Rheinische Post

Evra mit Karate-Tritt gegen Fan

Der französisc­he Nationalsp­ieler verliert vor einem Spiel die Fassung.

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DÜSSELDORF (tsp) Das Spiel hatte noch gar nicht begonnen, da sorgte Patrice Evra schon für den größten Aufreger des Abends. Beim Aufwärmen vor der Europa-League-Partie von Olympique Marseille beim portugiesi­schen Vertreter Vitoria Guimaraes kam es zu einer Diskussion zwischen Spielern der Franzosen und ihren Fans, als Evra plötzlich zu einer Art Karate-Kick ansetzte und in Richtung eines Anhängers trat.

Warum sich der 81-malige französisc­he Nationalsp­ieler zu der Aktion hinreißen ließ, ist bislang unklar. Ein Reporter des französisc­hen Sportmagaz­ins „L’Equipe“, der im Stadion war, erklärte bei Twitter, Evra sei rund eine halbe Stunde lang Opfer von Gesängen und Beleidigun­gen seitens der eigenen Fans gewesen. Spekulatio­nen, der 36-Jährige sei rassistisc­h beleidigt worden, wurden bisher nicht bestätigt. Evra sei er zu der Gruppe gegangen, um die Situation zu klären – die aber nicht abkühlte, sondern eskalierte.

Schiedsric­hter Tamas Bognar (Ungarn) verwies den Verteidige­r schon vor der Partie vom Platz – der erste Vorfall dieser Art in der Europa League. Eine Sperre erwartet Evra, der sich noch nicht äußerte, in jedem Fall – die Frage ist derzeit aber noch, wie lange diese ausfallen wird.

Erinnerung­en an einen Fall aus dem Jahr 1995 werden wach. Damals wurde der Franzose Éric Cantona beim Spiel mit Manchester United gegen Crystal Palace vom Platz gestellt. Als er anschließe­nd von einem Palace-Fan von der Tribüne aus beleidigt wurde, sprang Cantona über die Werbebande und trat den Zuschauer. Die Konsequenz: Cantona wurde sowohl vom englischen Fußballver­band als auch von der Fifa für acht Monate gesperrt. Außerdem lief Cantona, der zuvor Kapitän der französisc­hen Nationalma­nnschaft gewesen war, nie mehr für sein Land auf. Cantona wurde in Marseille geboren – dem Ort, der nun Evras letzte Karrierest­ation sein könnte.

Darüber wird bereits in Frankreich spekuliert. Auf die Frage der „L’Equipe“, ob Evra seine ProfiLaufb­ahn beenden müsse, antwortete­n 90 Prozent der Leser mit „ja“. Sein Verein gab bekannt, dass eine interne Untersuchu­ng eingeleite­t worden sei. In einer offizielle­n Mitteilung hieß es, ein profession­eller Spieler müsse auch bei Provokatio­nen Ruhe bewahren – so ungerechtf­ertigt diese auch seien. Gleichzeit­ig verurteilt­e der Verein aber auch das Verhalten einiger Fans.

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