Auf den Spuren einer jüdischen Familie
Hannah Green-Sutton hat als Dreijährige die Pogromnacht in Düsseldorf überlebt. Auf Einladung ist sie aus den USA angereist, um heute Abend bei einem Gedenkgang an die Ereignisse zu erinnern.
Als die Nationalsozialisten ihr Elternhaus in der Pogromnacht 1938 überfallen, ist Hannah Green-Sutton gerade drei Jahre alt. Anders als viele der jüdischen Familien schaffen es die Oppenheimers – wie Hannah damals noch mit Nachnamen hieß – zu flüchten. 79 Jahre später reist Sutton mit ihrer Tochter aus den USA an, um zum Gedenktag der Pogromnacht an den damaligen Ort zurückzukehren. Sie möchte damit auch zeigen: Man darf die Geschichte nie vergessen.
Seit 2002 lädt der Arbeitskreis aus Evangelischer und Katholischer Kirche, der Gesellschaft für ChristlichJüdische Zusammenarbeit und der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf zum Gedenktag Zeitzeugen ein, die in der Pogromnacht die schrecklichen Ereignisse in Düsseldorf miterlebt haben.
„Natürlich wird es jedes Jahr schwieriger Zeitzeugen, zu finden“, sagt Hildegard Jakobs, stellvertretende Leitern der Mahn- und Gedenkstätte. Umso euphorischer war sie, als sie vor einiger Zeit zufällig auf ein Babytagebuch aus den 30erJahren stieß: „Luise Oppenheimer – die Mutter von Hannah – hatte akribisch fast jeden Tag festgehalten. Darunter auch die Ereignisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November. Noch nie habe ich so eine eindrucksvolle und präzise Schilderung der Pogromnacht gelesen, die bereits damals niedergeschrieben wurde.“
So kam der Kontakt zu Hannah Green-Sutton zustande, die sich über die Einladung des Arbeitskreises sehr gefreut hat. „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und bewundere ihre Arbeit. Es ist wichtig, an die Geschichte zu erinnern“, so Sutton. „Ich war damals erst drei Jahre alt und habe zum Glück keine eigenen Erinnerungen, weiß aber viel durch meine Eltern. Sie haben Düsseldorf sehr geliebt, und die Ereignisse haben uns natürlich geprägt.“ Dies sei ein interessanter Ansatz, findet Jakobs: „Wir haben dieses Jahr eine indirekte Zeitzeugin, die aber eindrucksvoll erzählen kann, was diese Vorfälle damals aus einer Familie gemacht haben.“
Mit dem Tagebuch und vielen weiteren Originalquellen und Bildern haben in den vergangenen Wochen auch die Oberstufenschüler des Friedrich-Rückert- und Leibniz-Montessori-Gymnasiums gearbeitet. „Die Schüler haben die damaligen Ereignisse in Workshops intensiv aufbereitet. Zunächst allgemein zur Pogromnacht und danach explizit zum Schicksal der Familie Oppenheimer“, sagt Andrea Kramp, Mitarbeiterin der Gedenkstätte.
Bei einem Gedenkgang, der heute um 18 Uhr vom Geburtshaus Suttons an der Parkstraße 74 startet und über das Marienhospital in Pempelfort zur St. Rochus-Kirche führt (in der um 19 Uhr der ökonomische Gedenkgottesdienst beginnt), werden die Schüler ihre Ergebnisse und Erkenntnisse über die damalige Zeit präsentieren. Angefangen von der schlimmen Verwüstung des Hauses an der Parkstraße, in dem Luise und Walter Oppenheimer brutal zusammengeschlagen wurden, bis zum Krankenhaus, in dem Luise drei Wochen mit einer schweren Kopfverletzung lag, bevor die Familie flüchten konnte. (RP) Das gibt es nur in Düsseldorf: Die Polizei zeigt Kindern mit einer interaktiven Puppenbühne, wie sie sich sicher im Straßenverkehr bewegen können. Oberkommissarin Sonja Martin und Hauptkommissarin Janett Louis gestalten Drehbuch, Bühne und Puppen – und verleihen nach ihren Auftritten in Kindergärten den „Fußgängerführerschein“. Die Bühnenproduktionen sind Teil des „Ampelindianer“-Programms.