrer gleicherma­ßen auf Geldwert- und Finanzmark­tstabilitä­t ausgericht­eten Politik das Land im Großen und Ganzen gut durch die größte Finanzkris­e seit der Depression gesteuert, auch wenn Kritiker meinen, dass sie mit ihrer lockeren Politik zuvor auch dazu beigetrage­n hatte. In der Krise hat sie jedenfalls funktionie­rt. Dabei hat die Fed ihre Ziele der jeweiligen Problemlag­e viel flexibler angepasst als die EZB, die einen abrupten Regimewech­sel vollzog. Frühere Notenbanke­r wie Paul Volcker, Alan Greenspan und Ben Bernanke, aber auch die noch amtierende Yellen ließen sich kaum durch politische­n Druck beeinfluss­en. Die Fed war im guten Sinne eine technokrat­ische Institutio­n zum Wohle des Landes.

Die Story könnte weitergehe­n. Das hängt aber davon ab, ob Trump den Fed-Chef unabhängig agieren lässt. Denn anders als bei der EZB ist die Unabhängig­keit der Fed nicht gesetzlich festgeschr­ieben.

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