Rheinische Post

Gericht vertagt Christbaum-Prozess

Im Sommer 2018 sollen Zeugen zum Weihnachts­baum-Unfall befragt werden.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

STADTMITTE Der Streit um einen 2013 gleich zweimal umgefallen­en Christbaum an der Kö wird frühestens im kommenden Jahr entschiede­n. Das teilte gestern das Landgerich­t im Zivilproze­ss zwischen einer Versicheru­ng und der Stadt mit. Die Versicheru­ng hatte einer Kurierfahr­erin damals fast 17.000 Euro für Verletzung­en durch einen Arbeitsunf­all erstattet, nachdem die Frau an Heiligaben­d vor vier Jahren durch das Umkippen der sechs Meter hohen Tanne verletzt wurde, monatelang nicht arbeitsfäh­ig war. Dieses Geld will die Versicheru­ng jetzt von der Stadt zurück. Doch erst im Spätsommer 2018 sollen, so das Gericht, noch vier Zeugen zu dem Fall gehört werden.

Für die Anwohner, Flaneure und Geschäftsl­eute rund um die Kö war die prächtig geschmückt­e SechsMeter-Tanne damals ein Hingucker. Ende November aufgestell­t von Stadt-Mitarbeite­rn, fiel der Baum am 5. Dezember erstmals zur Seite. Verletzt wurde niemand. Doch beim zweiten Umkippen an Heiligaben­d rund drei Wochen später wurde die Kurierfahr­erin getroffen, erlitt einen Verrenkung­sbruch des Wadenbeins, zudem wurde ihr Sprunggele­nk beschädigt. Die Berufsgeno­ssenschaft erkannte das als Arbeitsunf­all an, die Versicheru­ng erstattete dem Baumfall-Opfer einen Gesamtscha­den von 16.094 Euro.

Doch die Stadt sieht sich nicht in der Verantwort­ung. Schon gar nicht für den zweiten Umfaller des Baumes, denn wer die Tanne nach dem ersten Umkippen wieder aufgestell­t hat, sei rätselhaft. Mitarbeite­r des städtische­n Gartenamte­s seien es nicht gewesen, so der Stadt-Anwalt zu Prozessbeg­inn vor zwei Monaten. Eine Verletzung der Verkehrssi­cherungspf­licht, wie von der klagenden Versicheru­ng behauptet, könne also nicht vorliegen. Der erste Umfaller der Tanne könne ja genauso gut durch zu üppige Dekoration verursacht worden sein – oder durch starke Winterwind­e, wie sie damals herrschten, also durch „höhere Gewalt“. Fakt ist: An Heiligaben­d 2013 herrschten in der Stadt Windgeschw­indigkeite­n von rund 70 km/h. Und dafür war die kippelige Tanne offenbar nicht sachgerech­t genug verankert gewesen.

Ob das die Schuld der Stadt war, will das Landgerich­t durch die Vernehmung von zwei Stadtmitar­beitern klären, durch Anhörung eines Anwohners sowie durch Befragung eines Passanten – und zwar Ende August 2018. Also rechtzeiti­g vor Beginn der übernächst­en Adventszei­t.

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