Hercule Poirot ermittelt wieder
Kenneth Branagh gelingt mit „Mord im Orient-Express“eine großartige Neuauflage des Agatha-Christie-Klassikers.
Sidney Lumets „Mord im Orient-Expreß“gehört zu den großen Kinoklassikern der 1970er Jahre. Von Lauren Bacall, Albert Finney, Ingrid Bergman, Jacqueline Bisset bis zu Sean Connery, Anthony Perkins und Vanessa Redgrave reicht der Aufmarsch der Filmlegenden, die sich auf engstem Raum versammelten, um Agatha Christies populären Kriminalroman aus dem Jahre 1934 auf die Leinwand zu bringen. Die Messlatte hängt also ungewöhnlich hoch,
Auf dem Weg zurück nach London besteigt er in Istanbul den Orient-Express und mit ihm 13 weitere Fahrgäste. In einer langen Plansequenz fährt die Kamera durch den Bahnhof und langsam am Zug entlang, um durch die Fenster hindurch das Figurenarsenal vorzustellen, dessen prominente Besetzung es durchaus mit dem Original aufnehmen kann. Johnny Depp spielt den kriminellen US-Geschäftsmann Ratchett, der mit Assistent (Josh Gad) und Butler (Derek Jacobi) reist und die erste Nacht im Schlafwagen nicht überleben wird. Michelle Pfeiffer gibt die Witwe und Judi Dench die hochherrschaftliche Prinzessin. Penelope Cruz übernimmt von Ingrid Bergman die Rolle der verhuschten Missionarin. Willem Dafoe, Lucy Boynton, Daisy Ridley und Tom Bateman ergänzen die Erstliga-Besetzung.
In cineastischer Eleganz erstrahlt diese Aufbruchsequenz, die fast ohne Schnitt die Einfahrt des Zuges, die Ankunft der Fahrgäste und die Ausfahrt aus dem Istanbuler Bahnhof ins Bild fasst. Hier zeigt sich schon, dass sich das verwendete 65 mm Breitwandformat auszahlt, in dem zuletzt Christopher Nolans „Dunkirk“gedreht wurde. Am Anfang scheint es, als wollte sich Branagh ganz eng an das Original aus dem Jahre 1974 halten. Erst langsam beginnt er den Stoff vorsichtig zu variieren, flechtet kleine ActionEinlagen ins Geschehen ein und findet schließlich zu einem eigenen, dynamischen Erzählstil, der von der hervorragenden Kameraarbeit von Haris Zambarloukos effizient flankiert wird. Dabei gelingt Branagh das Kunststück, dass auch diejenigen, die das Original und die Auflösung des Mordfalles kennen, dem Geschehen gebannt folgen.
Dadurch dass jeder der zwölf Mitreisenden in Verdacht gerät, bietet der Film dem Ensemble nahezu ausgewogene Entfaltungsmöglichkeiten. Denn genau wie Lumets Vorlage ist auch Branaghs „Mord im Orient-Express“in allererster Linie großes Schauspielerkino. Es ist müßig darüber zu sinnieren, ob die Neuen den Alt-Stars das Wasser reichen können, aber das, was etwa Bewertung: