Rheinische Post

Ein Markt, dem es an nichts fehlt

Blumen, Obst, Gemüse, Käse, Feinkost, Backwaren, frischer Fisch, Geflügel und Eier – der Markt auf dem Barbarossa­platz ist zwar nicht besonders groß, hat aber ein umfangreic­hes Angebot. Dienstags und freitags ist er geöffnet.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

OBERKASSEL Es kommen Anzugträge­r, die sich zur Mittagszei­t und nach dem Feierabend etwas zu essen holen. Eine Joggerin, die Kopfhörer hat sie noch in den Ohren, steht nach ihrer Laufrunde am Rhein verschwitz­t am Blumenstan­d an und nimmt einen Strauch weißer Rosen mit nach Hause. Zwei Teenies düsen mit ihren Fahrrädern davon, in ihren Körben langstieli­ge Blumen in Papier ummantelt.

Dienstags und freitags, wenn von 8 bis 18 Uhr Wochenmark­t auf dem Barbarossa­platz in Oberkassel ist, kommen die verschiede­nsten Menschen zusammen. Willem Kerssenber­g kennt viele seiner Kunden mit Namen, man duzt sich. Der Fischhändl­er ist seit 1992 auf Düsseldorf­s Märkten unterwegs und bringt seine Ware an Frau und Mann. Zum Barbarossa­platz kommt er meistens mit seinem großen Verkaufswa­gen. „Weil Oberkassel zu den besten Märkten gehört. Das hat auch mit dem Portmonee zu tun. Fisch ist bestimmt nicht billiger geworden, aber die Leute haben Vertrauen in uns und in die gute Ware“, sagt der Holländer, der die Entwicklun­g des Marktes in den vergangene­n Jahren positiv bewertet: „Er ist viel schöner als früher. Am Anfang gab es hier noch Unkraut, aber heute ist er sehr attraktiv. Dass der Markt von morgens bis abends geht, ist für uns ein Vorteil, denn so können später auch noch jüngere und berufstäti­ge Menschen zum Einkaufen kommen.“

Mit den zehn Stunden auf dem Wochenmark­t ist die Arbeit für Willem Kerssenber­g und dessen Kollegen aber nicht getan. Der Arbeitstag des Holländers beginnt zum Beispiel in der Regel um 3 Uhr in der Nacht, gegen 20.30 Uhr ist er erst wieder zu Hause. „Und das an sechs Tagen in der Woche“, sagt der Fischhändl­er.

Lange Tage hat auch Karin Birgels-Rahm immer, die mit ihrem Obst- und Gemüsestan­d gleich gegenüber steht. Wenn die Ware noch nicht am Abend zuvor gepackt wurde, wird damit morgens um 5 Uhr begonnen. Von ihrem Bio-Bauernhof „Hof am Deich“geht es dann um 6 Uhr von Meerbusch aus zu den Märkten der Stadt. Der 18-jährige Sohn Sven Rahm hilft, seit er den Führersche­in hat, aus, fährt mit dem Hänger morgens schon vor. „An die frühen Zeiten kann man sich gewöhnen. Mein Sohn geht jetzt auch nicht mehr so spät ins Bett“, sagt Karin Birgels-Rahm.

Auch wenn der Markt auf dem Barbarossa­platz offiziell erst um 8 Uhr öffnet, schauen die ersten Menschen schon vor der Arbeit ab 7 Uhr vorbei. „Wir sind seit knapp zehn Jahren hier und überwiegen­d kommen Stammkunde­n zu uns“, berichtet die Inhaberin des Bauernhofe­s. So ist es nicht verwunderl­ich, dass nicht nur viele mit dem Vornamen angesproch­en werden, sondern teilweise die Wünsche der Kunden schon vorauszusa­gen sind. „Jeder Markt ist anders, aber man lernt die Leute kennen“, sagt Karin Birgels-Rahm. Das Herzliche untereinan­der ist auch zu spüren, wenn man zum Blumenstan­d, dem Feinkosthä­ndler, Käsehändle­r, zum Bäcker und Geflügel- und Eierhändle­r weitergeht oder auf einer der vielen Sitzgelege­nheiten am Rande verweilt. Zur Begrüßung ist ein freundlich­es „Guten Tag“zu hören, zur Verabschie­dung wird ein schönes Wochenende gewünscht. Und eine junge Mutter – an den Füßen moderne Sneaker, an einer Hand einen hippen Old-School-Kinderwage­n und in der anderen das Smartphone, nimmt sich nach dem Einkauf kurz die Zeit, einer älteren Dame mit Rollator den Weg zu erklären. „Es ist einfach ein Top-Markt“, findet Fischhändl­er Willem Kerssenber­g.

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Willem Kerssenber­g ist Fischhändl­er auf dem Barbarossa­platz in Oberkassel. Er kennt viele seiner Kunden sogar mit Namen.
 ??  ?? Karin Birgels-Rahm verkauft Obst- und Gemüse auf dem Barbarossa­platz. Ihr Arbeitstag beginnt um 5 Uhr morgens.
Karin Birgels-Rahm verkauft Obst- und Gemüse auf dem Barbarossa­platz. Ihr Arbeitstag beginnt um 5 Uhr morgens.

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